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III. Theodorets Christologie

§ 1. Der Nestorianismus im Gegensatze zum Arianismus und Apollinarismus.

1.

Es ist schon früher erwähnt worden108, daß Theodoret längere Zeit dem Nestorianismus ergeben war und erst allmählich sich zur Orthodoxie durchgerungen hat.

Wenn man diese Haltung Theodorets recht verstehen und gerecht beurteilen will, muß man sie historisch im Rahmen der antiochenischen Schule und diese letztere in ihrem Gegensatze zum Arianismus und Apollinarismus betrachten und würdigen.

1. Der Arianismus war nicht bloß eine theologische (trinitarische), sondern auch eine christologische Häresie. Arius leugnete nicht nur die wahre Gottheit des Logos, sondern auch die volle Menschheit Christi. Nach ihm hat unser Erlöser keine menschliche Seele besessen; deren Stelle hat der Logos eingenommen. Durch diese Verkürzung der menschlichen Natur Christi glaubte Arius die Verbindung des Göttlichen und Menschlichen in Christus leichter begreifen zu können, aber auch und noch mehr wollte er damit seine Theologie stützen, daß der Logos ein leidensfähiges Mittelwesen und nicht wahrhaft göttlicher Natur gewesen sei. Denn wenn Christus keine menschliche Seele besaß, dann müssen alle Äußerungen des Seelenlebens und im besonderen alle Stellen der Heiligen Schrift, welche von der menschlichen Seele des Erlösers handeln, vom Nichtwissen einer Sache, von Angst und Furcht, von Leiden und Schmerzen, auf den Logos selbst unmittelbar zurückgeführt werden. Ein Logos aber, der als solcher den Affekten und Leiden unterworfen ist, kann nicht Gott sein im wahren Sinne des Wortes, sondern muß ein Geschöpf sein.

Längere Zeit haben jedoch die Vertreter des nizänischen Glaubens diesen christologischen Irrtum des Arius weniger beachtet, da ihnen vor allem die Verteidigung der wahren Gottheit des Logos am Herzen lag; und als sie demselben größere Aufmerksamkeit zuwendeten, namentlich von der Synode von Alexandrien (362) an,da richtete sich der Kampf nicht so fast gegen die Arianer, als vielmehr gegen Apollinaris109.

2.

Apollinaris der Jüngere, seit 362 Bischof von Laodicea, war einer der entschiedensten und eifrigsten Gegner des Arianismus, vermochte denselben aber doch nicht ganz zu überwinden. Er überwand ihn zwar nach seiner theologischen (trinitarischen), nicht aber nach seiner christologischen Seite hin. Er trat zwar entschieden für die wahre und eigentliche Gottheit des Logos ein, aber die menschliche Natur Christi ist auch nach ihm nicht vollständig. Er ging allerdings nicht so weit, wie die Arianer, daß er dem Erlöser die menschliche Seele überhaupt absprach, wohl aber leugnete er den νος [nous] oder die vernünftige Seele. Er unterschied nämlich im menschlichen Wesen mit den späteren Platonikern drei Bestandteile: den Leib (σάρξ) [sarx], die niedere, sinnliche Seele (ψυχ λογος [psychē alogos] oder schlechthin ψυχ [psychē]) und die höhere, vernünftige Seele (ψυχ λογική, νος , πνεμα) [psychē logikē, nous, pneuma]. Nach der Meinung des Apollinaris hat nun der Logos zwar den menschlichen Leib und die niedere sinnliche Seele angenommen, an die Stelle der vernünftigen Seele oder des denkenden und wollenden Geistes aber ist er selbst getreten.

3.

Die antiochenischen Theologen wollen nun den Arianern gegenüber die wahre Gottheit und den Arianern und Apollinaristen gegenüber die volle Menschheit des Erlösers verteidigen. Im Gegensatz zum Arianismus, der alle menschliche Tätigkeit, und im Gegensatz zum Apollinarismus, der wenigstens alle vernünftige menschliche Tätigkeit, alles vernünftige Denken, Wollen und Handeln in Christus unmittelbar dem Logos zuschrieb, wollen die Antiochener vor allem der menschlichen Natur Christi ihr volles Recht wahren und unterscheiden deshalb in den Aussprüchen der Heiligen Schrift genau zwischen dem, was sich auf die Gottheit, und dem, was sich auf die Menschheit des Erlösers bezieht. Diese scharfe Unterscheidung führte aber zur Leugnung der Idiomengemeinschaft (communicatio idiomatum) und damit von selbst zur Leugnung der Einpersönlichkeit Christi110. Wegen dieser schroffen Scheidung wollte und konnte Nestorius nicht sagen, daß Gott Menschliches getan, daß er gelitten habe und gestorben sei, und auch nicht, daß Gott aus Maria geboren worden sei, konnte also Maria auch nicht Gottesgebärerin nennen.

