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g) Ein Sohn.
ОглавлениеWenn auch der Sohn Davids ein anderer ist als der Sohn Gottes, so dürfen wir nach Theodoret nur einen Sohn Gottes bekennen und verehren. Die Begründung dieser These ist allerdings in der Hauptsache eine rein äußerliche. Mit inneren Gründen läßt sich diese Lehre vom Standpunkt der antiochenischen Christologie aus überhaupt nicht einwandfrei beweisen. Denn wenn der angenommene Mensch selbständig bleibt neben dem Logos, dann haben wir, wieschon früher erwähnt236, in Wirklichkeit zwei Personen und auch zwei Söhne, einen natürlichen und einen angenommenen oder Adoptivsohn. Diese Schlußfolgerung wollten freilich die antiochenischen Theologen nicht ziehen, weil sie mit derselben zu offensichtlich gegen den kirchlichen Glauben verstoßen hätten. Es ist jedoch nicht zu verwundern, wenn ihnen die Gegner, Apollinaristen, Katholiken und die allmählich hervortretenden Monophysiten, immer und immer wieder vorwarfen, daß sie zwei Söhne lehrten. Aber ebensooft haben die Nestorianer und auch Theodoret diese Anklage als eine Verleumdung zurückgewiesen. Theodoret wehrt sich gegen diesen Vorwurf mit folgenden Argumenten: Wir unterrichten die Katechumenen im nizänischen Glauben, wir taufen auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und nennen jede Person in der Einzahl; ebenso preisen wir im kirchlichen Gottesdienst den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist. Wir sagen nicht „Söhne”, sondern „Sohn”. Wenn wir nun zwei Söhne annähmen, welcher von den beiden wäre dann der von uns gepriesene? und welcher würde ohne Verehrung bleiben? Bis zu einem solchen Grad des Wahnsinns sind wir doch nicht gekommen, daß wir zwei Söhne bekennen und den einen davon ohne alle Verehrung lassen! Aus dieser Tatsache ergibt sich klar, daß diese Anklage eine Verleumdung ist. Wir verehren nur einen eingeborenen Sohn, den menschgewordenen (ἐνανθρωπήσαντα) [enanthrōpēsanta] Gott Logos237. Und wiederum: Wir beten an einen Sohn Gottes wie einen Gott Vater und einen Heiligen Geist, doch kennen wir den Unterschied des Fleisches und der Gottheit. Und wie wir von jenen, welche unsern Herrn Jesus Christus in zwei Söhne trennen, erklären, daß sie neben dem Wege schreiten, den die heiligen Apostel gegangen sind, so sagen wir auch, daß diejenigen, welche behaupten, die Gottheit des Eingebornen und die Menschheit seien eine Natur geworden, auf der anderen Seite des Weges in den Abgrund stürzen. So denken wir, so predigen wir, für diese Lehren kämpfen wir238.
Später, in seiner Schrift De incarnatione Domini beruft sich Theodoret für die Lehre von dem einen Sohne auf die Vereinigung der beiden Naturen, indem er sagt: Wir vermischen nicht die Naturen des Schöpfers und des Geschöpfs, sondern wir verehren jede von beiden Naturen als einen Sohn. Denn jede wird in Verbindung mit der anderen Sohn genannt, nicht aber ist je von den orthodoxen Lehrern die bloße Knechtsgestalt, getrennt von der Gottheit, Sohn genannt worden239.