Читать книгу Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021 - Alfred Bekker - Страница 61
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ОглавлениеFünf Minuten später hatte sich das gesamte Team über dem Wrack der „San Trinidad“ versammelt. Sie schwammen zu Bount und schlugen ihn auf die Schulter - eine Geste, die unter Wasser recht merkwürdig wirkte.
Larry deutete nach oben und sie trieben an die Oberfläche. Jetzt hatte er wieder das Kommando.
Prustend lösten sie ihre Masken und spuckten die Mundstücke aus. Die Pressluft war nichts gegen frische Luft, die sie jetzt tief in die Lungen sogen.
„Es sieht so aus, als hätten wir Erfolg gehabt“, sagte Larry.
„Ich finde, Bount ist ein Glückspilz“, bemerkte Ron Wilson.
Larry grinste. „Klar, ist er. Ich bin auch sicher, dass wir die ‚San Trinidad‘ unter uns haben. Es müsste schon ein merkwürdiger Zufall sein, wenn hier zwei spanische Galeonen gesunken wären. Das Schiff ist natürlich in beklagenswertem Zustand. Wir müssen sehen, wie wir am besten hineinkommen. Es gehört zu den gefährlichsten Dingen beim Tauchen, in ein unbekanntes Wrack einzudringen. Deshalb werde ich auch den Anfang machen. Und da Bount das Wrack gefunden hat, wird er mich begleiten.“
Ron erhob schwachen Protest, aber Larry erstickte die kleine Meuterei im Ansatz. „Ron, du wirst dich stattdessen darum kümmern, dass alles, was wir brauchen, in die Barkasse gebracht und hierhergeschafft wird. Ich möchte unseren Aufenthalt nicht länger als nötig ausdehnen. Unsere Mädchen werden zunächst nicht in das Wrack gehen, ehe ich nicht festgestellt habe, wie gefährlich es ist.“
„Welch edler Ritter!“, bemerkte Rita.
Larry warf ihr einen strafenden Blick zu, aber die Frotzelei war natürlich nicht ernst gemeint.
Larry kontrollierte seine Instrumente. „Die Luft reicht noch für einen Tauchversuch.“ Er wandte sich an Bount. „Du bleibst dicht hinter mir. Ansonsten gelten die Zeichen, die wir vereinbart haben. Es wäre schön, wenn die Barkasse wieder hier ist, nachdem sie euch an Bord gebracht hat. Wir werden nicht lange bleiben.“
Bount und Larry nickten sich zu, dann schoben sie die Mundstücke wieder zwischen die Zähne und tauchten. Sie schwammen dicht nebeneinander. Das Wrack war erst aus unmittelbarer Nähe als solches zu erkennen. Ansonsten wirkte es, als sei es ein Bestandteil des Riffs.
Larry suchte sich die größte Öffnung im Hauptdeck aus. Er deutete mit der Hand nach unten und bewegte sich kopfüber abwärts. Bount nickte und folgte ihm.
Als Bount die Öffnung durchschwamm, durchlief ihn ein Frösteln. Er hatte das Gefühl, als würde es kälter. Das war natürlich Einbildung. Sie schalteten ihre Lampen ein.
Die Enge wirkte irgendwie bedrohlich. Falls es hier unten Zwischenwände gegeben hatte, dann waren sie inzwischen total verrottet. Das Innere des Schiffes erinnerte noch mehr an ein Wrack als die äußere Hülle, die immerhin noch die Umrisse erkennen ließen. Fische huschten erschrocken aus dem Lichtschein. Ein schattenhafter, gefährlich wirkender Umriss eines unbekannten Tieres zog sich in ein dunkles Loch zurück. Undefinierbare Gegenstände versperrten den Weg.
Durch eine weitere Lücke gelangten sie ein Deck tiefer. Bount stieß gegen eine Planke. Sie löste sich aus dem Verband und sank träge tiefer. Mit einem Mal erschien ihm das Wrack als eine äußerst unsichere Angelegenheit. Es wurde anscheinend nur durch das Riff zusammengehalten. Eine Erschütterung, und der Rest brach in sich zusammen. Wenn sie dann noch hier waren, gab es keine Rettung. Die schweren Planken würden sie unter sich begraben.
Larry ließ sich von diesen Gedanken offensichtlich nicht beeindrucken. Er schwamm ganz nach unten, bis sie den Grund erreichten.