4.

Wohl hat auch die antiochenische Schule eine Einigung der beiden Naturen in Christus festgehalten. Dazu zwang sie ja das Glaubensbewußtsein der ganzen Kirche. Aber was sie annahm, war nicht eine wahre, dem Glaubensbewußtsein der Kirche entsprechende hypostatische Vereinigung (mit der communicatio idiomatum in concreto, dem Prüfstein der wahren Lehre) , sondern nur eine moralische Einheit, bei der die Selbständigkeit und Eigenpersönlichkeit der menschlichen Natur erhalten blieb.

Apollinaris hatte die vernünftige menschliche Seele in Christus geleugnet, weil er der Ansicht war, daß zwei vollständige Wesen nicht eines werden könnten (δύο τέλεια ν γενέσθαι ο δύναται) [dyo teleia hen genesthai ou dynatai]. Wenn der vollkommene Gott sich mit einem vollkommenen Menschen verbände, so wären es zwei Söhne Gottes, ein natürlicher und ein angenommener. Eine wirkliche Vereinigung zu einem Wesen könne nur dadurch zustande kommen, daß die menschliche Natur unvollkommen bleibe und daß an die Stelle des der menschlichen Natur fehlenden Teiles der Logos trete. Wie beim Menschen Leib, Seele und Geist ein Wesen bilden, so seien auch in Christus Leib, Seele und der göttliche Logos zu einem gottmenschlichen Wesen verbunden.

Diesem apollinaristischen Irrtum gegenüber wollen nun die Antiochener und vor allem Theodor von Mopsuestia, der eigentliche Urheber der nestorianischen Häresie, die Vollkommenheit und Unversehrtheit der beiden Naturen in Christus und doch eine wahre Vereinigung derselben festhalten. Allein so gut ihre Absicht war, das Ziel, das sie sich setzten, erreichten sie nicht. Denn die Vereinigung, die sie lehrten, war nicht eine persönliche, sondern nur eine moralische, nicht eine Vereinigung, wie sie durch den Glauben und den Sprachgebrauch der Kirche gefordert war, sondern nur eine lose Einheit, wie sie zwischen zwei Personen besteht, die in einem freundschaftlichen Verhältnis (σχέσις) [s-chesis] zu einander stehen (νωσις ν σχέσει, κατ σχέσιν, σχετική) [henōsis en s-chesei, kata s-chesin, s-chetikē]. Das Band der Einheit ist das Wohlgefallen, das der Logos an dem Menschen Jesus findet (νωσις κατεδοκίαν) [henōsis kat’ eudokian]. Dieses Wohlgefallen aber hat seinen Grund in der vorausgesehenen freien und völligen Willensübereinstimmung des Menschen Jesus mit dem Logos (νωσις κατ γνώμην oder γνωμική) [henōsis kata gnōmēn oder gnōmikē].

Apollinaris glaubte ferner, daß mit der Annahme einer vernünftigen menschlichen Seele in Christus die Unsündlichkeit (Impeccabilität) und Sündlosigkeit des Erlösers und damit auch unsere Erlösung gefährdet würde. Denn mit der menschlichen Vernunft (νος) [nous] sei auch der freie menschliche Wille und mit dem freien Willen die Möglichkeit und in natürlicher Folge auch die Wirklichkeit der Sünde gegeben, und damit wäre die Erlösung des Menschengeschlechtes zum wenigsten in Frage gestellt.

Auch diese Furcht teilte Theodor von Mopsuestia und mit ihm die antiochenische Schule nicht. Im Gegenteil, gerade mit seinem freien Willen überwand nach ihrer Ansicht der Mensch Jesus alle Versuchungen und gab sich an den Logos mit größerer Entschiedenheit hin als alle anderen Heiligen und Gerechten. Darum hatte der Logos, der diese vollständige, unveränderliche und beharrliche Hingabe des menschlichen Willens Jesu voraussah, von Anfang an ein größeres Wohlgefallen an ihm als an allen anderen Menschen, und darum war auch die Vereinigung des Logos mit dem Menschen Jesus von Anfang an eine viel innigere und gnadenvollere als bei allen anderen Menschen, und zwar bis zu dem Grade, daß der Logos und der Mensch Jesus miteinander einen Namen haben, ein Sohn,* ein* Herr, ein Christus heißen und daß der Mensch Jesus teilnimmt an der Ehre und Würde, an der Majestät und Anbetungswürdigkeit111, an der Macht und Wirksamkeit des Logos, daß er mit ihm die Wunder wirkt und so zum Mitarbeiter der unumschränkten göttlichen Macht wird112.

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