Читать книгу Ben - Alfred Broi - Страница 10
9. Kapitel
ОглавлениеObwohl er allein sicherlich deutlich schneller gewesen wäre, blieb Riley mit seinem Motorrad hinter Derek zurück.
Besser ist besser! dachte er. Die nächste Brücke ist näher, als man denkt!
Entsprechend erreichten sie gemeinsam den Parkplatz vor dem Bürohaus. Sie gingen dann auch zusammen hinein, allerdings blieben sie schweigsam. Bevor sie sich schließlich vor ihren Büros trennten, klopfte Ben Foreman noch aufmunternd auf die Schulter.
*
Riley konzentrierte sich dann darauf, alle notwendigen Unterlagen zur Übergabe des Sorensen-Projekts an Desmond zusammen zu stellen, damit er sich gemäß Allisons Wunsch der Lagerhalle für CAPCO-Enterprises widmen konnte.
Anfangs empfand er dabei noch etwas Frust, doch je mehr er darüber nachdachte, erkannte er, dass Allison Recht hatte, ihn damit zu betrauen. Er war ein wirklich hervorragender Architekt und würde den Auftrag zur Zufriedenheit aller erledigen. Und wenn er mit seiner Arbeit schließlich das Tor für weitere Aufträge dieses Kunden aufstoßen konnte, war das die Sache allemal wert. Außerdem konnte Desmond beim Sorensen-Projekt eigentlich nichts mehr falsch machen, denn Ben hatte gute Vorarbeit geleistet und war ziemlich sicher, dass der Auftrag in Kürze erledigt sein würde. Auch einem Hedge-Fonds-Manager geht irgendwann einmal die Puste aus! Allison hatte hier also wirklich gut nachgedacht und eine kluge Entscheidung getroffen. Das würde er ihr allerdings natürlich niemals auf die Nase binden. Sie bildet sich schon genug ein! sinnierte Ben. Gestern Abend auf dem serbischen Bullen war sie ganz anders! Warum kann sie nicht immer so sein?
Immer dann, wenn er mal aufs Klo musste oder sich einen frischen Kaffee holte oder aber auch, wenn er ins Zeichenbüro ging und dabei an Dereks Büro vorbeikam, ging er langsamer und warf einen längeren Blick hinein.
Doch alles schien dort wie immer. Foreman überprüfte Unterlagen, telefonierte, wobei er einmal sogar lächelte, besprach sich mit anderen Kollegen, die mit ihm an diesem Projekt arbeiteten. Sagte ich doch, dass das eine gute Idee war!
*
Das Telefon klingelte.
Ben hob den Kopf, schaute auf das Display, sah zunächst, dass es kurz vor elf Uhr war, blickte dann auf die Nummer des eingehenden Anrufs und augenblicklich verdunkelte sich sein Gesicht.
Oh verdammt! Er kräuselte die Lippen. Muss das sein?
Doch wenn er ehrlich war, hätte es ihm doch eigentlich schon klar sein müssen, dass dieser Anruf kommen würde. Aber warum jetzt? Aber auch das war blauäugig. Jeder Zeitpunkt hierfür war schlecht!
Jetzt einfach nicht abzunehmen, würde das Problem auch nicht lösen, sondern am Ende sogar noch verschärfen. Und darauf konnte er nun wahrhaftig verzichten. Also bring es schnell und sauber hinter dich!
Schließlich, so beruhigte er sich, geht es hier zur Abwechslung ja nicht um dich! Du stehst nicht im Mittelpunkt und nicht im Brennpunkt. Hier wird nichts von dir gefordert oder erwartet. Letztlich will sie doch nur reden!
Mit dieser Vorstellung nahm er den Hörer ab und stellte die Verbindung her. "Ja?"
"Hallo Ben!"
Als er ihre Stimme hörte, sackte sein Herz eine Handbreit tiefer und setzte für einen Schlag aus. Gott, sie klingt so wundervoll. Sanft, melodisch, beruhigend. Ben stellte mit einem schmerzhaften Stich fest, dass er sie vermisst hatte.
"Ich bin es, Sophia!"
Und ob du das bist! In Gedanken sah er sie vor sich: Wunderschön, schlank, attraktiv, dazu witzig und sehr intelligent. Schulterlanges, gelocktes Haar, das so pechschwarz war, wie er es noch niemals zuvor gesehen hatte und manchmal fast metallisch glänzte. Stahlblaue, funkelnde Augen, die so unglaublich strahlen konnten, wenn sie lachte. Dann zeigten sich auch ihre Grübchen, die so wundervoll süß wirkten und einen feinen, aber irrsinnig sinnlichen Mund umspielten. Dazu ein schlanker Körper mit kleinen, festen Formen, die sie stets gern in schicke Kleider hüllte. Oh Mann, Ben lächelte. Eine echte Traumfr…! Sein Lächeln verschwand. Nein, eben genau das nicht! Sie hatte den Anschein erweckt, sie wäre es, aber dann hatte sie versucht, ihn zu ändern, anstatt ihn so zu nehmen, wie er nun mal war. Sie hatte von Anfang an gewusst, auf was sie sich mit ihm einließ, er hatte sie niemals angelogen. Aber sie hatte gelogen. Mit ihren Absichten, ihren Vorstellungen, ihren Wünschen. Sie war hier der Wolf im Schafspelz, das faule Ei, die Unwucht im Getriebe. Oh ja, sie war der Dämon!
"Hallo!" gab Ben dann auch kurz und knapp zurück.
"Störe ich?"
"Nein!" Warum hast du nicht ja gesagt?