Bount ließ seinen Lichtstrahl über Sand gleiten. Das Schiff war mit Sand gefüllt. Dann begriff er, dass sie den Meeresgrund vor sich hatten. Der gesamte Kiel der „San Trinidad“ war weggerissen. Die Bordwände saßen fest im Untergrund. Und dorthin war vermutlich auch die Fracht des Schiffes gesackt.
Larry ließ sich auf den Sand nieder und begann darin herumzuwühlen. Der Erfolg war, dass Wolken aufstiegen und die Sicht nahmen. Bount griff zu und packte Larry an der Schulter. Der verstand und hörte mit seiner Tätigkeit auf.
Sie warteten, bis sich die aufgewirbelten Wolken verzogen hatten, dann tauchten sie wieder an die Oberfläche. Bount war froh, als er die frische Luft spürte.
Die Barkasse wartete, und sie ließen sich erschöpft an Bord ziehen.
„Wir brauchen unsere Geräte“, sagte Larry.
„Wenn wir etwas finden wollen, dann im Sand“, ergänzte Bount die Gedanken seines Freundes.
Larry nickte. „Wir brauchen den Sauger, um den Sand aus dem Wrack zu blasen. Ein Sieb wird verhindern, dass uns ein fester Gegenstand durch die Lappen geht. Die Gefahr dabei ist allerdings, dass die Stabilität des Wracks gefährdet wird, wenn wir den Sand absaugen. Ich muss vorher die Bordwände prüfen, ob sie standhalten.“
„Wie tief mag die Ladung versunken sein?“
„Ich habe keine Ahnung, wie der Untergrund beschaffen ist und was die lange Zeit inzwischen angerichtet hat. Wir werden es sehen, wenn wir den Sand absaugen. Möglicherweise werden wir bis zum festen Gestein gehen müssen. Das können ein paar Meter sein. Aufgrund der Situation bin ich aber optimistisch, dass die Ladung sich dort befindet.“
„Und die Kassette?“
„Sie kann vom Heck stammen. Was sich dort befand, ist weit verstreut. Vielleicht gehörte sie dem Kapitän persönlich und lag in seiner Kajüte. Wir werden die Einzelheiten kaum noch rekonstruieren können.“
„Wann fangen wir an?“
„Nach dem Mittagessen. Unsere Gerätschaften hat Ron überprüft. Wir brauchen keine langen Vorbereitungen. Wir werden zu dritt oder nur zu zweit arbeiten. Es ist zu eng dort unten. Und die Mädchen werden an Bord der Jacht bleiben.“
„Das wird ihnen wohl nicht gefallen“, gab Bount zu bedenken.
„Wir waren uns einig, dass ich das Kommando habe“, entgegnete Larry.
Die Barkasse legte an, und sie kletterten an Bord, von den anderen mit neugierigen Gesichtern empfangen.
„Hat sich dort drüben etwas getan?“, fragte Bount und deutete zu den beiden anderen Schiffen.
„Nein, keine Bewegung. Sie liegen in der Sonne und schütten Whisky in sich hinein“, antwortete Jane.
Bount nickte. „Gut. Wir haben nicht viel Zeit. Wir müssen sie nutzen, ehe unsere Freunde aufmerksam werden.
Sie sollten glauben, dass wir immer noch suchen. Das heißt, wir müssen unsere Tätigkeit ab sofort verschleiern. Geht das?“
„Ja“, sagte Ron. „Den Generator können wir unauffällig an Bord der Barkasse bringen. Er ist geräuschgedämpft. Zusätzlich sollten wir auf der Jacht laute Musik spielen. Dann hören unsere Freunde hoffentlich nichts. Den Unterwassersauger müssen wir ungesehen zum Wrack bringen. Denn wenn sie die dicken Schläuche sehen, wissen sie Bescheid. Eventuell müssen wir bis zum Anbruch der Dunkelheit warten.“
„Noch eine Vorsichtsmaßnahme“, sagte Bount. „Während wir im Wrack arbeiten, sollte ein zweites Team nach wie vor an anderen Stellen tauchen. Sie müssen denken, dass wir weitersuchen.“
Er machte eine Pause. „Und außerdem müssen wir uns auf eine Konfrontation vorbereiten.“
Schweigen senkte sich über die kleine Gruppe. Die Sekunden vergingen, bis Ron sagte: „Gehen wir an die Arbeit!“