Читать книгу Der 31. September oder die List des Teufels - Werner Kogelnig - Страница 13

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In einem Café in der Calle d’Oro blickte Karl aus dem Fenster, das auf die schmale Gasse führte, und durch die sich ein unaufhörlicher Strom von Touristen zwängte. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Etwas Zwanghaftes hatte von ihm Besitz ergriffen. So, als wäre er aus sich selbst herausgetreten, als hätte er sich gehäutet, wie eine Schlange, aber nicht nur das, sondern als hätte er auch sein altes Wesen von sich gestreift und gleichzeitig ein neues übergestülpt.

Die Liste der geheimnisvollen Namen lag vor ihm auf dem kleinen Marmortisch. Eine eigenartige Kraft schien von diesem Papier auszugehen, leuchtend, rötlich, purpurn und ein süßlich orientalischer Duft entströmen ihm.

Auch das gerade durchlebte Liebesabenteuer verwirrte ihn über alle Maßen. Ebenso wie es die Frau empfand, war es auch für ihn kein natürliches, folgerichtiges Erleben gewesen, es geschah, als würden sie beide von außen gesteuert, als wären sie Figuren eines banalen Bühnenstückes geworden. Gleichzeitig fühlten sie so etwas wie Vertrautheit in ihren Berührungen. Es war, als hätte sich ein für eine lange Zeit getrenntes Paar endlich gefunden und sich in einem fast erschreckend unbewussten Erkennen wieder vereint.

So blickte Karl hinaus durch das Fenster der Bar und das Hasten der Menschen in der Gasse davor schien ihn in eine Vergangenheit zu weisen, die er noch nicht fassen konnte, die in seinem Inneren schon vorhanden, aber seinem Bewusstsein noch verborgen war. Er nahm die Hand Tinas, die schweigend neben ihm saß, in die seine und blickte ihr in die Augen.

„Und nun?“

„Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Das ist alles so verrückt. Was soll ich denn nun tun? Ich bin doch mit ihm verheiratet. Wir sind doch nur auf Urlaub hier. Dich kenne ich doch gar nicht. Wer bist du denn?“

Tina war völlig verwirrt und ratlos. Natürlich war sie mit Jan nicht glücklich. Natürlich hatte sie an Trennung gedacht und natürlich hatten sie auch schon darüber gesprochen. Dass das aber nun auf solche Weise passieren würde, war nicht wirklich, das war ein komischer, abstrakter Traum. Karl löste seine Hand von der ihren und wandte seinen Blick ab.

„Ich werde am Abend im Kommissariat erwartet. Ich werde ihnen die Liste geben, ihnen erzählen, wie alles war. Vorher bringe ich dich in ein Hotel, hier in Venedig. Ich hole meine Sachen von drüben, wir bleiben eine Nacht und versuchen dabei, den gordischen Knoten zu lösen.

„Sollten wir das tun?“

„Wir sollten. Ja.“

Der 31. September oder die List des Teufels

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