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Alvarez und Garcia wechselten sich beim Beobachten ab. Sie hatten entschieden, Sculler nicht mit einzubeziehen. Sie fühlten sich stark genug, diese Sache allein zu bestehen. Wenn sie seine Hilfe brauchten, würde er es früh genug erfahren.

Garcia lag in Deckung auf dem Ruderhaus. Die Aufbauten boten genügend Platz. Von dort oben hatte er einen ausgezeichneten Überblick.

Das Scharfschützengewehr mit dem Restlichtaufheller hatten sie für die Beobachtung zweckentfremdet. Auch bei Dunkelheit bot das Fernrohr ausgezeichnete Sicht, denn das geringe Licht des Mondes bei Nacht wurde zehntausendfach verstärkt. Man konnte alles erkennen als sei helllichter Tag.

Die letzte Nachtstunde war angebrochen. Nach ihrem Besuch hatten sie beschlossen, die Jacht rund um die Uhr zu beobachten. Das schloss die Nachtstunden natürlich ein. Garcia musste Alvarez recht geben. Diese Leute waren bestimmt nicht dumm. Wenn sie etwas fanden, würden sie es anderen nicht auf die Nase binden.

In der kreisrunden Optik des Restlichtaufhellers sah die Jacht aus, als läge sie im Sonnenlicht. Über den Aufbauten lag ein silbriger Glanz, und das Meer funkelte wie Diamanten auf Samt.

Garcia musste sich bemühen, die Augen offenzuhalten. Dies war die schlimmste Wache - kurz vor Sonnenaufgang. Über der See lag noch fast empfindliche Kälte. Er setzte das Gewehr ab und starrte in die schwarze Nacht. Auf diese Weise konnte er kaum die anderen Schiffe erkennen. Er richtete das Gewehr auf die „Diablo del Mar“, aber Benson schlief natürlich noch.

Er suchte wieder sein altes Ziel und atmete sofort heftiger. An Bord gab es Bewegung.

Eine merkwürdige Maschine wurde von mehreren Männern über das Deck geschleppt und in die Barkasse verladen. Das eine Ende sah aus wie ein riesiger Staubsauger. Ein dickes Rohr von mehreren Metern Länge war zu einem Bündel zusammengeschnürt. Ein Dieselgenerator stand daneben.

Garcia holte Alvarez, der sofort wach wurde.

„Das musst du dir ansehen. Unsere Freunde entfalten rege Tätigkeit. Sie verladen verschiedene Sachen in ihre Barkasse.“

Alvarez stolperte hinter Garcia an Deck und besah sich das Treiben durch die Optik. Schließlich setzte er das Gewehr mit dem aufgesetzten Gerät ab. „Sie haben ein Unterwassergebläse. Damit kann man den Sand absaugen, wenn man etwas sucht, was darin verschwunden ist. Es funktioniert im Prinzip wie ein Staubsauger.“

„Und was bedeutet das?“

„Das bedeutet, dass sie etwas gefunden haben. Mit so einem Gerät kann man nicht die gesamte Küste absuchen, sondern nur ein begrenztes Stück. Die Leistung der Maschine ist beschränkt. Ich vermute, dass sie das Wrack tatsächlich gefunden haben. Jetzt wollen sie den Sand absaugen und hoffen wahrscheinlich, dass im Filter einiges hängenbleibt.“

Alvarez nickte. „Das ist sehr gut. Unsere Wartezeit scheint sich zu verkürzen. Sie bringen das Ding natürlich jetzt unter Wasser, weil sie glauben, dass sie unbeobachtet sind.“

Garcia grinste. „Die können sich nicht vorstellen, dass wir auch ganz gut ausgerüstet sind.“

