Читать книгу Ben - Alfred Broi - Страница 5

4. Kapitel

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Der Herrgott aber war ihm heute wahrlich nicht wohl gesonnen, denn als er frustriert in Dereks Büro stapfte, war der nicht da.

Als er auch nach fünf Minuten nicht erschien, fragte er in der Zentrale nach, wo man ihm mitteilte, dass er zur Baustelle gefahren war und nicht vor 15 Uhr zurück sein würde.

Damit blieb er mit seinem Frust also doch allein, erstickte jedoch glücklicherweise widererwartend nicht daran.

*

Das Mittagessen jedoch verlief wirklich sehr zufriedenstellend. Die Vertreter von CAPCO-Enterprises erwiesen sich als angenehme Gesprächspartner, wirkten entschlossen und kompetent, jedoch auch besonnen und aufmerksam.

Ben hatte eigentlich ein ganz gutes Gefühl, was den Bau der Lagerhalle anging.

Außerdem stand die meiste Zeit über Allison im Mittelpunkt. Ihre Mischung aus fundierter Kompetenz, Witz, Sexappeal und Charme kam hervorragend an und hielt die Anwesenden in ihrem Bann.

Ben war das nur Recht. So konnte er sich etwas zurücklehnen und entspannen und gleichzeitig ein absolut wunderbares Pasta-Gericht genießen. Dabei beobachtete er Allison immer wieder.

Ja! musste er erneut feststellen. Sie ist wirklich eine würdige Nachfolgerin für den guten, alten Howard. Er konnte stolz auf seine Tochter sein. Und ihre ruhige, sichere Gewandtheit im Umgang mit diesen Managern sorgte bei Riley sogar dafür, dass sich in seinen Lenden ein angenehmes Kribbeln ausbreitete. Zumindest so lange, bis ihm wieder bewusstwurde, dass er Allison trotz all ihrer körperlichen Vorzüge nicht leiden konnte. Aber bei der Vorstellung, mit ihr zumindest eine Nacht lang die Schenkel zu kreuzen, kroch ein wohliger Schauer über seinen Rücken, der jedoch abrupt endete, sobald Allison ihn ansah und er in ihren Augen zu erkennen glaubte, dass sie seine Gedanken erkannte.

Wie zum Teufel macht sie das nur? Ben fühlte sich ertappt, war frustriert, wusste plötzlich wieder sicher, dass es niemals zu einer gemeinsamen Nacht kommen würde und bildete sich ein, dass er es auch gar nicht nötig hatte, um Allisons Körper zu betteln.

Damit war das Essen für ihn gelaufen und Gott sei Dank ging es eine halbe Stunde später auch tatsächlich zu Ende.

*

Zurück im Büro begegnete ihm ein alter Bekannter: Der Frust-Kloss in seinem Hals, der nach einem Opfer schrie.

Doch Dereks Büro war noch immer leer, wirkte aber, im Gegensatz zu vorhin, seltsam aufgeräumt.

Die Nachfrage in der Zentrale brachte die Erkenntnis, dass Foreman früher, als erwartet, zurückgekehrt war, kurze Zeit später jedoch einen Anruf erhalten hatte, nach dem er ziemlich eilig das Büro mit dem Hinweis, erst morgen zurückzukehren, verlassen hatte.

Daraufhin bekam Ben Atemnot, doch war ihm klar, dass er heute kein Blut mehr würde verspritzen sehen.

Mürrisch machte er sich an seine Arbeit und überlegte dabei, wie er sein geschundenes Ego am Abend wieder aufpolieren konnte.

*

Ben verließ die Firma um kurz nach 18 Uhr und machte sich auf den Heimweg.

Zwischendurch hielt er beim Bäcker an und holte sich für den Abend ein lecker belegtes Sandwich mit Hühnchen und süß-scharfer Currysauce. Außerdem lieh er sich aus seiner Stamm-Videothek einen Porno aus, da ihm klargeworden war, dass der beste Weg, sein Ego wieder aufzupolieren, der war, seine Stange zu polieren. Er würde dabei aber an Allison denken und ihr ihre verlogene Freundlichkeit damit heimzahlen.

Zuhause wechselte Ben seine Bürokleidung gegen eine schwarze Jogging-Hose und ein graues T-Shirt. Dann fütterte er Leroy, der ihn schon mächtig bedrängte.

Schließlich nahm er ein Bier aus dem Kühlschrank, setzte sich auf die Couch und sah die Post durch.

Alles nur Werbekram, stellte er fest, spürte Müdigkeit in sich aufkommen, lehnte sich zurück und trank einen Schluck Bier. Dann schloss er bei einem tiefen Atemzug die Augen und als er sie wieder öffnete, konnte er die Stille in der Wohnung beinahe körperlich spüren.

Das war zu Zeiten, als Sophia noch hier mit ihm zusammenlebte, anders gewesen. Da waren sehr oft Freunde oder Verwandte von ihr zu Besuch gekommen. Ben selber hatte keine Freunde, na ja außer eben Derek vielleicht. Seine Eltern und seine beiden Geschwister lebten in Texas. Schon immer war der Kontakt zu ihnen nur sporadisch erfolgt, doch seit fünf Jahren gab es überhaupt keinen mehr. Anfangs hatte Ben das beschäftigt, doch letztlich hatte er akzeptiert, dass die Tatsache, dass man quasi das gleiche Blut in sich trug, eben kein Garant für ein enges Zusammenleben war.

