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Die Schleier der Verwirrung werden verdichtet

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Alles in allem haben die Bemühungen dieser Regierungsstellen mit denen anderer Biotech-Befürworter die Industrie in der Tat geschützt und gedeckt. Das ununterbrochene Unterdrücken von Fakten verbunden mit dem steten Streuen von Unwahrheiten hat so viel Verwirrung gestiftet, dass die Gentechnik zwar als Hauptursache der Katastrophe nicht ausgeschlossen werden kann und es gute Gründe für die Annahme gibt, sie habe eine zentrale Rolle gespielt, dass sich aber weder die Öffentlichkeit noch die meisten Journalisten und Wissenschaftler, die nach der Wahrheit suchen, dessen bewusst sind.

Wesentlich begünstigt hat diesen Irrglauben die Behauptung, der Filtrationsprozess sei schuld – und das Genspleißen sei somit freigesprochen. Obwohl überzeugende Beweise dagegen angeführt wurden, wurde an dieser Behauptung so eisern festgehalten, dass sie selbst Experten in die Irre führte, die sich bemühten, informiert zu bleiben. Über zehn Jahre nach der Epidemie traf ich mich mit einem angesehenen Biologen einer führenden Universität, der die Geschichte des toxischen Tryptophans zwar genauer verfolgt hatte als die meisten Wissenschaftler, aber dennoch zu der Überzeugung gelangt war, zu der tödlichen Verunreinigung sei es während der Reinigungsschritte gekommen. Er war recht überrascht, als er erfuhr, dass es keinen zwingenden Beweis dafür gab – und dass die Epidemie recht plausibel von der gentechnischen Veränderung herrührte. Diese Nachricht hätte auch den Biologen überrascht, der ein Buch über Biotechnologie schrieb, das 1993 bei Oxford University Press erschien. Darin behauptet er: „… das Problem wurde schließlich auf eine chemische Substanz zurückgeführt, die während des (vollkommen üblichen) Reinigungsverfahrens entstanden war, und hatte nichts mit der rekombinanten DNA zu tun.“ (51)

Aufgrund der umfangreichen und anhaltenden Falschinformation verschlimmerte sich die Verwirrung im Laufe der Zeit und führte zu drastischen Ergebnissen. Eines der auffälligsten zeigte sich in dem Bericht der New Zealand’s Royal Commission on Genetic Modification aus dem Jahr 2001. Durch eine Einschätzung der Kernpunkte der Gentechnologie sollte dieses hochrangige Gremium die Regierung beim Abstecken ihrer Politik unterstützen. Nach monatelangen Anhörungen gab die Kommission ihren Bericht heraus. In einem Abschnitt im vierten Kapitel ging es um das toxische Tryptophan. Systematisch in der Vorgehensweise und autoritär im Tonfall wird hier die Gentechnologie von der Verantwortung für die tödliche Verunreinigung vollständig entbunden. Doch dafür gestaltete der Bericht die Wirklichkeit grundlegend um.

Außer dass mehrere Fakten verdreht wurden, wirkte einiges auch aus der Luft gegriffen, denn es wurden Behauptungen aufgestellt, die nicht nur völlig unbegründet, sondern auch vollkommen neu waren. Ein Beispiel: In dem Bericht heißt es fälschlich (und eindeutig), alle mit der Krankheit in Zusammenhang stehenden Packungen stammten aus einer einzelnen Charge, was bedeutete, dass das Problem eine seltene Merkwürdigkeit war, die nichts mit dem laufenden gentechnischen Herstellungsverfahren zu tun hatte. (52) Ergänzend erklärte der Bericht, andere Hersteller neben Showa Denko hätten gentechnisch hergestelltes LT auf den Markt gebracht – und weil keines dieser Produkte irgendjemandem geschadet habe, sei es unwahrscheinlich, dass das Genspleißen EMS verursacht habe. (53) Doch diese Behauptung wurde durch keinen Beweis gestützt, sie widersprach der allgemeinen Auffassung, und es gab keinerlei Anhaltspunkt, dass sie vorher schon einmal gedruckt worden war.

Dann kam der Bericht zu einem vordergründigen Abschluss des Themas. In seiner erstaunlichsten Erklärung heißt es darin, US-Gerichte hätten die Frage geklärt und entschieden, die Epidemie sei nicht von der gentechnischen Veränderung verursacht worden, sondern von einem anderen Aspekt des Herstellungsprozesses. (54)

Doch ungeachtet der Gewagtheit der Behauptung und der majestätischen Ausstrahlung des Dokuments, in dem sie steht, ist sie völlig falsch. Und es ist schwer nachvollziehbar, wie die Kommission überhaupt darauf kam.

Als ich den Bericht das erste Mal sah, fiel mir diese Aussage besonders auf, denn obwohl ich mich eingehend mit dieser Epidemie beschäftigt hatte, hatte ich nicht nur nie eine solche Angabe gelesen oder gehört, sondern auch gute Gründe, sie anzuzweifeln. Darum setzte ich mich mit Crist in Verbindung, weil er sich viel gründlicher mit dem Thema beschäftigt hatte. Er staunte ebenfalls, weil auch ihm so eine Behauptung nie untergekommen war. Auf seinen Rat hin rief ich Don Morgan an, dessen Kanzlei Showa Denko in all den über 2000 Gerichtsverfahren gegen die Firma in den USA vertreten hatte. Von ihm erfuhr ich, dass fast alle Verfahren außergerichtlich entschieden wurden und es nur in drei Fällen zum Prozess kam. Außerdem sagte er, wegen des Charakters des Produkthaftungsgesetzes ging es hauptsächlich darum, ob das SD-Produkt Schaden zugefügt habe – deshalb sei es nicht notwendig gewesen, die Rolle der Gentechnik zu ermitteln. Daher wurde das Thema nie angeschnitten und keines der Urteile rührte in irgendeiner Weise daran.

Überraschend ist nicht nur, dass die Kommission so viele nachweislich falsche Behauptungen aufstellte. Man weiß auch kaum, wer sie erfand und wie sie in das Dokument gelangten. Denn die Literaturhinweise für den LT-Abschnitt waren äußerst mangelhaft aufgeführt. Das machte es nicht nur praktisch unmöglich, die Quelle der einzelnen Aussage nachzuprüfen; sondern das machte es auch möglich, dass etliche der falschen Aussagen nicht einmal auf den öffentlichen Anhörungen basierten, sondern stattdessen von Beiträgen stammten, die über irreguläre Kanäle hineingerutscht waren. (55)

Unklar ist zwar, wie die Unwahrheiten in das Dokument gelangten, klar ist jedoch, dass das nie hätte passieren können, wenn die Fakten über das toxische LT nicht so stark verschleiert worden wären. Nur weil so lange so große Verwirrung gestiftet wurde, konnte ein bedeutender Bericht einer königlichen Kommission so viele Scheinbehauptungen enthalten – und nur deshalb konnten die Medien und die neuseeländische Regierung diese Lügenmärchen akzeptieren.

Manipulierte Gene – Verdrehte Wahrheit

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