„Die werden noch ihr blaues Wunder erleben“, sagte Alvarez. Er verfolgte das nächtliche Treiben weiter. „Jetzt haben sie alles in die Barkasse gebracht. Zwei Taucher sind dabei. Sie rudern das Boot, weil der Motor uns sonst aufwecken würde. Aha, sie steuern auf die Stelle zu, wo sie eine Boje angebracht haben. Dort liegt der Schatz also. Wir sind dicht vor dem Ziel.“

„Das wird den Boss freuen.“

„Noch haben wir das Gold nicht. Wir müssen einen Plan machen, wie wir die Jacht in unsere Hand bekommen. Benson wird uns helfen. Mit unserer Ausrüstung könnten wir es mit einem Boot der Küstenwache aufnehmen. Es kommt nur auf den Überraschungseffekt an.“

„Dann sollten wir uns nicht viel Zeit lassen.“

Alvarez setzte das Gewehr ab. „Sie werden jetzt runtergehen und das Gebläse an Ort und Stelle bringen. Dann werden sie es natürlich ausprobieren wollen. Das müsste uns genügend Zeit geben, das Schiff in unsere Hand zu bringen.“

„Und wenn sie das Schatzschiff noch nicht gefunden haben? Es könnte doch sein, dass sie nur einen Verdacht haben, der sich dann nicht bestätigt.“

„Dann haben wir genügend Geiseln, um Druck auszuüben. Ich will nicht mehr warten. Wir zwingen sie zu tauchen. Notfalls erschießen wir jemanden. Du wirst sehen, wie schnell sie spuren.“

„Okay, dann fangen wir an. Ich schlage vor, dass wir bei Sonnenaufgang drüben sind. Wir werden sie im Schlaf überraschen. Als erstes müssen wir die Wache auf der Brücke ausschalten. Das werde ich persönlich übernehmen.“

Alvarez nickte. „Ich kümmere mich um die Waffen und die übrige Ausrüstung. Sculler soll die ‚Diablo del Mar‘ anfunken oder sonst ein Zeichen geben, dass Benson herüberkommt. Der Junge muss jetzt auch etwas tun, damit er sein Geld verdient. Bis jetzt hat er sich ja nicht besonders nützlich gemacht.“

Eine halbe Stunde später waren sie so weit. Benson hatte zwar reichlich Bedenken vorgebracht, die Alvarez aber diskussionslos abgelehnt hatte. Er drohte damit, den Boss zu verständigen, und Benson fügte sich. Er hatte Angst, das merkte Alvarez ganz genau.

Sculler und die Mannschaft halfen ihnen, das Boot geräuschlos zu beladen. Einer beobachtete inzwischen, was auf der Jacht geschah. Nachdem die Taucher mit ihrem Gebläse unter Wasser waren, war die Barkasse zurückgekehrt, und das Deck hatte sich rasch geleert. Nur auf der Brücke hielt ein Mann Wache. Das erkannte man an dem Lichtpünktchen seiner hin und wieder aufglimmenden Zigarette.

Sie verzichteten ebenfalls auf den Motor. Sculler brachte sie mit einem zweiten Mann persönlich hinüber. Sie bewegten sich langsam vorwärts, denn das kleinste Geräusch war auf See weit zu hören. Sculler achtete darauf, dass die Ruder in der richtigen Weise eintauchten. Die anderen hatten sich hinter das Dollbord geduckt, um eine möglichst niedrige Silhouette abzugeben.

Sie fuhren einen weiten Bogen, um im Schatten der Küste heranzukommen. Im Mondlicht wären sie sonst auf der glatten See wie auf dem Präsentierteller gewesen.

„Geht das nicht ein bisschen schneller!“, zischte Alvarez.

„Dann rudern Sie doch selbst!“, gab Sculler ungerührt zurück. „Ich verspreche Ihnen, dass man uns nicht bemerkt, ehe wir an Bord gehen. Es wird nur ein paar Minuten länger dauern, als auf dem direkten Weg. Sie brauchen nicht nervös zu werden.“

Alvarez knurrte etwas Unverständliches und überprüfte sein M 16. Das Magazin war vollgeladen. Er zog den Ladeschlitten vorsichtig zurück und ließ die erste Patrone in den Lauf gleiten. Der Rest würde vollautomatisch geschehen. Das Klicken war kaum zu hören.

