Читать книгу Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021 - Alfred Bekker - Страница 56

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Bount Reiniger ließ sich einfach treiben. Träge Flossenschläge reichten, um ihn vorwärts zu bewegen. Voraus war das Riff. Larry hatte ihn ermahnt, den scharfen Kanten nicht zu nahe zu kommen. Sie rissen die Haut auf wie mit einem Messer. Der Blutgeruch würde die Haie schneller anlocken als er denken konnte.

Sie hatten den ganzen gestrigen Tag vergeblich getaucht. Immerhin war es gelungen, ein ziemlich großes Gebiet abzusuchen, und Larry hatte eine Menge Quadrate auf seiner Karte abhaken können. Am Abend waren sie todmüde in die Kojen gesunken, und Bount spürte jeden Knochen im Leib. Früh am Morgen ging es weiter.

Diesmal bildete er mit Jane Morris ein Team. Er erkannte ihren schlanken Körper in einiger Entfernung. Sie leuchtete mit ihrer Lampe in die Zwischenräume der Korallen. Sie wussten alle, dass dort gern Muränen lauerten, und keiner hatte Lust, mit den scharfen Zähnen Bekanntschaft zu machen, zumal Muränen dafür bekannt waren, dass sie ihren Biss nicht lösten, und so etwas konnte leicht ein böses Ende nehmen.

Bount betrachtete einen Schwarm bunter Fische, die in blitzschnellen Wendungen davonschwammen. Gestern hatte er einen kleinen Hai gesehen. Nach einiger Zeit hatte er abgedreht und war verschwunden. Sie waren alle erleichtert.

Bount blickte auf den Detektor. Die Nadel zitterte und schlug leicht aus. Er bewegte den Arm, bis er die Stelle mit dem größten Ausschlag gefunden hatte. Er ging tiefer und musterte den Boden gründlich. Ein merkwürdiges Gebilde erweckte seine Aufmerksamkeit.

Er leuchtete es an und fragte sich, was es einmal gewesen war. Nichts, was von einer spanischen Galeone stammte - das war klar. Es dauerte eine Weile, bis er die Reste eines verbeulten Fahrrades erkannte. Der Rahmen und die Räder waren völlig verbogen und mit Pflanzen überwachsen. Bount fragte sich, wie es wohl hierhergekommen sein mochte. Dabei wurde ihm bewusst, wie schwer es war, einen Gegenstand zu erkennen, der schon längere Zeit im Wasser lag.

Dies war nun ein Fahrrad, also ein Gerät, das er kannte. Wie viel schwerer würde es sein, die Überreste einer Galeone zu erkennen, eines Schiffswracks, dessen Bilder er nur aus Büchern kannte.

Er bewegte sich weiter am Riff entlang und behielt dabei Tiefenmesser, Kompass und Detektor im Auge. An manchen Stellen senkte sich der Boden bis zu einer Tiefe von fünfundzwanzig Metern. Er musste darauf achten, dass er nicht zu weit nach unten trieb. Er hätte sonst beim Auftauchen lange Pausen einlegen müssen, um die gefürchtete Dekompression zu verhindern. Aber dafür reichte der Sauerstoffvorrat nicht.

Die Nadel schlug weit aus. Bount pendelte sich in die Senkrechte und blickte sich um, was den Detektor ausgelöst haben könnte.

Der Schein der Lampe glitt über Felsen, Korallen, Sand und Pflanzen. Prächtige Farben kamen durch die Beleuchtung zum Vorschein, und Fische schwammen erschrocken davon.

Vorsichtig glitt er weiter, und seine Augen suchten aufmerksam den Grund ab. Ein massiger Gegenstand erreichte sein Interesse. Die Nadel des Detektors schlug weit aus.

Das Ding war mindestens drei Meter lang und steckte zwischen zwei scharfkantigen Felsen. Die Oberfläche wirkte wie zerfressen, aber das kam vom Muschelbesatz.

Bount schwamm einen Kreis über dem Gegenstand. Er lief konisch zu und besaß an beiden Seiten merkwürdige Ausbuchtungen, die an Tragegriffe erinnerten. Er ließ sich hinabsinken und berührte das Ding. Aber erst als er das fast zugewachsene Loch an dem einen Ende sah, begriff er, worum es sich handelte.

Er hatte eine alte Kanone gefunden. Probeweise rüttelte er daran, aber sie saß wie festgewachsen im Untergrund. Wahrscheinlich würde man sie nur durch eine Sprengung herausbrechen können. Der Bewuchs war so stark, dass man keine Einzelheiten erkennen konnte. Immerhin konnte es sich gut um die Kanone einer spanischen Galeone handeln, aber Bount Reiniger war kein Experte in diesen Dingen. Larry Kent würde eher beurteilen können, wie alt das Geschütz war.