"Okay! Ich will dich auch nicht lange aufhalten!"
"Gut!" Je eher dieses Gespräch beendet ist, desto besser.
Sie atmete einmal tief durch. "Ich nehme an, du weißt schon von Leyla und Derek!?"
"Ja, weiß ich!" Womöglich sogar länger, als du. "Schöner Mist, was?" Er bereute seine Worte, kaum, dass er sie ausgesprochen hatte.
"Na, wenn du das so nennen willst!?" erwiderte Sophia hörbar humorlos.
Voll ins Fettnäpfchen! schalt er sich. Idiot!
"Ich finde es eher total traurig!" hob Sophia aber weiter an und nahm ihm damit die Last ab, sich zu entschuldigen. "Ehrlich! Die beiden passen doch so gut zusammen. Viel besser, als wir das je gekonnt hätten!"
Na, Danke auch! Ben kräuselte die Lippen, brummte aber nur. "Wenn bei den beiden alles so super gelaufen ist, warum ist sie dann mit einem anderen ins Bett gehüpft?" Du konntest nicht widerstehen, was?
"Das weiß ich nicht!" erklärte Sophia. "Aber ich werde es herausfinden. Ich treffe mich morgen mit Leyla zum Frühstück!"
"Na dann. Viel Spaß und viel Erfolg!" War es das jetzt?
"Danke! Leyla ist meine Freundin, Ben. Spätestens, seit der Sache mit uns beiden!"
Ja, ich weiß. Sie ist dir damals mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Ihr seid doch bestimmt nächtelang über mich hergezogen, stimmt’s?
"Und Derek sollte eigentlich auch dein Freund sein!"
Wieso klingt das denn jetzt so vorwurfsvoll? Doch wieder brummte Ben nur.
"Ich will Leyla helfen und ihr zur Seite stehen! Denn ich will nicht, dass es so endet! Nicht dieses Mal!"
Der nächste Schlag in die Fresse. Habe ich irgendwas verpasst? Warum bin ich denn hier jetzt plötzlich der Buhmann? "Sollten das die beiden nicht besser unter sich klären?"
"Ein bisschen Hilfe und Beistand von Freunden hat noch niemandem geschadet!" belehrte ihn Sophia.
"Na dann nochmal…!" Riley grinste schief. "Viel Spaß und viel Erfolg!"
Für einen Augenblick war es still am anderen Ende der Leitung. "Ich möchte, dass auch du für Derek ein Freund in dieser Zeit bist!"
Was? "Was?" fragte Ben sichtlich erstaunt. "Aber, …wieso ich?"
"Ich weiß, dass Derek heute bei uns…dir geschlafen hat!" Sophia machte eine kurze Pause. "Das hast du gut gemacht, Ben!" Fast konnte Riley ihr Lächeln auf der anderen Seite spüren "Das freut mich wirklich!"
"Danke!" Ben war überhaupt nicht glücklich damit. Ich wusste doch, es war ein Fehler!
"Bitte tu mir den Gefallen und kümmere dich auch weiterhin um Derek. Ich kann mir vorstellen, dass ihn Leylas Ausrutscher…!"
Wenn es denn einer war…
"...sehr geschockt hat! Ich bin mir aber sicher, dass Leyla es mindestens ebenso bereut!"
Du und dein Optimismus.
"Wenn Derek Jemandem zum Reden hat…!"
Reden oder nerven?
"…dann wäre das sicher besser für ihn, als wenn er damit allein klarkommen müsste!" Sie atmete wieder hörbar durch. "Also kümmere dich um ihn. Mir wäre wesentlich wohler, wenn ich wüsste, dass du ihm als Freund zur Seite stehst. Würdest du das tun, bitte?"
Nö! Warum auch? Ich will doch nur meine Ruhe haben!
"Für mich?"
Oh verdammt! Ben stöhnte schon fast gequält auf. Warum musste sie nur immer diese Trumpfkarte ziehen? Nach all der Zeit konnte er ihr noch immer keinen Wunsch abschlagen. Und Sophia wusste das nur zu genau! Falsche Schlange! "Okay! Ja, ich mach es!" erwiderte er stattdessen, wenn auch sichtlich nicht begeistert. "Ich habe ein Auge auf ihn!"
"Vielleicht auch zwei! Wenn du es einrichten kannst?!
"Ja, Herrgott. Auch zwei!" Wenn das Gespräch damit endlich beendet ist?
"Oh, das ist schön! Das ist wirklich schön! Danke Ben!"
Doch Riley erwiderte nichts, er grummelte nur.
"So, und nun will ich dich nicht länger stören!" erklärte Sophia dann. "Ich habe nämlich auch kaum noch Zeit. Ich habe eine Verabredung zum Mittagessen…!" Eine gewichtige Pause. "…und möchte nicht zu spät kommen!"
Schon klar! Das musst du nicht extra erwähnen. Du hast meinen Nachfolger schließlich schon seit fast einem Jahr. Gott, wie ich Martin hasse! "Natürlich nicht!" gab er säuerlich zurück.
"Also, bis dann, mein…!"
Ben riss überrascht die Augenbrauen in die Höhe.
"Also bis dann!" Sophias Stimme klang jetzt etwas nervös. Dann war das Gespräch beendet.
Riley saß noch immer mit weit aufgerissenen Augen da. Was bitte schön war denn das eben? fragte er sich, doch fand er keine Antwort darauf, woraufhin er die Mundwinkel nach unten zog und nochmals brummte. Aus den Frauen soll noch mal einer schlau werden!