Vor ihnen wuchs der Rumpf der weißen Jacht auf. Die Wellen klatschten leise gegen die Planken.

Sculler steuerte das Boot zur Mitte der Jacht. Dort hing sogar einladend eine Strickleiter herunter.

Alvarez ging als erster an Bord. Garcia folgte ihm auf dem Fuß, Benson erst, nachdem er sich misstrauisch nach allen Seiten umgesehen hatte. Er umklammerte seine Waffe, als wollte er sich daran festhalten.

Alvarez gab ein Zeichen, und Garcia huschte weiter nach vorn zur Brücke. Die Aufbauten und Sonnensegel gaben ihnen Deckung. Eine erste Spur Helligkeit erschien über der See. Die Sonne schickte einen Lichtfinger in die Dunkelheit.

Garcia hockte sich hinter die Aufbauten und spähte nach oben. Die anderen würden jetzt warten, bis er den Posten ausgeschaltet hatte. Alles hing von ihm ab.

Er hörte die Schritte des Mannes von oben. Alle Fenster waren weit geöffnet. Bis jetzt hatte der Posten noch keinen Verdacht geschöpft. Die Annäherung war unbemerkt geblieben.

Vorsichtig öffnete Garcia die Tür zu seiner Linken. Wie er vermutete, führte dahinter eine schmale Treppe nach oben. Das Holz und die Messingbeschläge glänzten.

Er schlich hinein und schloss hinter sich lautlos die Tür. Er huschte nach oben, das M 16 in den Händen haltend. Er würde es nur im Notfall einsetzen, denn ein Feuerstoß würde das ganze Schiff aufwecken. Sie wollten ein Feuergefecht unbedingt vermeiden.

Oben war eine weitere Tür mit einem Bullauge. Die Brücke führte über die ganze Breite der Jacht. Hinter der gläsernen Front befanden sich die modernen Instrumente zur Navigation und Steuerung. Kartenraum und Funkkabine waren mit der Brücke verbunden. Von hier aus ließ sich das Schiff beherrschen.

Ein einzelner Mann stand auf der anderen Seite und sah auf die See hinaus, die allmählich immer heller wurde. Er genoss das Schauspiel des Sonnenaufgangs. Garcia grinste. So würde der Mann mit einer schönen Erinnerung ins Jenseits gehen.

Garcia stieß die Tür geräuschlos auf. Er nahm das M 16 in die linke Hand und tastete mit der Rechten nach dem Messer, das er an den Gürtel geschnallt trug.

Als er zwei Schritte in den Raum gemacht hatte, drehte der Posten sich um. Er erstarrte, und unbeschreibliches Entsetzen zeigte sich auf seinem Gesicht.

Er hatte keine Chance. Ehe er den Mund zu einem Schrei öffnen konnte, war Garcia bei ihm. Der Stahl blitzte und zuckte nieder. Der Mann brachte nur noch ein leises Röcheln heraus, dann sank er zusammen.

Garcia fing ihn auf und ließ ihn langsam zu Boden gleiten. Er zog das Messer aus der tödlichen Wunde und steckte es wieder ein. Dann nahm er das M 16 auf und ging zum Fenster auf der Backbordseite. Er beugte sich weit hinaus, bis Alvarez aus seiner Deckung trat und fragend emporsah.

Garcia gab ein beruhigendes Zeichen. Dann flüsterte er mit Benson, der die Wache auf der Brücke übernehmen sollte. Er verstand am meisten von Schiffen, und die beiden anderen hielten ihn nicht unbedingt für geeignet, den anderen Job zu übernehmen und Mannschaft und Passagiere außer Gefecht zu setzen.