Bount schwamm einen größeren Kreis, aber außer der einen Kanone gab es keine weiteren Funde in der Umgebung. Wenn es sich aber um eine Kanone der „San Trinidad“ handelte, musste das Schiff in unmittelbarer Nähe gesunken sein.

Bount versuchte sich vorzustellen, was geschehen war. Ein Sturm trieb die „San Trinidad“ unaufhaltsam auf die vorgelagerten Klippen und Riffe zu. Vielleicht waren die Masten bereits gebrochen, oder die Segel hingen nur noch in Fetzen an den Rahen. Das Ruder gehorchte nicht mehr, und der Kapitän sah keine Chance mehr für das Schiff.

Vielleicht gingen die Überlebenden in die Boote, falls der Sturm sie noch nicht leckgeschlagen hatte. Vielleicht lag das Schiff mit schwerer Schlagseite im Wasser - ein Brecher riss eine Kanone aus der Verankerung, und wie ein Stein sank sie in die Tiefe.

So konnte es gewesen sein - aber natürlich auch völlig anders. Bount verdrängte die Gedanken. Die Kanone war Tatsache, und es war augenblicklich müßig, darüber zu rätseln, wie sie hierhergekommen war. Er musste den anderen Bescheid sagen.

Bount tauchte auf und schwamm mit langsamen Bewegungen zu Jane Morris hinüber. Sie hatte bemerkt, dass er nach oben kam und folgte ihm. Sie schob die Maske aus dem Gesicht und sah ihn fragend an.

„Eine Kanone“, sagte Bount. „Sie liegt genau am Ende des Riffs. Ich weiß nur, dass sie alt ist. Sie rührt sich keinen Zentimeter. Vielleicht ist sie das letzte Überbleibsel, nachdem alles andere von den Strömungen verstreut worden ist.“

Sie schüttelte den Kopf. „Wir haben entlang des Riffs keine großen Strömungen gespürt. Wenn es eine Kanone gibt, kann das Schiff nicht weit sein.“

„Wir müssen den anderen Bescheid sagen.“

Bount winkte zur Barkasse hinüber. Die Männer wurden aufmerksam. Der Motor sprang an, und die Barkasse schoss mit hoher Bugwelle auf sie zu.

„Vorsicht!“, brüllte Bount. „Die Korallen reichen bis dicht unter die Oberfläche!“

Der Mann am Ruder nickte und brachte die Barkasse in einem eleganten Schwung neben sie.

„Setzen Sie eine Boje“, befahl Jane Morris. „Wir müssen die Stelle später wiederfinden.“ Sie warf einen Blick auf die Uhr. „Larry und Rita müssen auch gleich auftauchen. Die Zeit ist um. Wir warten in der Barkasse auf sie.“

Nacheinander kletterten sie in das schwankende Boot und blickten gespannt zu der Stelle, an der die beiden auftauchen mussten.

Plötzlich durchlief es Bount wie ein elektrischer Schlag. „Dort!“, sagte er nur und deutete mit der ausgestreckten Hand in Richtung offene See. Die gebogene Rückenflosse eines Haifischs näherte sich in gerader Linie.

„Mein Gott!“, sagte Jane leise. „Er kommt genau auf Rita und Larry zu. „Wir müssen sie warnen.“

Bount schüttelte den Kopf. „Dazu ist es zu spät.“ Er griff nach dem Gewehr, das vor ihm auf dem Sitz lag, und schob eine Patrone in den Lauf.

„Nicht schießen!“, sagte Jane. „Wenn er getroffen wird, locken wir nur noch mehr Haie an. Dann können wir das Tauchen in nächster Zeit vergessen.“

„Es ist nur für den Notfall. Ich werde versuchen, das Biest zu verscheuchen.“

Bount schob den Matrosen am Steuer zur Seite und setzte sich selbst auf den Platz. Er drückte den Gashebel nach vom und drehte das Steuer mit einer raschen Bewegung. Mit halber Fahrt näherte er sich in spitzem Winkel dem Hai, der seine Richtung immer noch beibehielt.

In diesem Augenblick tauchten die Köpfe von Rita und Larry auf. Sie winkten freudig zum Boot und hatten die Gefahr noch nicht erkannt.

„Hier sind wir, ihr Idioten!“, brüllte Larry über das Wasser. Denn aus seiner Sicht fuhr das Boot von ihm weg.

