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Tag 73
Оглавление14. Januar 2014
Manfred Götzl, Richter. Bernhard V., 43, Polizist aus Zwickau. Sandy N., 25, Masseurin aus Zwickau. Erwin Koops, 73, Rechtsmediziner aus Hamburg.
Bernhard V. Am 8.11.2011 wurde Frau Zschäpe in der Polizeiinspektion Jena festgenommen. Ich hatte die Aufgabe, Kleidung und Gegenstände zu fotografieren, die bei ihr sichergestellt wurden.
Götzl Dann wird es am sinnvollsten sein, die Lichtbilder anzusehen. Ich wäre dankbar, wenn Sie einfach nach vorne kommen.
Bernhard V. (geht ans Richterpult. Das erste Foto wird auf zwei Wänden im Gericht gezeigt.) Die sind ja schwarz-weiß!
Götzl So ist es.
Bernhard V. Bild 15 ist eine Socke, da ist mir aufgefallen, die hat sehr unangenehm gerochen, das kann man hier nicht wahrnehmen. Bild 16 ist die andere Socke. Bild 30 ist die Geldbörse, da hab ich das Münzgeld rausgenommen und fotografiert.
Götzl Haben Sie den Betrag noch in Erinnerung?
Bernhard V. Es waren keine 15 Euro.
Götzl Im Aktenvermerk, den Sie gefertigt haben, heißt es: 12,23 Euro.
Bernhard V. Ich hoffe, ich hab mich nicht verzählt.
Bild 32 zeigt die Handtasche, sieht aus wie Leopardenfell.
Bild 61 – eine befüllte Zigarettenschachtel »Power-Gold«.
Bild 64 ist eine Ansicht der vier Feuerzeuge, die in der Handtasche waren, die sind alle gegangen, ich hab da mal gedrückt, da kam eine Flamme.
Bild 69 ist ein Pfefferspray, das auch in der Handtasche war.
Bild 85 zeigt einen Servicepass von einem Fahrradgeschäft, mit den Personalien von Susann Eminger drauf, Dortmunder Straße, Zwickau.
Bild 89 – eine Fahrkarte, Schönes-Wochenendticket, gültig am 6.11.2011, dreimal gestempelt, wieder mit dem Namen Susann Eminger drauf.
(Bernhard V. wird als Zeuge entlassen. Sandy N. betritt den Gerichtssaal.)
Götzl Es geht um Handyverträge …
Sandy N. Ich wusste erst gar nicht, worum es geht. Dann haben die mir das aber gezeigt. Dass ich ein Handy gekauft hab. Ich war drogenabhängig. Ich war in der Stadt, da hat mich eine Frau angesprochen, dass sie für ihre Nichte ein Handy kaufen will, sie habe aber ihren Ausweis vergessen. Ob ich das holen könne. Ich hab mir dabei nichts gedacht, weil es ein Prepaid-Handy war. Sie hat mir auch 20 oder 40 Euro dafür gegeben.
Götzl Können Sie es noch zeitlich einordnen?
Sandy N. Ich glaube 2006 oder 2008. Im D1-Laden schräg gegenüber vom New Yorker.
Götzl Wo sind Sie angesprochen worden?
Sandy N. Ungefähr vor dem New Yorker. Die hatte Beutel dabei mit verpackten Geschenken, deshalb war das auch glaubwürdig. Die Nichte wollte unbedingt das Handy haben. Und ich würde auch was dafür bekommen.
Götzl Was haben Sie dazu gesagt? Haben Sie Bedenken gehabt?
Sandy N. Nee, ich dachte, was will man mit ’nem Prepaid-Handy machen? Ich dachte, die hat ja nicht meine Daten. Mittlerweile weiß ich halt, dass das trotzdem auf meinen Namen läuft. Und ich hab nicht gedacht, dass da so was bei rauskommt.
Götzl Können Sie die Frau noch beschreiben?
Sandy N. Etwas größer als ich, schlank, schwarze Haare, einen Dutt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das nicht war (zeigt auf Zschäpe). Eher nicht. Die Frau war wie gesagt sehr schlank und so Mitte, Ende zwanzig.
Götzl Wer ist dann in den Laden gegangen?
Sandy N. Ich mit der Frau. Es ging sehr schnell. Ich bin da hin mit dem Handy, ich hab dem Verkäufer den Ausweis gegeben, sie hat bezahlt.
(Die Zeugin soll nach vorne kommen, ihr wird ein im Brandschutt von Zwickau gefundener Handyvertrag gezeigt.)
Sandy N. Meine Unterschrift ist das.
Götzl Da ist ein Datum drauf: 10.2.2010.
Sandy N. Ich dachte, dass das länger her war. Zu dem Zeitpunkt war ich schon in der Ausbildung. Das kann nicht sein.
(Der Zeuge Koops wird aufgerufen.)
Koops Wir haben am 27.6.01 die Obduktion von Süleyman Taşköprü durchgeführt. Uns wurde mitgeteilt, dass Herr Taşköprü vormittags von seinem Vater in dem gemeinsamen Obst- und Gemüsegeschäft leblos in einer Blutlache gefunden wurde. Die ersten Sanitäter konnten noch leichte Herzbewegung erkennen, der Notarzt aber nicht mehr. Die Sektion fand am selben Tag statt. Er war völlig organgesund. Als wesentliche Verletzung haben wir drei Kopfsteckschussverletzungen gefunden: Ein Gesichtsdurchschuss mit Einschuss vor dem linken Ohr an der Wange. Unter der Haut fand sich ein kupferfarbenes Vollmantelgeschoss. Als zweite Verletzung ist zu nennen: ein Hinterhauptssteckschuss mit einer trichterförmigen Kopfhautverletzung. Drittens ein weiterer Hinterhauptssteckschuss, ein sogenannter aufgesetzter Schuss mit den klassischen Zeichen: einer kleinen Schussplatzwunde. Als Folge dieser drei Verletzungen ist es zu einer Hirnlähmung gekommen.