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UNSER DARM: EIN FASZINIERENDER MIKROKOSMOS
ОглавлениеFrüher waren der Darm und seine Funktionsweise ein gesellschaftliches Tabuthema. Lange herrschte das Vorurteil, dieser »unsaubere« Teil des Körpers sei allein der Ausgangskanal für den Stuhlgang und somit nur für »nutzlose« Abfälle zuständig. Doch je mehr wir erkennen, welche zentrale Bedeutung der Darm für unsere Gesundheit spielt, desto mehr wird er endlich auch zu einem anerkannten, wertgeschätzten Körperteil, für dessen faszinierende Funktionen sich immer mehr Menschen zu Recht interessieren. Es lohnt sich also, einen kurzen Blick auf den Aufbau, das Leistungsvermögen und die Empfindungsfähigkeit unseres Verdauungstraktes zu werfen.
Die Länge des Darms beträgt beim Erwachsenen erstaunliche sechs bis acht Meter. Durch eine ausgeklügelte Mischung von Faltenbildung sowie bergartigen Erhebungen und talartigen Vertiefungen vergrößert die Darmschleimhaut ihre Mikrostruktur und bringt es auf eine Gesamtoberfläche von stattlichen vierhundert Quadratmetern. Durch diese Vergrößerung der Kontaktfläche der Schleimhaut mit der Nahrung kommt es zu einer sehr wirkungsvollen Aufnahme der Nährstoffe über die Schleimhaut in den Blutkreislauf.
Dabei analysieren die in der Schleimhaut sitzenden Nervenzellen sehr genau die Nahrungsbeschaffenheit. Millionen chemischer Verbindungen werden dabei ständig erkannt und ausgewertet. Lebenswichtige Stoffe, aber auch gefährliche Substanzen, Gifte oder Fremdkörper werden dabei identifiziert.
Zudem beherbergt der Darm gut ein Drittel unserer gesamten Abwehrzellen und ist damit bei Weitem unser größtes Immunorgan. Eine seiner Funktionen besteht darin, täglich Verteidigungsarbeit gegen Milliarden von Mikroorganismen und Krankheitserregern zu leisten und so dem Körper überhaupt erst das Überleben zu sichern. Viele der Abwehrzellen stehen dabei in direkter Verbindung mit dem Darmhirn. Um permanent die Versorgung mit Nahrung und zugleich die Immunkraft sicherzustellen, verfügt das Darmhirn, anders als alle anderen Bauchorgane, über die Fähigkeit, eigenständig Entscheidungen zu treffen und Impulse einzuleiten. Es fühlt, folgert und handelt autonom und kann sogar losgelöst vom Kopfhirn seine Arbeit erledigen.