Jane formte die Hände zu einem Trichter. „Schwimmt hierher! Ein Hai kommt auf euch zu!“

Die beiden reagierten sofort, ohne in lange Diskussionen auszubrechen. Sie wussten, in welcher Gefahr sie sich befanden. Haie waren unberechenbar. Meistens geschah nichts, aber niemand konnte einen Angriff vorhersagen.

Bount korrigierte das Steuer ein bisschen und erhöhte die Fahrt. Er beobachtete wie gebannt die Rückenflosse. Dann tauchte der Hai weg, und Bount murmelte einen halblauten Fluch.

Wenige Meter weiter schob sich die Finne wieder durch die glitzernde Oberfläche. Bount wirbelte das Steuer herum und hielt direkt darauf zu. Nur wenige Meter trennten die Barkasse von dem Fisch.

„Willst du ihn rammen?“, fragte Jane erschrocken. „Hoffentlich hält das Boot die Begegnung aus.“

Die beiden Matrosen sagten kein Wort und klammerten sich am Dollbord fest.

Dann gab es einen heftigen Schlag, der das Boot halb aus dem Wasser hob. Schwer klatschte die Barkasse zurück. Die Rückenflosse war nicht zu sehen. Bount nahm das Gas zurück und drehte einen Kreis.

Alle atmeten auf, als die gefürchtete Finne wieder auftauchte. Diesmal allerdings strebte sie zur offenen See.

„Das habe ich noch nie erlebt“, sagte Jane, nachdem sie den angehaltenen Atem ausstieß.

„Ich habe es auch zum ersten Mal gemacht“, entgegnete Bount grinsend. Er entlud das Gewehr und legte es an seinen Platz. Wenige Minuten später waren Rita und Larry an Bord.

Bount erzählte von seinem Fund.

Larry nickte. „Wir machen zehn Minuten Pause und sehen uns dann die Sache gemeinsam an. In den Flaschen ist noch Sauerstoff für mindestens zwanzig Minuten. Das dürfte reichen. Anschließend fahren wir zur Jacht zurück, und dann kann jeder seine Meinung zum besten geben. Möglicherweise ist dies unser Erfolg.“

„Ich bin sicher, dass es sich um eine alte Kanone handelt“, wiederholte Bount seine Meinung. „Ob es allerdings ein Geschütz der ,San Trinidad“ ist, wissen die Götter.“

Larry grinste. „Ich traue mir zu, es ebenfalls zu erkennen. Ich weiß, wie spanische Schiffsgeschütze dieser Zeit ausgesehen haben. Wir werden gleich mehr wissen.“

Minuten später waren sie wieder unter Wasser. Bount schwamm voraus, um die Stelle zu zeigen. Er fand sie auf Anhieb.

Alle gestikulierten mit den Armen. Larry ließ sich neben der Kanone auf den Grund sinken und prüfte sie sorgfältig. Mit seinem Messer kratzte er den Belag an mehreren Stellen ab und untersuchte das darunterliegende verrostete Metall. Dann nickte er und stieß den rechten Arm nach oben. Sie tauchten auf.

„Volltreffer!“, sagte Larry Kent und zerrte die Maske vom Gesicht. „Es ist nicht nur eine spanische Kanone, sie stammt auch noch von der ,San Trinidad“. Die letzten vier Buchstaben sind noch über dem Verschluss zu lesen.“

„Kompliment, Bount“, meinte Rita Wilson. „Diese Entdeckung spart uns eine Menge Zeit.“

„So einfach wird es nicht sein“, dämpfte Larry ihre Begeisterung. „Eine Kanone ist noch nicht das Schiff! So ein Geschütz kann aus vielerlei Ursachen über Bord gegangen sein, und die ,San Trinidad‘ kann Meilen entfernt gesunken sein. Wir müssen weitersuchen, aber wir werden uns jetzt auf dieses Gebiet konzentrieren. Wir fahren jetzt erst mal zur Jacht und schmieden dann weitere Pläne.“

Die Stimmung jedenfalls war gut, als sie sich von der Barkasse zurückbringen ließen. Nur Bount hatte das dumpfe Gefühl, dass eine unheimliche Bedrohung immer stärker wurde. Er hätte nicht sagen können, woher sie kam - aber sie war da.

Er warf einen Blick zu Bensons Boot hinüber. Die „Diablo del Mar“ lag unverändert an ihrem Ankerplatz, und die einsame Gestalt an Bord hockte im Angelsessel und starrte ins Wasser. Benson schien sehr viel Geduld und Zeit zu haben, und bisher hatte er noch keinen Versuch gemacht, sich ihnen zu nähern.

Es schien, als wartete er auf etwas, und Bount hätte zu gern gewusst, was das war. Auf keinen Fall etwas Gutes!

Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021

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