Als er den Toten entdeckte, zögerte Benson. Aber dann nickte er Garcia zu und sagte nichts weiter. Garcia ging wieder hinunter. Erst wollten sie die Mannschaftsquartiere vornehmen.

Es klappte wie am Schnürchen. Die Männer schlugen schlaftrunken die Augen auf, als sich ihnen die Gewehrläufe in die Seiten bohrten. Auch die Männer, die die Taucher in der Barkasse wegbrachten, hatten sich wieder hingehauen. Ein paar Minuten später waren sie in die Mannschaftsmesse getrieben worden und scharten sich zu einem verschüchterten Haufen zusammen. „Wer ist der Kapitän?“, fragte Alvarez.

Ein bärtiger Mann hob die Hand. „Ich.“

Alvarez rammte ihm den Lauf der M 16 gegen den Bauch. „Ab sofort habe ich das Kommando über dieses Schiff ob es Ihnen passt oder nicht. Ich rate Ihnen, keine Dummheiten zu machen, sonst müssten wir Sie und Ihre Leute umlegen. Wenn Sie vernünftig sind, wird es kein Blutvergießen geben.“

„Das nennt man Piraterie“, sagte der Kapitän beherrscht.

„Das können Sie nennen wie Sie wollen. Aber jetzt beantworten Sie mir eine Frage, und ich rate Ihnen noch einmal, keinen falschen Stolz zu beweisen. Ihre Mannschaft müsste darunter leiden. Also: Ist Ihre Mannschaft komplett oder fehlt noch jemand?“

Der Kapitän blickte sich um und musterte seine Leute gründlich. Eine Falte erschien auf seiner Stirn. „Ein Mann fehlt.“

Alvarez grinste. „Um den haben wir uns schon gekümmert.“

Der Kapitän stürzte auf ihn los, ohne auf die Waffe zu achten. „Was haben Sie verdammtes Schwein mit ihm gemacht?“

Alvarez schlug kurz mit dem Kolben zu, indem er ihn mit einer fast unmerklichen Bewegung schräg nach oben riss. Der Seemann wurde zurückgeworfen. Sein Mundwinkel war aufgeplatzt.

„Versuchen Sie das lieber nicht noch einmal“, sagte er mit gefährlich ruhiger Stimme.

Die anderen Männer waren ängstlich zusammengezuckt und drängten sich in einer Ecke zusammen. Sie starrten auf ihren Kapitän, aber keiner machte Anstalten, ihm zu Hilfe zu kommen.

Alvarez öffnete die Tür zum nächsten Raum. Es war eine kleine Kabine mit einem winzigen Bullauge und einem einzigen Zugang. Die Wände schienen sehr solide.

Er nickte befriedigt. „Das passt ausgezeichnet. Alle hier rein! Und wenn es Lärm geben sollte, wird der erste erschossen. Wir werden einen anderen Raum für euch finden, wenn wir das ganze Schiff unter Kontrolle haben. Jetzt muss es reichen.“

Die Männer wurden mit ermunternden Stößen in den Raum getrieben, und Alvarez schloss hinter ihnen ab.

Er nickte seinem Kumpel zu. „Das wäre geschafft. Jetzt brauchen wir noch die Passagiere. Nach meiner Berechnung müssen es drei sein. Das kann nicht so schwierig werden.“

„Zu den Kabinen geht es dort lang“, sagte Garcia. Er deutete in die Richtung.

Vorsichtig schlichen sie den mahagonigetäfelten Gang entlang, von dem die Einzelkabinen abgingen. Vor der ersten Tür bauten sie sich auf.

Alvarez packte den Knauf, Garcia sicherte. Sie erledigten das sehr professionell. Mit einem Ruck stieß der Gangster die Tür auf, und Garcia war mit einem einzigen Satz im Raum. Sein M 16 hätte jeden Gegner in zwei Teile zerschossen.

Die Kabine war leer.

„Einer der Taucher“, flüsterte Garcia. Denn dass die Kabine bewohnt wurde, war unverkennbar.

