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§ 2. Die Christologie des Theodor von Mopsuestia. 1.

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Haben wir bisher die nestorianische Lehre im allgemeinen und in ihrem Gegensatz zum Arianismus und Apollinarismus in großen Umrissen gekennzeichnet, so müssen wir nunmehr die Christologie des Theodor von Mopsuestia im einzelnen kennen lernen. Theodor ist, wie schon erwähnt, der eigentliche Urheber der nestorianischen Häresie, mit ihm stimmen mehr oder minder alle antiochenischen Theologen überein. Eine eingehende Kenntnis seines christologischen Systems erscheint deshalb notwendig, wenn wir die Gedanken Theodorets, die Bedeutung und Tragweite einzelner Ausdrücke und Redewendungen richtig erfassen und beurteilen wollen.

Nach Theodor von Mopsuestia ist die Vereinigung des Logos mit dem Menschen Jesus nur eine moralische, eine auf Grund des göttlichen Wohlgefallens erfolgte freundschaftliche Vereinigung zweier Naturen, die in ihrer Selbständigkeit verbleiben. Theodor nennt diese Vereinigung gerne συνάφεια [synapheia], Zusammenheftung, Verbindung, Verknüpfung, mit Vorliebe aber bezeichnet er sie als νοίκησις [enoikēsis], Einwohnung, nämlich des Logos im Menschen Jesus, während ihm die Menschwerdung (νανθρώπησις) [enanthrōpēsis] gleichbedeutend erschien mit einer Verwandlung des Logos in einen Menschen und darum entschieden abgelehnt wurde. Ähnlich erklärt er auch die klassische Schriftstelle Joh. 1, 14: „Das Wort ist Fleisch geworden” so, daß das Wort oder der Logos nur dem Scheine nach (κατ τ δοκεν) [kata to dokein] Fleisch wurde. Der Ausdruck „dem Scheine nach” will aber nicht besagen, daß der Logos kein wahres Fleisch annahm, wie die Doketen meinten, sondern daß er nicht in Fleisch verwandelt wurde113. Die Annahme des Fleisches, d. h. der menschlichen Natur, bedeutet vielmehr, daß der Logos in einem Menschen Wohnung genommen habe.

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