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b) Theodorets Streben nach Wahrheit.

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Theodoret war dabei vom reinsten Streben nach Wahrheit beseelt. Er wollte von der Glaubensregel nicht im mindesten abweichen. Er wollte die von den Vätern überkommene Erbschaft des Glaubens unversehrt erhalten und den überlieferten Glauben, auf den er selbst getauft worden sei und andere taufe, rein und unverletzt bewahren155. ln seinem Brief an die orientalischen Mönche, den er bald nach Ausbruch der nestorianischen Streitigkeiten schrieb156, sagt er zum Schluß nach Darlegung seiner Christologie: „Das ist das Bekenntnis des kirchlichen Glaubens, das die Bestimmungen der evangelischen und apostolischen Lehre, für welche ich mich nicht weigere, mit Hilfe der göttlichen Gnade dreimal und öfter zu sterben157.” Dieselbe Glaubensfreudigkeit und Glaubensfestigkeit zeigt Theodoret auch später noch nach Ausbruch der monophysitischen Streitigkeiten in einem Briefe, den er 448 an den Patrizier Anatolius schrieb. Er erbietet sich darin, in das Abendland zu reisen und von den dortigen Bischöfen sich richten zu lassen. Und wenn sich herausstellen sollte, daß er auch nur im geringsten von der Glaubensregel abweiche, so wolle er in die Tiefe des Meeres versenkt werden158. Theodoret will nicht bloß selbst an der, wie er meinte, wahren Glaubenslehre festhalten, er fühlt sich verpflichtet, den wahren Glauben auch bei anderen zu retten und zu verteidigen. „Diesen Glauben auch denen beizubringen, die sich zur Zeit im Irrtum befinden, haben wir uns viele Mühe gegeben und sie oft zu einer Besprechung aufgefordert, um sie zur Erkenntnis der Wahrheit zu führen, aber ich konnte sie nicht dazu bewegen. Denn sie fürchteten die Klarheit der Beweise, und darum entzogen sie sich dem Kampfe . . . . Weil wir sie also trotz vieler Bemühungen nicht zur Erkenntnis der Wahrheit bringen konnten, kehrten wir wieder zu unseren Kirchen zurück, traurig und freudig zugleich: freudig über den Besitz unserer Lehre, die frei von allem Irrtum, traurig über das Verderben, das unsere Glieder ergriffen159”.

Aber obschon Theodoret aufrichtig die Wahrheit liebte, konnte er sie doch nicht so leicht und so schnell finden, einmal, weil er sich schon im Besitze der Wahrheit wähnte, und dann, weil er sich von der dogmatischen Befangenheit seiner Schule, von der antiochenischen Methode und Terminologie nicht frei zu machen wußte160.

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