Sie nahmen sich die Tür auf der gegenüberliegenden Seite vor. Diesmal ging es fast noch schneller.

Schlaftrunken schreckte eine Gestalt aus dem Bett hoch. Eine junge Frau. Sie starrte die Eindringlinge weniger erschrocken als überrascht an. Mit einer Hand zog sie sich die Decke vor die Brust, denn sie pflegte nackt zu schlafen.

„Da haben wir ja eines der Vögelchen“, sagte Garcia leise. „Streifen Sie sich was über, Lady, und achten Sie darauf, dass Sie kein Wort sagen. Halten Sie sich an die Anweisungen, und es passiert Ihnen nichts. Andernfalls kann ich für nichts garantieren.“

Sie nickte und schwang die langen Beine aus dem Bett. Garcia fielen fast die Augen aus dem Kopf.

Rita Wilson lächelte spöttisch. Sie brauchte ihre Figur nicht zu verstecken. Angst verspürte sie nicht. Sie wusste ja, worum es ging, auch wenn sie nicht damit gerechnet hatte, dass es so schnell geschehen würde.

Sie legte einen Bademantel um und sah die beiden fragend an.

Alvarez nickte ihr zu. „Sehr brav. Sie kommen jetzt mit, bis wir den Rest eingefangen haben. Versuchen Sie auch dann nicht, etwas Unüberlegtes zu tun - Sie würden es bereuen. Sie können mir glauben, dass wir bei dieser Sache absolut keinen Spaß verstehen.“

Sie schlichen zum nächsten Raum. Garcia hielt Rita am Arm gepackt, aber sie leistete keinen Widerstand.

Die nächste Tür flog auf. Es war eine Doppelkabine. Sie war die größte und am besten ausgestattet, denn sie gehörte dem Schiffseigner.

Jane Morris befand sich darin, und es dauerte ein paar Sekunden, bis sie die Situation begriffen hatte. Ihre Augen wurden groß, als sie die Gewehre bemerkte, die beide auf sie gerichtet waren.

„Keinen Laut!“, zischte Alvarez, als sie den Mund öffnete. „Wo ist Ihr Mann? Flüstern Sie!“

„Ich ... ich weiß nicht“, stammelte sie.

„Er wird unter Wasser sein“, meinte Garcia. „Jetzt fehlt uns nur noch einer in der Sammlung.“

Er passte auf die beiden Mädchen auf, während Alvarez vorging und die nächste Tür öffnete. Auch diese Kabine war wieder leer. Da sie ebenfalls bewohnt schien, nahm er an, dass auch ihr Bewohner beim Tauchen war. „Die nächste!“, sagte er leise.

Er drückte die Klinke auf der anderen Seite herunter. Abgeschlossen!

Er zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen und sprengte die Tür mit einem kräftigen Fußtritt auf.

Die Kabine war unbewohnt.

„Verdammt!“, zischte Alvarez. „Die nächste!“

Aber ehe er die Klinke betätigen konnte, flog die Tür von selbst auf. Ron Wilson stand im Rahmen. Die Geräusche hatten ihn geweckt. Er hatte sofort begriffen, dass hier etwas nicht stimmte. In seiner Faust lag ein Revolver.

In den Abschuss der Waffe mischte sich der kurze Feuerstoß aus dem Schnellfeuergewehr. Die Garbe lag zu tief. Mehrere Geschosse fetzten in die Täfelung, aber auch Wilson wurde von mindestens zwei Kugeln getroffen. Er stieß einen Schrei aus, und der Revolver fiel ihm aus der kraftlosen Hand.

Alvarez trat die Waffe zur Seite und drückte die Mündung des M 16 auf Wilsons Kehlkopf. „Das war ein verdammter Fehler, mein Junge.“

Wilson krümmte sich. Die Geschosse hatten seinen linken Oberschenkel durchschlagen.

