Читать книгу Der 31. September oder die List des Teufels - Werner Kogelnig - Страница 21

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„Sie schläft und wird lange schlafen“, sagte Paolos Helfer und musterte Maria, die nun, ausgeliefert wie eine Puppe auf dem Bett lag. Ungern schob er ihren Rock, der nach oben gerutscht war, wieder hinab unter die Knie und zog ihr die Schuhe von den Füßen.

Paolo, der in einem Lehnstuhl in der Ecke des Raumes saß, betrachtete die junge Frau zufrieden. Genauso habe ich mir das vorgestellt, dachte er. Diese hübsche Taube kam wie von selbst in den Käfig geflogen. Nun war sie in seiner Gewalt. Anstatt sie töten zu müssen, wird sie äußerst nützlich werden. Paolo beglückwünschte sich selbst zu dieser Idee, die beiden Akteure, anstatt sie verschwinden zu lassen, aktiv einzuflechten in dieses ungeheure Vorhaben, das vor ihnen lag.

Il Principe wird eine neue Welt entstehen lassen. Ungeheurer Reichtum und enormer Anteil an der neuen Macht würde der Lohn sein. Ungeheuerlich mutete der Plan an, der zu diesem Umsturz fuhren würde. Aber gerade in dieser Ungeheuerlichkeit lag die Aussicht auf Erfolg. Es ist der begrenzte geistige Horizont der Menschen, der sie daran hindert, an Unmögliches zu glauben. Nichts ist unmöglich. Jene Menschen, die das begriffen hatten, sind unsterblich geworden. Jene aber, die an den Grenzen des scheinbar Möglichen verharrten, ohne zu versuchen sie zu überschreiten, sind für ewig in ihren dunklen Grüften und Gräbern verschwunden. In der Finsternis des Nichts. So ist das Leugnen anderer Welten und Dimensionen mit dem Sterben selbst gleichzusetzen. Und ihr Glaube an Gott? dachte Paolo. Er erhob sich, ging zum Fenster und blickte hinab auf die Straße. Dort sah er Marias Auto mit blinkendem Blaulicht stehen, von neugierigen Menschen umgeben.

Und dann war da noch das Geld. Unbeschränkt stand es zur Verfügung. In ungeheuren Mengen war es vorhanden und vermeinte sich in ihrem Wesen einer geometrischen Reihe gleich. Unaufhaltsam und undurchschaubar floss es wie flüssiges Gold über unzählige versteckte Kanäle hin zu einem einzigen unermesslichen Reichtum, um sich dort am Ziel wie ein glitzernder Regen aus Diamanten, Villen und Jachten über das künstliche Paradies auf Erden zu ergießen.

Es hat etwas ungemein Erotisches an sich, lächelte Paolo und er verspürte die Erregung, die ihn immer dann überkam, wenn er an die Macht des Geldes dachte. Es gibt nichts und niemanden auf dieser Welt, der nicht käuflich wäre. Moral ist nur ein leeres Wort, das in Anwesenheit des Goldes jegliche Bedeutung verliert.

Und trotzdem, sinnierte Paolo weiter, während er, immer noch erfüllt von dieser Erregung, sich zu Maria wandte und in Gedanken ihren nackten Körper vor sich sah. Und trotzdem ist es der Bund der heiligen Seelen, dachte er verärgert, der immer wieder in der Lage ist, unseren Triumph zu verhindern. Wie oft schon wurde der Kampf gegen sie aufgenommen. Aber noch nie waren die Chancen so groß wie jetzt. Die Menschen haben sich abgewandt vom Glauben an eine wundersame Brotvermehrung zum Wohle aller. Sie haben sich zur Philosophie der unbeschränkten Geldvermehrung bekannt, zum Wohle einiger weniger, nämlich dem Il Principes. Dem des Satans und seiner Gesellen.

„Wie lange wird sie schlafen?“

„Die Injektion hält vierundzwanzig Stunden.“

„Gut. Bevor sie erwachen wird, fessle sie. Geh aber zuerst hinab auf die Straße und fahre das Polizeiauto in die Garage. Dann bleib bei ihr und warte auf meine Befehle.“

Der Mann nickte und Paolo verließ die Wohnung. Auf der Straße wartete ein Wagen und er verschwand hinter den getönten Scheiben. Eine Stunde später bestieg er in Mestre ein Taxi-Boot, das ihn in rasantem Tempo nach Venedig brachte. Das Boot hüpfte und tanzte auf den Wellen der Lagune, und Paolo fühlte sich teuflisch wohl, als er Massimo am Telefon erreichte und ihn zur Anlegestelle des Kommissariats befahl.

Der 31. September oder die List des Teufels

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