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Tag 83
Оглавление4. Februar 2014
Konstantin Kuchenbauer, Beisitzender Richter. Herbert B., 55, – Kriminalhauptkommissar aus Heilbronn.
(Es geht erneut um die Erinnerungen des Polizisten Martin A., der den Mordanschlag in Heilbronn überlebt hatte und immer wieder von Ermittlern befragt worden war.)
Herbert B. Ich hab den Herrn Martin A. mehrmals befragt. Die Ärzte sagten, er habe nichts dagegen, dass wir ihn befragen. Er könne sich 20 Minuten konzentrieren. Wir haben mit dem Arzt und der Mutter gesprochen. Er habe Ende Mai 2007 erstmals nachgefragt, warum er hier in der Klinik sei, die Mutter hat dann von einem Unfall gesprochen. Wir hatten allen gesagt, sie dürften ihm keine Detailkenntnisse von der Tat sagen. Er erzählte, dass er an einem Sondereinsatz in Heilbronn teilgenommen habe. Michèle hätte ihm einiges gezeigt, wo die Personen sind, die man kontrollieren sollte. Und wo man Pizza kaufen könnte. In Rücksprache mit dem Arzt habe ich Herrn A. die Wahrheit gesagt. Dass er eine Schussverletzung erlitten hat. Er fragte, ob er quer durch den Kopf oder nur schräg getroffen wurde. Erst dann haben wir ihm erzählt, dass Michèle erschossen wurde. Er war sichtlich geschockt, fing an zu weinen. Wir haben die Vernehmung abgebrochen. Anfang 2008 haben wir ihn nach Heilbronn eingeladen. In den Soko-Raum. Da sagte er plötzlich, der Raum komme ihm bekannt vor. Die Mittagsbesprechung am Tattag hat in dem Soko-Raum stattgefunden. Wir sind mit ihm zum Tatort gefahren. Er hatte einen Strauß Blumen für die Kollegin dabei und wollte in stillem Gedenken stehen. Er kam aufgewühlt zu uns: Er weiß wieder, sie seien gefahren, hätten eingeparkt und gegessen, was sie vorher beim Bäcker gekauft hätten.
Richter Kuchenbauer Waren die Türen zu oder offen?
Herbert B. Er sagte, die Türen des Dienstfahrzeugs seien zu gewesen, aber die Fenster offen. Da konnte er sich klar entsinnen.
(Im Anschluss werden zwei Waffenexperten des BKA befragt. Der erste Experte sagt, dass auf die neun Mordopfer türkischer und griechischer Herkunft mit der Česká 83 geschossen wurde, die in der Frühlingsstraße im Brandschutt lag. Das BKA sammle Tatmunition ungelöster Fälle. Und eine Waffe hinterlasse individuelle Spuren an Projektilen und Hülsen. Dies habe zu den neun Treffern geführt. Dem zweiten Experte gelingt es vor Gericht nicht, seine Untersuchungen allgemein verständlich zu erklären. Er sagt, er gehe davon aus, dass bei allen neun Morden ein Schalldämpfer verwendet wurde, objektiv belegen lasse es sich ab dem fünften Mord.)