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Tag 90

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27. Februar 2014

Manfred Götzl, Richter. Mandy Struck, 38, Friseurin aus Schwarzenberg.

(Die Befragung vom Vortag wird fortgesetzt.)

Götzl Jetzt geht es um einen Passantrag. Haben Sie einen Pass abgeholt oder einen Ausweis?

Struck Von den Erinnerungen bin ich mir sicher, dass ich einen Personalausweis abgeholt habe.

Götzl Und wie ordnen Sie das jetzt hier ein? (Zeigt einen Antrag.)

Struck Das ist ein Antrag für einen Reisepass oder wie?

Götzl Ja.

Struck Ich habe aber nur einmal etwas abgeholt.

(Götzl fragt nach ihren Kontakten in die rechte Szene. Struck zählt eine Menge Namen auf. Sie kannte nicht nur Neonazis in Sachsen, sondern auch in Nürnberg.)

Götzl Noch mal zum Aufenthalt der drei in der Wohnung von Max B.. Ist das mal zur Sprache gekommen mit jemandem?

Struck Ich hab da mit niemandem drüber geredet. Ich weiß auch nicht, woher Beate Zschäpe meine Adresse aus Erla hat. Dienelt könnte sie weitergegeben haben, Eminger könnte es auch gewesen sein. Ich habe mit den Leuten nur 1998 Kontakt gehabt, ich weiß von keinen Morden, es gab keine Gespräche über Banküberfälle.

Götzl Stichwort Tennisclub Großgründlach in Nürnberg. (Im Brandschutt der Frühlingsstraße war ein entsprechender Mitgliedsausweis mit Zschäpes Foto und Strucks Namen gefunden worden.)

Struck Der Tennisclub hat gar keine Ausweise, mein Anwalt hat da angerufen. Ich war auch nie Tennis spielen. Und zum Katzenausweis: Ich habe nie eine Katze gehabt. (Auch ein Katzen-Impfpass auf Strucks Namen war in Zwickau gefunden worden. Fotos dieser Asservate werden an die Gerichtswände projiziert.)

Götzl Haben Sie mit diesem Ausweis irgendwas zu tun?

Struck Nein, habe ich nicht.

Götzl Haben Sie, als die drei bei Max einquartiert waren, in der Wohnung der Frau mal die Haare geschnitten?

Struck Es kann sein, dass ich ihr die Haare sogar blondiert habe. Aber ich weiß nicht mehr, ob ich es wirklich gemacht habe. Ich weiß nur, dass sie schöne Locken hatte.

Götzl Bei einer Vernehmung haben Sie im Jahr 2003 angegeben, Sie würden die drei Personen nicht kennen. Was sagen Sie denn dazu?

Struck Was möchten Sie jetzt wissen von mir?

Götzl Ich glaube, die Frage ist schon klar. Dass die Frage nicht angenehm ist, ist ein anderes Thema.

Struck Ich habe die Vernehmung damals nicht ernst genommen. Komplett auf stur geschaltet.

Götzl Wieso?

Struck Weil gesagt wurde, dass das ein Fragebogen des Verfassungsschutzes ist. Und ich den nicht mag. Es wurde zwei Mal vom Verfassungsschutz versucht, mich anzuwerben.

Götzl Wann war das?

Struck So 2000 etwa.

Götzl Was wollten die von Ihnen?

Struck Na, in der Szene die Leute ausspionieren. Ich wurde direkt auf meinen Kontostand aufmerksam gemacht. Es hieß, Sie kommen doch nie auf einen grünen Zweig.

Götzl Was haben Sie geantwortet?

Struck Dass ich das nicht mache.

Götzl Es war aber nicht der Verfassungsschutz, der Sie befragt hat, sondern ein Amtsrichter, Frau Struck. Insofern passt jetzt Ihre Antwort nicht so recht.

(Sie bleibt stumm.)

Götzl Am 19.6.2003 bei der richterlichen Vernehmung: Um welche gesuchten Personen ging es bei der Befragung?

Struck Das weiß ich nicht, kann ich Ihnen nicht mehr sagen.

Götzl Hier fällt bereits in der ersten Frage der Name Uwe Böhnhardt.

Struck Ich wusste die Namen überhaupt nicht. Ich konnte die Namen nicht zuordnen.

Götzl Hier werden alle möglichen Themen berührt, mit denen Sie sich beschäftigt haben: Haben sich die drei in Chemnitz aufgehalten? Wie wurden sie versorgt? Antwort: Weiß ich nicht. Sind falsche Pässe besorgt worden? Antwort: Weiß ich nicht. Das sind alles die Themen, über die wir uns die letzten zwei Tage unterhalten haben.

Struck Ja.

Götzl Sie beantworteten damals jede Frage, als wüssten Sie nichts. Die Frage, um wen es geht, stellen Sie nicht. Das ist schon erstaunlich.

Struck Das Ganze war komplett eine Protesthaltung von mir.

Götzl Das erklärt Ihre Motivation, aber nicht Ihre Antworten. Wenn Sie mir sagen, Sie hätten nicht gewusst, um welche Personen es geht, dann gehen Sie aber jeweils auf die Fragen des Amtsrichters ein, ohne zu wissen, um welche Personen es überhaupt geht. Warum haben Sie sich damals so verhalten?

Struck Weil ich einfach meine Ruhe haben wollte. Ich wollte nichts mehr hören und sehen von dem Mist.

Der NSU Prozess

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