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d) Leugnung der hypostatischen und physischen Vereinigung.
ОглавлениеSo konnte es Theodoret zu keiner wahren, persönlichen Vereinigung der Naturen in Christus bringen. Von einer hypostatischen Union (ἕνωσις καθ’ ὑπόστασιν184 ) [henōsis kath’ hypostasin] will er nichts wissen. Sie ist nach seiner Behauptung den heiligen Schriften und Vätern durchaus fremd und unbekannt. Er glaubt, sie solle nur eine andere Bezeichnung sein für die Vermischung (χρᾶσις) [chrasis] der beiden Naturen, und darum lehnt er diesen Ausdruck mit aller Entschiedenheit ab. Denn aus der Vermischung (χρᾶσίς) [chrasis] folgt notwendig die Verschmelzung (σύγχυσις) [synchysis], diese aber nimmt die Eigentümlichkeiten der beiden Naturen hinweg. Denn was vermischt wird, bleibt nicht, was es früher war185. So etwas vom Logos und dem Sprossen Davids zu behaupten, ist im höchsten Grade widersinnig und eine Gotteslästerung. Man muß daher dem Herrn glauben, wenn er sagt: Brechet diesen Tempel ab und ich werde ihn in drei Tagen wieder aufrichten. Wenn eine Vermischung stattgefunden hätte, hätte er sagen müssen: Zerstöret (tötet) mich und ich werde in drei Tagen wieder erweckt werden. Statt dessen unterscheidet er den Tempel, der zerstört werden soll, und den Gott, der ihn aufrichten wird186.
Wie die hypostatische Union, so verwirft Theodoret auch die physische Vereinigung. Während aber der Patriarch Johannes von Antiochien die von Cyrill im dritten Anathematismus behauptete ἕνωσις φυσικὴ [henōsis physikē] so auslegt,als ob damit gesagt sein sollte, daß die Gottheit und Menschheit in Christus zu einer Natur geworden seien187, und während allem Anschein nach auch Nestorius selbst in seinem dritten Gegenanathematismus dieselbe Auffassung vertritt188, kämpft Theodoret gegen diese Bezeichnung aus dem Grunde, weil die Natur den Begriff der Notwendigkeit, des Zwanges und der Unfreiwilligkeit in sich schließt189. Wir hungern zum Beispiel mit Naturnotwendigkeit und nicht mit unserem freien Willen; ebenso dürsten, schlafen, atmen wir mit Notwendigkeit. Alles das hängt nicht von unserem freien Willen ab. Wer sich diesen natürlichen Dingen entziehen wollte, müßte sterben. Wenn also die Vereinigung der Gottesgestalt mit der Knechtsgestalt physisch (natürlich) wäre, dann hätte sich der Gott Logos von einer gewissen Naturnotwendigkeit (ἀνάγκη) [anankē] gezwungen und nicht aus Menschenfreundlichkeit mit der Knechtsgestalt verbunden (συνήφθη) [synēphthē], und der Gesetzgeber der Welt würde selbst zwingenden Gesetzen unterliegen190.