Durch Sophias Freunde und Verwandte war es hier jedoch nie langweilig geworden und Ben mochte es oft genug sogar, wenn Leute anwesend waren. So hatte Sophia Beschäftigung und Gesprächspartner und nervte ihn damit nicht. Und wenn ihm die Gesellschaft anderer doch zu viel wurde, konnte er sich problemlos in eines der sieben Zimmer verziehen und dort fernsehen, Videospiele zocken oder auch ein Buch lesen.

Sophia schien das zu akzeptieren und ließ ihn gewähren.

Das war eine wahrhaft wunderschöne Zeit gewesen! erinnerte er sich.

Sie hatten sich die Wohnung vor nunmehr zwölf Jahren gekauft, zwei Jahre, nachdem sie geheiratet hatten.

Da Geld für sie nie ein Problem gewesen war - er Architekt, sie eine ziemlich erfolgreiche Anwältin - und sie damals ernsthaft mit dem Gedanken an Nachwuchs gespielt hatten, gingen sie auf Wohnungssuche.

Als ihnen der Makler dieses Objekt zeigte, verliebten sich beide sofort darin. Es war eine traumhaft schöne, sehr große Wohnung mit großen Fensterfronten und hochwertiger Bausubstanz. Zwei Tage später hatten sie den Kaufvertrag unterschrieben.

Später war klar, dass die sieben Zimmer und zwei Bäder viel zu groß für sie waren, denn ihren Kinderwunsch hatten sie in gegenseitigem Einvernehmen wieder aufgegeben.

Sophia wollte sich zunächst noch einige Zeit auf ihre Karriere als Anwältin konzentrieren und Ben war ziemlich sicher, dass er gar keinen guten Vater abgegeben hätte, da er Kinder eigentlich nicht mochte.

Irgendwie entfernten sie sich danach immer mehr voneinander - bis Sophia das erkannte, doch da war es wohl schon zu spät gewesen, um noch gegensteuern zu können. Das heißt, eigentlich wäre es durchaus noch möglich gewesen, wenn Ben sich nur ein wenig mehr Mühe gegeben und es genauso sehr gewollt hätte, wie Sophia. Doch er hatte zu diesem Zeitpunkt sein Leben bereits so arrangiert, dass Sophia nur noch eine untergeordnete Rolle spielte. Für ihn war ihre Ehe kaum mehr noch als eine bessere Wohngemeinschaft. Und die Aussicht, all dies aufgeben zu müssen, um ihr wieder näherzukommen, erschien ihm damals nicht unbedingt lohnenswert.

Also bemühte er sich nicht, hätte am liebsten alles so gelassen, wie es war und ging ihren Bemühungen um mehr gemeinsame Zeit und Gesprächen einfach aus dem Weg.

Natürlich verstand Sophia das nicht und stellte ihn zur Rede, worauf er mit Verärgerung und Ablehnung reagierte, versprach, es besser zu machen, jedoch nur, um es beim nächsten Mal noch viel schlechter zu tun.

Bis Sophia dann die Reißleine zog, in ihrer Ehe keine Chance mehr sah und schließlich die Scheidung einreichte.

Ben wusste noch genau, dass er absolut gar nichts fühlte, als sie ihm ihre Entscheidung mitteilte, außer vielleicht Erleichterung.

Der Schmerz - wuchtig, hart und eiskalt - und die Tränen - schluchzend, bitterlich und reichlich - kamen erst im Nachhinein. Doch als ihn die Erkenntnis, dass er hier den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte, endlich erreichte (was immerhin über ein Jahr dauerte), war es für eine zweite Chance längst zu spät, denn Sophia stand wieder in einer neuen Beziehung.

Also blieb ihm nur die Selbstkasteiung, die irgendwann in Frust umschlug. Sophia hatte doch gewusst, wie er tickte! Wieso nur musste sie versuchen, ihn zu ändern, anstatt ihn so zu nehmen, wie er nun mal war?

Da er hierauf keine Antwort fand (eben, weil er schlicht die falsche Frage stellte), arrangierte er sich mit seinem neuen, einsamen Leben und bildete sich ein, dass er tatsächlich niemanden an seiner Seite brauchte, was ihm auch nicht schwerfiel, denn er brachte Niemandem mehr genug Vertrauen entgegen, um ihn auch nur annähernd nah genug an sich heranzulassen, dass er den wahren Ben Riley offenbaren musste.

Dass aber sah Ben selbst nicht und so lebte er in seiner eigenen Welt voller Selbstmitleid, Zynismus und Frust.

Mittlerweile wurde es draußen dunkel und Ben bekam Hunger, also aß er das mitgebrachte Sandwich und holte sich anschließend noch ein Bier.

Dann schaltete er den Fernseher ein, zappte einige Zeit durch die Programme, bevor er aufstand und den Porno in den DVD-Player einlegte.

Wie üblich bei solchen Machwerken, gab es keine Eileitung, sondern es ging gleich ordentlich zur Sache.

Ben starrte auf den Fernseher und während er in der linken Hand die halbvolle Bierflasche hielt, glitt seine rechte Hand wie automatisch in seine Hose. Dabei stellte er sich vor, dass die junge, durchaus hübsche und attraktive Schauspielerin, Allison war und er der bullige Klempner-Stier mit eindeutig osteuropäischen Wurzeln, der ihr gerade eindringlich die Vorzüge (s)eines zwanzig Zentimeter Steckschlüssels aus stahlhartem Chrome-Vanadium vor Augen (ein)führte.

Das brachte sein eigenes Rohr in aufrechte Position, sodass es bereit zum Polieren war.

Genau in diesem Moment klingelte es an der Tür!

Ben

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