Читать книгу Der 31. September oder die List des Teufels - Werner Kogelnig - Страница 12
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Nachdem Maria ihren Fiat aus der Parkgarage in der Piazzale di Roma geholt hatte und dann über die lange Brücke nach Mestre fuhr, war ihr nicht besonders behaglich zumute. Sollte den Alten doch der Teufel holen. Dick und brummig. Ein langweiliger alter Idiot.
Sie betrachtete, während sie im Stau vor der Einfahrt in den Kreisverkehr vor Mestre stand, ihre Hände, die sich zart um das Lenkrad schmiegten, diese schönen gepflegten Hände. Dann sah sie in den Rückspiegel und bewunderte sich selbst, in einer Art von Selbstverliebtheit, aber auch mit sehr viel Selbstbewusstsein.
Ich bin schön. Jung. Begehrenswert. Dann dachte sie wieder an ihren Auftrag, den sie zu erfüllen hatte. Zweifel tauchten auf. Wozu? Warum sollte sie diese Aufträge eines schwabbeligen Alten noch ausführen? Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als seine Stelle einzunehmen, endlich Kommissarin zu sein. Machtvoll, mit dem Gesetz im Rücken, mit der Macht der Polizei. Ich würde ganz anders vorgehen, dachte sie. Ich hätte den Überbringer der Liste sofort verhaftet lassen. Was galt schon das Ehrenwort, wenn es um Verbrecher ging? Ich hätte ihm alles versprochen, um ihm dann eine Falle zu stellen.
Der Dicke ist einfach zu weich. Gesetz ist Gesetz, und Verbrechen ist Verbrechen. Und nun sollte sie sich verstellen, sich nicht als Kommissarin ausgeben. „Irgendein Vorwand“, hatte er gesagt. Idiotisch. Die halbe Nacht, die ihr noch verblieb, hatte sie überlegt, welchen Vorwand sie gebrauchen könnte. Und dann kam ihr der Gedanke, keinen Vorwand zu benützen. Sie würde sich zu erkennen geben. Sie war Polizistin und das sollte genügen. Den Dicken sollte der Teufel holen. Es war ihr egal. Sie würde das sein, was sie war.
Natürlich stand sie im Stau. Nichts ging da weiter. Wütend hupte sie und erntete verächtliche Blicke der neben ihr im Stau stehenden Autofahrer. Das reichte. Sie nahm das Signallicht aus dem Fach unter ihrem Sitz, öffnete das linke Seitenfenster und drückte den Magnet auf das Autodach. Dann steckte sie den Anschluss in den Zigarettenanzünder und drückte den Alarmknopf. Beim Ertönen der Polizeisirene brach sie aus der Kolonne aus und fuhr wie verrückt den Stau entlang. Sie wusste, dass das verboten war. Aber was soll es. Sie war die Polizei.
Als sie in der Via Colonna ankam stellte sie das Auto mit blinkenden Blaulichtern einfach in der zweiten Reihe ab, lief die Stufen zum ersten Stock hinauf, läutete und als geöffnet wurde, hielt sie einem Mann ihren Ausweis unter die Nase „Polizei!“
Daraufhin wurde sie, ohne dass sie reagieren konnte an den Haaren gepackt, in das Zimmer geschleudert, auf ein Bett gezerrt, und das letzte, was sie wahrnahm, war ein männliches Gesicht, das sich über sie beugte.