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Tag 89

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26. Februar 2014

Manfred Götzl, Richter. Mandy Struck, 38, Friseurin aus Schwarzenberg.

(Auf der Zuschauertribüne hat Karl-Heinz Statzberger Platz genommen, ein verurteilter Münchner Rechtsterrorist, der zu einer Neonazi-Gruppe gehörte, die 2003 einen Anschlag auf die Grundsteinlegung für das Jüdische Gemeindezentrum in München plante. Als Zeugin tritt Mandy Struck auf. Richter Götzl belehrt sie, dass sie ein Auskunftsverweigerungsrecht habe, weil gegen sie ermittelt werde.)

Struck Ich möchte gerne aussagen.

Götzl Es geht uns um Kontakte, die Sie zu Frau Zschäpe, Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos in Chemnitz hatten.

Struck Es ist schon sehr lange her. Im Frühjahr 1998 hat jemand bei mir an der Tür geklingelt und gefragt, ob drei Leute bei mir schlafen können, die hätten Scheiße gebaut. Ich wollte die nicht bei mir haben. Da ist mir der Einfall gekommen, dass Max`Wohnung ja frei ist, weil er eh bei mir schläft. (Sie meint Max-Florian B., ihren damaligen Freund.) Ich habe Max gefragt, ob das in Ordnung ist. Ich bin der Meinung, dass er bei mir war. Aber er hat ausgesagt, er sei auf einem Konzert gewesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich fremde Leute bei ihm einquartiere, ohne ihn zu fragen. Ich kannte die drei nicht. Ich habe sie erst in Max’ Wohnung kennengelernt, ein, zwei Tage später. Das war komisch. Ich wusste nicht: Wer steht da jetzt vor mir. Die haben einen sehr friedlichen, netten Eindruck gemacht. Einer sah nett aus, einer sah böse aus. Der hat nie geredet, nicht gelächelt, nur beobachtet und mich mit Blicken durchlöchert. Ich hatte sehr wenig Kontakt zu den dreien.

Götzl Und die dritte Person?

Struck Es war noch ein Mädchen dabei. Die war mir sehr sympathisch – sehr freundlich und aufgeschlossen.

Götzl Wie sah das Mädchen aus?

Struck Klein, Lockenkopf, schulterlanges Haar, piepsige Stimme. Niedlich.

Götzl Jetzt müssen Sie natürlich schon ein bisschen ausholen. Die Identität wird Ihnen nicht genannt. Und dass die Scheiße gebaut haben. Jetzt ist die Frage, weshalb Sie ohne Weiteres die Wohnung von Ihrem Freund Max zur Verfügung stellten. Woher kannten Sie den Nachfrager?

Struck Da ich selber in der rechten Szene war, war das halt ein Kamerad von mir. Ich stand auch schon mal auf der Straße, da wurde mir auch ein Platz gegeben, ohne dass man fragt, warum, weshalb, wieso.

Götzl Hat der Kamerad denn gesagt, dass die drei aus der rechten Szene waren?

Struck Er hat gesagt: Kameraden.

Götzl Wie lange waren Sie in der rechten Szene?

Struck Na, es war ja eine reine Skinhead-Szene damals. Geschorene Köpfe, Bomberjacke, Konzerte, bis sich das halt mal später mehr auf Politik kristallisiert hat, dass man auch auf Demos gegangen ist. Einfach Partyspaß erst mal. Mit Politik hatte das am Anfang nichts zu tun.

Götzl Von welcher Zeit sprechen Sie?

Struck 1994, x’95, wo ich halt meine Lehre gemacht hab. Ich habe mich angepasst, den Kopf rasiert, bin dann genauso rumgelaufen wie die andern auch.

Götzl Wer waren jetzt Ihre hauptsächlichen Bekannten?

Struck Skinheads.

Götzl Wer?

Struck Ja, mein Freund. Mir fallen jetzt gar keine Namen ein, so spontan.

Götzl Vielleicht einer oder zwei?

Struck Einer hieß mit Spitznamen Manu, und der Eminger hat bei mir geschlafen.

Götzl Wie lange waren die drei denn in der Wohnung?

Struck Ich gehe mal aus von sechs bis acht Wochen. Ich schätze, ich war etwa fünf Mal da. Einmal, ziemlich am Anfang, ging es Frau Zschäpe sehr schlecht. Sie hatte übelste Bauchkrämpfe. Also habe ich ihr meine AOK-Karte gegeben. Später dann sollte ich auch noch einen Ausweis für sie abholen.

Götzl Haben Sie sonst noch etwas in Erinnerung?

Struck Dass sie irgendwelche komischen Würfel gebastelt haben für so ein Spiel. Die waren am Feilen und Sägen.

Der NSU Prozess

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