Читать книгу Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021 - Alfred Bekker - Страница 51
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ОглавлениеCapitan Hernandez lächelte, wobei seine Augen kaum noch zu sehen waren. Die Gringos waren nicht immer so schlau, wie sie dachten, selbst dieser berühmte Privatdetektiv nicht.
Er zog sich ein kleines Stück weiter in den Schatten zurück, als der Detektiv das Boot wieder verließ. Dieser Bolt schien eine interessante Vergangenheit zu haben, dachte Hernandez. Warum sollte sich sonst dieser Bount Reiniger für ihn interessieren?
Es würde vielleicht helfen, wenn er sich selbst um Bolt kümmerte, obwohl dies offensichtlich ein falscher Name war.
Es gab keine besonderen Verdachtsmomente gegen den Mann. Er hielt sich sehr zurück und versuchte, nicht aufzufallen. Sein Reisebüro ging mehr schlecht als recht, und auch die Vermietung seines Schiffes an Touristen hielt sich in Grenzen. Hernandez hatte noch nie darüber nachgedacht, wovon Bolt eigentlich lebte. Wenn er es jetzt recht bedachte, konnten die Einkünfte kaum reichen. Also gab es etwas anderes. Er hoffte, dass ihn der Detektiv auf die richtige Spur bringen würde.
Überhaupt war jetzt Abwechslung in seinen Job gekommen. Viele Jahre lang gab es nichts Aufregenderes als einen Hühnerdieb - und dann gleich einen Mord unter seltsamen Umständen.
Capitan Hernandez spürte altes Jagdfieber in sich erwachen, das er lange vergessen glaubte. Unbewusst hatte er sich damit abgefunden, dass er seinen Beruf auf dieser Insel ohne weitere Aufregungen beenden würde. Seine Illusionen hatte er schon vor vielen Jahren an den Haken gehängt. Er war als junger Mann in den Polizeidienst getreten, als diese Insel noch zu Großbritannien gehörte. Immerhin hatte er eine entsprechende Ausbildung erhalten und von einer Karriere als Polizeichef in einem unabhängigen Staat geträumt. Aber als die Unabhängigkeit dann kam, wurde er in dieses gottverlassene Nest versetzt, und hier war er seitdem geblieben.
Hernandez hatte sich nie beklagt, und der Tequila hatte ihm geholfen, seine Träume zu vergessen. Bis heute - bis zu dem Tag, an dem er seine letzte Chance bekam.
Hernandez war gewillt, sie zu nutzen. Er musste verdammt vorsichtig sein und durfte keinen Fehler machen. Es war die letzte Gelegenheit, in der Hauptstadt auf sich aufmerksam zu machen. Die letzte Gelegenheit, dieses Drecksnest zu verlassen, in dem er sich schon begraben sah. Er ballte seine Hände. Diesmal musste es ihm gelingen, das Schicksal für sich einzuspannen.
Der Detektiv verließ das Boot mit einem Sprung auf die Kaimauer. Er warf einen bedauernden Blick hinüber, hatte aber nichts in den Händen, was er eventuell gefunden haben könnte. Es war ganz schön unverfroren von diesem Kerl, einfach das Boot eines Fremden zu durchsuchen.
Hernandez fragte sich, ob Reiniger mit einem bestimmten Auftrag hergekommen war, oder ob es sich um einen Zufall handelte, der durch den Mord ausgelöst worden war.
Immerhin gab es diese rätselhafte Münze, und Hernandez wusste so gut wie jeder andere hier, welche Legenden über die spanischen Silberschiffe immer noch wach waren. Schatzjäger und Unterwasserarchäologen hatten immer wieder versunkene Schiffe entdeckt, manche davon tatsächlich mit immensen Schätzen an Bord.
Es war nicht auszuschließen, dass es auch hier vor der Küste ein solches Schiff gab. Hernandez hatte zwar noch nie etwas davon gehört, aber das musste ja nichts besagen. Er hatte sich ja auch noch nie dafür interessiert. Es konnte immerhin sein, dass der alte Alfredo durch Zufall ein Schiff entdeckt hatte. Tatsache war, dass die Münze von einem Schatzschiff stammen musste. Woher hätte Alfredo sie sonst haben können?
Soweit war Hernandez mit seinen Überlegungen gediehen, als Bount Reiniger am Hafenbecken entlangschlenderte und immer näher kam.
Der Polizist zog sich noch weiter zurück. Es musste nicht sein, dass der Amerikaner ihn entdeckte. Hernandez zog es vor, aus dem Verborgenen zu operieren. Erst musste er viel mehr wissen. Das Ganze bestand bis jetzt aus Vermutungen und Schlüssen, die vielleicht völlig falsch waren. Er brauchte Beweise.
Hernandez sah, wie Reiniger auf seine eigene Jacht zuging. Erst als er sicher war, dass der Amerikaner tatsächlich an Bord ging, verließ er seinen Beobachtungsposten.
Die Amerikaner waren ja so freundlich gewesen, ihm mitzuteilen, dass sie auslaufen wollten. Sie hatten ihm sogar ihr Ziel genannt. Hernandez wusste genau, dass er nichts gegen sie in der Hand hatte. Sie konnten tun und lassen, was sie wollten. Dass sie ihn trotzdem unterrichteten, ließ eigentlich nur einen Schluss zu: Sie hatten etwas zu verheimlichen. Wenn sie mit der Sache überhaupt nichts zu tun gehabt hätten, wären sie viel empörter gewesen. Welcher Amerikaner, wenn er noch dazu reich war, kümmerte sich um den Polizeichef eines winzigen karibischen Ortes?
Hernandez war sich ganz sicher, dass mehr hinter der Sache steckte. Ein ermordeter Fischer, eine spanische Goldmünze, ein Mann namens Bolt, der vielleicht ganz anders hieß, ein amerikanischer Detektiv - es war nicht einfach, die einzelnen Puzzleteile zu einem sinnvollen Ganzen zu kombinieren.
Capitan Hernandez marschierte in der drückenden Hitze zu seinem Jeep, der hinter dem Haus abgestellt war. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal in der drückenden Hitze des Mittags seinem Job nachgegangen war. Seit vielen Jahren hatte er zum ersten Mal seine Siesta unterbrochen. Dieser Tag verdiente, im Kalender rot angestrichen zu werden!
Er fuhr ein Stück, bis er zu einer Stelle kam, an der er den Hafen überblicken konnte. Das Schiff der Amerikaner lag immer noch an seinem Platz. Aber an Bord wurden Anstalten zum Auslaufen getroffen. Hernandez kannte diese Anzeichen. Ein paar Mann der Besatzung machten sich mit verschiedenen Dingen nützlich. Auf der Brücke waren hinter den Scheiben Bewegungen zu erkennen. Sonst hielt sich dort niemand auf.
Hernandez legte den ersten Gang ein. Es wurde Zeit für ihn. Er hoffte nur, dass die Amerikaner ihm wirklich den richtigen Ort genannt hatten.
Er wusste, dass die Fahrt nicht leicht sein würde, aber er wollte vor den Amerikanern an der richtigen Stelle sein. Es gab keinen Weg von hier an jene Küste. Wer wollte auch schon zu den Riffs? Es gab dort keinen Hafen oder eine Bucht und natürlich auch keine Ortschaft. Hernandez hoffte, dass der altersschwache Jeep durchhielt.
Er seufzte und fuhr an.