Читать книгу Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021 - Alfred Bekker - Страница 59
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ОглавлениеCapitan Hernandez schob den Hut ins Genick und wischte sich über die Stirn. Obwohl er hier geboren war, würde er sich nie an die Hitze gewöhnen. Und schon lange nicht mehr hatte er sich so intensiv um einen Fall bemüht. Vor allem nicht um einen Fall, von dem er noch nicht wusste, ob es überhaupt einer war.
Bis jetzt gab es einen Toten. Ein harmloser Fischer, der gestorben war, weil er durch Zufall etwas gefunden hatte, was den Neid finsterer Gestalten anzog. Aber Hernandez war unsicher, ob er hier auf der richtigen Spur war. Es sprach alles dafür, und er war gewillt, diesmal auf diese eine Karte zu setzen. Wenn er gewann, hatte er sein Ziel erreicht. Wenn er verlor - nun, darüber würde er später nachdenken.
Er hatte seinen Jeep aus der unmittelbaren Sicht entfernt, sodass die Küste von der See aus völlig unberührt wirken musste. Wahrscheinlich hatte niemand den Wagen gesehen, den er unvorsichtigerweise zu dicht an die Küste gefahren hatte - in der irrigen Ansicht, vom Land her gegen Sicht geschützt zu sein. Aber dann war ihm klargeworden, dass diese Gegend völlig menschenleer war.
Es war ärgerlich, dass er nicht sehen konnte, was unter Wasser geschah. Jedenfalls schien es dort am Riff etwas zu geben, was das Interesse der Amerikaner in höchstem Maße erweckte.
Und dann wurde die Situation immer interessanter und mysteriöser. Bolt, der Besitzer des Reisebüros am Hafen, war aufgekreuzt. Bemerkenswert war dabei, dass er völlig allein an Bord der „Diablo del Mar“ hockte. Also handelte es sich nicht um einen bezahlten Angelausflug, was Hernandez noch begriffen hätte.
Die zweite Merkwürdigkeit war, dass dieser Privatdetektiv sich sehr für diesen Mann interessiert hatte. Hier gab es also einen Zusammenhang, denn es handelte sich ganz gewiss nicht um dicke Freunde. Bisher hatte es noch keinen Kontakt zwischen den beiden Booten gegeben. Sie taten so, als wäre der jeweils andere nicht existent. Eine sehr rätselhafte Angelegenheit.
Doch nun kam immer mehr Spannung in den Fall. Eine dritte Jacht war angekommen, und sie hielt schnurstracks auf die „Diablo del Mar“ zu. Hernandez hätte seinen Hut dafür verwettet, dass es eine Beziehung zwischen diesen Leuten gab.
Er setzte sein Fernglas ab und ein breites Lächeln erschien auf seinem verschwitzten Gesicht. Von seiner Position aus hatte er etwas gesehen, was die Beteiligten nicht erkennen konnten.
Auf dem Vorderdeck der „Valetta“ saßen drei Männer in Deckstühlen und unterhielten sich angeregt. Einer von ihnen war Bolt. Die anderen gehörten zur Jacht „Valetta“.
Aber die drei sahen nicht, dass es einen ungebetenen Lauscher gab. Ein Mann in einem Tauchanzug, dessen Gesicht Hernandez auf diese Entfernung nicht identifizieren konnte. Auf jeden Fall musste er von der großen Jacht der Amerikaner kommen. Denn er war wie ein Geist aus der Tiefe aufgetaucht, und offensichtlich war er bemüht, nicht entdeckt zu werden. Er stand hinter dem Ruderhaus und belauschte die drei Männer. Er musste jedes Wort verstehen. Hernandez wäre gern an seiner Stelle gewesen, denn es musste um interessante Informationen gehen.
Er beobachtete, wie der Taucher wieder im Wasser verschwand. Hernandez richtete seine Aufmerksamkeit auf die am nächsten liegende Jacht, und tatsächlich tauchte nach einer gewissen Zeit auf der Leerseite eine Gestalt aus dem Wasser auf. Zwei Matrosen halfen dem Mann an der Bordwand hoch.
Es war nur eine Vermutung, aber Hernandez hätte schwören können, dass es sich um den Privatdetektiv handelte.
Er ging zu seinem Jeep und zog die Antenne des Funkgerätes möglichst hoch. Dann setzte er sich mit seiner Dienststelle in Verbindung und bat um Einzelheiten über eine Jacht namens „Valetta“ mit dem Heimathafen Miami.
Man versprach ihm, dass er die verlangten Informationen in spätestens vierundzwanzig Stunden haben würde. Die amerikanische Polizei sei in diesen Dingen immer sehr hilfsbereit. Man würde ihn sofort anfunken. Hernandez stellte das Gerät auf automatischen Empfang und ließ die Antenne ausgefahren. Moderne Technik war doch etwas Feines!
Dann überprüfte er das Schlauchboot, das zusammengefaltet auf dem Rücksitz lag. Es reichte gerade für einen Mann.
Hernandez blickte zweifelnd über das Wasser. Er hatte seine Bedenken, wenn er die weiße Gischt über den scharfen Riffen sah. Sie würden das Boot in kleine Streifen schneiden.
Es gab zwar Stellen, an denen es ruhiger war, aber da durchzukommen, bedeutete, nicht den geringsten Fehler zu machen. Es blieb eine lebensgefährliche Angelegenheit. Nein, er musste vom Land aus reagieren. Notfalls konnte er einen Hubschrauber aus Freetown zu Hilfe rufen. Der Helikopter würde in zwanzig Minuten hier sein.
Hernandez leckte sich die Lippen. Die salzhaltige Luft riss die dünne Haut auf und machte sie rissig. Er wünschte sich ein riesiges kaltes Bier. Aber die einzige Erfrischung war lauwarmes Wasser aus der Feldflasche. Vielleicht würde er heute seinen Beobachtungsposten verlassen, um ins nächste Dorf zu fahren und sich mit ein paar Sachen einzudecken. Er hatte nicht gedacht, dass es so anstrengend sein würde.
An Deck der großen Jacht tat sich etwas. Aha, man machte sich wieder zum Tauchen fertig. Wenn er bloß wüsste, was sich in der Tiefe befand. Er beneidete die Amerikaner ein wenig, die sich jetzt in der geheimnisvollen Unterwasserwelt umsahen. Soweit sich Hernandez erinnern konnte, hatte er seinen Kopf nicht weiter als dreißig Zentimeter unter der Oberfläche gehabt. Das Wasser war nicht sein Element.
Er ließ seinen Blick zur „Valetta“ hinüberwandern. Die drei Männer hatten ebenfalls die Tauchvorbereitungen bemerkt. Sie lehnten an der Reling und sahen zu. Sie unterhielten sich angeregt. Hernandez seufzte. Auch ein Taubstummer hätte auf diese Entfernung nicht von den Lippen lesen können. Er musste seine Erkenntnisse aus anderen Quellen beziehen!
Jetzt konnte er nur hoffen, dass die Taucher bald etwas fanden und aus der Tiefe heraufbrachten.
Er schob sich den Hut wieder nach vom, dass das Gesicht im Schatten lag. Capitan Hernandez schloss die Augen zu schmalen Schlitzen und begann leicht zu dösen. Er träumte von der Aufdeckung eines spektakulären Falles.