Читать книгу Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021 - Alfred Bekker - Страница 55
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ОглавлениеPedro Alvarez säuberte hingebungsvoll seinen Revolver, den er sich aus den Beständen unter Deck geholt hatte. Sorgfältig lud er ihn dann mit Magnum-Patronen und schob ihn in sein Schulterholster, das über dem T-Shirt sehr merkwürdig wirkte. Aber ohne Waffe kam er sich irgendwie nackt vor.
Lucky Garcia lag in seinem Liegestuhl und starrte auf das wirbelnde Wasser hinter der Schraube. Sie fuhren seit der Abfahrt ohne Unterbrechung mit Höchstgeschwindigkeit. Es war ein langer Weg bis zu der kleinen Karibikinsel. Im Laufe des nächsten Vormittags würden sie ihr Ziel erreicht haben. Das jedenfalls hatte Sculler behauptet. Und als Kapitän sollte er Bescheid wissen.
In diesem Augenblick beugte sich Sculler aus dem Ruderhaus. „Vom Boss ist ein Funkspruch gekommen. Ihr solltet ihn euch mal ansehen. Ich kann damit nichts anfangen.“
Die beiden Gangster erhoben sich und schlenderten auf das Ruderhaus zu. Sie hatten nicht die Absicht, gegenüber ihrem Kapitän einen besonderen Eifer zu bekunden. Die Abneigung war gegenseitig. Jeder hielt sich für den Besseren.
Den beiden schien Vietnam nicht die richtige Schule für den gemeinsamen Job zu sein, und Sculler hielt die Latinos, wie er sie insgeheim nannte, für größenwahnsinnige Gangster, die nur durch einen Zufall an diese Aufgabe gekommen waren.
Er hielt ihnen einen schmierigen Zettel entgegen, auf den er den angekommenen Spruch gekritzelt hatte.
Garcia las ihn laut vor: „Verbindungsmann am Zielort hat die Verfolgung aufgenommen. Befindet sich an Bord seines Schiffes. Laut seinem letzten Telefonat ist er der Ansicht, dass unsere Freunde etwas wissen. Er bleibt in ihrer Nähe. Bitte mit der ‚Diablo del Mar‘ Verbindung aufnehmen. Das Kennwort lautet Korallenriff.“ Garcia unterbrach sich kurz. „Dann folgen noch ein paar Zahlen.“
„Das ist die Frequenz für die Funkverbindung“, erläuterte Sculler.
„Sind wir schon nahe genug, um die Verbindung herzustellen?“, erkundigte sich Alvarez.
Sculler schüttelte den Kopf. „Nahe genug vielleicht. Aber ich würde jetzt noch nicht funken. Jeder kann den Spruch abhören. Wir wissen nicht, ob der Empfänger gerade zuhört. Also müssen wir wiederholen. Wer weiß, wer dann neugierig wird. Ich schlage vor, dass wir erst kurz vor dem Ziel Verbindung aufnehmen. Dann wird Ihre Kontaktperson sicher am Empfänger sitzen und uns sofort die Bestätigung geben. Schließlich kennt er die Frequenz und wird seinen Apparat hoffentlich darauf eingestellt haben. Die Chance ist dann minimal, dass jemand mithört.“
„Das war ja eine erstaunlich lange Rede“, bemerkte Alvarez süffisant. „Aber ich stimme Ihren Argumenten zu. Wann werden wir nahe genug sein?“
Sculler blickte auf seine Uhr und dann zum Horizont, als könne er die Insel schon ausmachen. „Ich denke, dass wir morgen früh in Sichtweite der Insel sind.“
Garcia nickte. „Schön, dann werde ich unsere Ausrüstung jetzt überprüfen. Wie steht es mit dem Schiff? Wir werden offensichtlich keinen Hafen anlaufen, sondern auf See bleiben.“
Sculler machte eine mürrische Handbewegung. „Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Es ist alles für einen längeren Trip an Bord. Wir brauchen keinen Hafen. Zwischendurch müssen wir Brennstoff übernehmen, aber das geht schnell. Dafür werden wir heute Abend noch einen Hafen auswählen.“
„Bestätigen Sie den Funkspruch“, sagte Alvarez.
„Das habe ich schon getan.“
Alvarez biss sich auf die Lippen, blieb aber stumm, während Garcia grinste.
Die „Valetta“ schob ihren Bug weiter durch die ruhige See.