Rita, seine Schwester, schrie laut und versuchte an Garcia vorbeizukommen. „Ihr Schweine! Lasst mich zu ihm! Mörder!“

„Er ist nur verletzt“, sagte Alvarez. „Lass sie. Sie kann sich um ihn kümmern. Wir brauchen jetzt einen Raum, wo wir die drei festhalten können.“

„Nicht in den Kabinen“, sagte Garcia. „Wir wissen nicht, ob dort Waffen versteckt sind.“

„Am besten in die Messe zu den anderen. Dann reicht ein Mann für die Bewachung. Wir können einen von Scullers Leuten herüberholen. Dazu werden sie ja wohl fähig sein.“

„Mein Bruder ist verletzt“, schluchzte Rita. „Wir können ihn nicht durch die Gänge schleppen. Dann verliert er zu viel Blut!“

„Dann krepiert er eben hier!“, erwiderte Alvarez rau. „Legen Sie ihm einen Notverband an, dann muss er in die Messe. Ich kann ihn natürlich auch gleich umlegen, wenn Ihnen das lieber ist.“ Er hob seine Waffe.

Jane Morris fiel ihm in den Arm. „Bitte nicht! Wir werden Ihren Anordnungen folgen.“

„Ich schaffe es schon bis in die Messe!“, stöhnte Wilson. Er presste seine Hand auf die Wunde. Zumindest schien keine Arterie getroffen zu sein.

„Nehmen Sie ein Handtuch und wickeln es um die Wunde!“, befahl Garcia. „Dann tragen Sie ihn in die Messe. Wir haben nicht ewig Zeit. Er ist schließlich selber schuld.“

Mit vereinten Kräften schleppten die beiden Frauen den Verletzten in die Messe. Wilson war blass geworden. Die Wunde machte ihm sichtlich zu schaffen, aber er hielt sich aufrecht.

„Du musst durchhalten“, flüsterte Rita. „Diese Schweine sollen nicht triumphieren. Noch haben sie nicht gewonnen.“

„Bount und Larry werden nicht viel ausrichten können“, stöhnte Wilson mit zusammengebissenen Zähnen. Sie sind unter Wasser und haben keine Ahnung, was hier inzwischen vorgegangen ist. Man wird sie ebenso überraschen wie uns.“

„Sie sind rücksichtslos“, sagte Jane Morris. „Wir müssen uns in Acht nehmen, sonst töten sie uns.“

Rita nickte. „Wir werden sehr gut überlegen müssen, was wir tun. Keiner darf auf eigene Faust handeln.“

Sie starrten auf Garcia, der sie so lange bewachte, bis Verstärkung von dem anderen Boot gekommen war. Er hielt sein M 16 locker über den Knien, aber er konnte es in Sekundenbruchteilen in Schussposition bringen. Seine Augen waren halb geschlossen, aber auch diese Tatsache war nicht mit Schläfrigkeit zu verwechseln.

„Sie kommen mit dieser Geschichte nicht durch“, sagte Jane Morris, zu ihm gewandt.

Er grinste nur.

„Kidnapping wird ziemlich hoch bestraft“, fuhr Jane fort. „Die ganze Polizei der Vereinigten Staaten wird Sie jagen. Wir sind keine Unbekannten. Sie sollten lieber aufgeben, ehe es zu spät ist.“

„Lady, ich schlage vor, dass Sie jetzt einfach den Mund halten, ehe ich Ihnen eine Ohrfeige verpasse.“

Jane schwieg, aber in ihren Augen lag ein unheilverkündender Glanz. Wenn die Stunde gekommen war, würde sie diesem verdammten Kerl alles heimzahlen. Sie war an eine solche Behandlung nicht gewöhnt, aber immerhin sah sie ein, dass es augenblicklich keine Chance für irgendeine Art von Widerstand gab.

Also kümmerte sie sich um den Verwundeten. Ron Wilson lächelte sie beruhigend an - auch wenn es ihm schwerfiel.

Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021

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