Читать книгу Der 31. September oder die List des Teufels - Werner Kogelnig - Страница 8

Оглавление

3

Karl spülte keine Schmerzen, nur fürchterliches Pochen im Kopf. Übelkeit erreichte ihn, er übergab sich und hörte den entsetzten Aufschrei einer Frau, er fühlte eine Hand unter seinem Kopf, die versuchte den Schwall des Erbrochenen in irgendein Gefäß zu leiten.

Aus den hinteren Gehirngängen registrierte er das Keifen einer schimpfenden Italienerin, die ihm mit einem nassen Tuch über das Gesicht fuhr und immerfort zeterte.

Mühsam öffnete er einen Spalt die Augen und erkannte schemenhaft eine Frau, die sich an seinem Kopf zu schaffen machte. Was sie tat, wusste er nicht, nur die Kopfschmerzen wurden ärger, zugleich aber wurde er zunehmend wach. Die Vorhänge wurden zurückgerissen und gleißendes Sonnenlicht drang ins Zimmer, hin zu seinen Augen, die er kurz geöffnet hatte und nun stöhnend wieder schloss. Die Erinnerung kehrte zurück. Der Schlag auf den Kopf, die Dunkelheit, die ihn darauf umgab, das Nichts. Vor seinen Augen erschien der Tote an der Angelschnur, und reflexartig sprang er auf, spürte den entsetzlichen Schmerz im Kopf, sank zurück in die Hände, die ihn festhielten und hörte die Stimme, die ihn nun zu beruhigen suchte.

Wieder öffnete er die Augen und gewahrte durch schmale Schlitze hindurch das Blau, das durch das Fenster drang und er spürte den lauen sanften Wind, der bis zu ihm drang.

“Was ist passiert?“ Seine Stimme klang ihm selbst fremd.

„Sie wurden niedergeschlagen, Signore. Unten an der Eingangstür. Haben Sie arge Schmerzen?“

Er antwortete nicht, versuchte sich aufzurichten, sank aber augenblicklich wieder aufs Bett zurück.

„Bleiben Sie hier liegen, der Arzt kommt sofort. Sie müssen ins Spital. Sie bluten stark am Kopf und die Wunde muss genäht werden. Ich habe sie notdürftig verbunden. Ich lasse Sie nun einen Moment allein. Der Arzt ist gleich da.“ Sie betrachtete ihn argwöhnisch. Dann ging sie, schloss die Tür, und er hörte sie draußen mit jemandem sprechen. Dann wurde es still.

Mühsam stemmte er sich hoch, stieg aus dem Bett, hielt sich am Tisch fest und schleppte sich ins Badezimmer. Dort hielt er seinen Kopf unter das kalte, fließende Wasser, spürte angenehm die Kühle, die ihm über den Kopf, und die Wunde floss und die Wanne rot färbte. Auch die Gedanken bekamen wieder Gestalt, und er erinnerte sich an das letzte Geschehen, bevor er die Stiege hinabgegangen war. Die Visitenkarte. Und da war noch etwas, dachte er. Eine Liste. Eine Liste mit Namen. Er drehte den Halm zu und suchte auf dem Tisch nach den beiden Papieren. Sie waren verschwunden. Was war geschehen? Panik ergriff ihn. In was für eine Sache war er da geraten? Wo war seine Brieftasche. Da lag sie. Er untersuchte sie. Nichts fehlte. Ärgerlich schleuderte er sie auf den Tisch zurück. Sie schlitterte die Platte entlang hinab auf den Boden. Er bückte sich und kroch trotz seiner furchtbaren Kopfschmerzen unter den Tisch und fand dabei auch Karte und Liste. Das ist also des Rätsels Lösung, dachte er. Und das war es. Das haben sie gesucht. Und das suchen sie noch immer. Er rappelte sich hoch, steckte die gefundenen Dinge in eine Tasche, zog eine Jacke über, öffnete die Zimmertür, und horchte. Es war still. Er schlich den Gang entlang, aber als er an der Treppe ankam, hörte er Stimmen.

„Wo liegt er?“, fragte jemand.

Das ist der Arzt, dachte er und versteckte sich hinter einem Fenstervorhang während mehrere Personen die Stiege heraufkamen.

„Das ist das Zimmer“, sagte die Wirtin und klopfte. Da sich nichts rührte, trat der Arzt vor, öffnete die Tür und fragte:

„Und wo? Das Zimmer ist leer!“

Karl nutzte die Gelegenheit kam aus seinem Versteck hervor und schlich die Treppe hinab. Er lief in den hellen Morgen, lief zu seinem Auto, suchte hektisch nach dem Schlüssel in seiner Hosentasche und war überrascht, dass er ihn auch wirklich fand. Er fuhr die Küstenstraße entlang, die Sonne vor ihm, das Blau des Meeres neben sich, bis er auf einem kleinen Parkplatz stehen blieb und die Hände vors Gesicht schlug.

Der 31. September oder die List des Teufels

Подняться наверх