Читать книгу Ben - Alfred Broi - Страница 6
5. Kapitel
ОглавлениеWas?
Bens Türklingel war dem mächtigen Glockenschlag des Londoner Big Ben nachempfunden und so ziemlich das letzte Überbleibsel von Sophia, die ihn seinerzeit ausgesucht hatte.
Jetzt rauschten die Töne durch Rileys Gehirn und er glaubte schon, das Glockengeläut würde andeuten, dass er bereits zum Höhepunkt kam, obwohl er als serbischer Hengst Allison doch gerade erst so richtig zum Schreien brachte.
Verdammt!
Ein vorzeitiger Orgasmus war wirklich das Letzte, das er jetzt gebrauchen konnte. Was nur sollte Allison denn von ihm denken, wenn er es ihr nicht ordentlich besorgen konnte? Er wollte es ihr doch heimzahlen! Das hier war jetzt aber nur noch peinlich!
Oh bitte, Gott, tu mir das nicht an!
Tiefe Verzweiflung erfasste ihn, die ihm beinahe Tränen in die Augen getrieben hätte, als die Glocken Big Bens erneut durch sein Gehirn fegten und ihn erkennen ließen, das sich ihm hier gar kein haarsträubendes Potenzproblem offenbarte, sondern schlicht Jemand vor der Wohnungstür stand und um Einlass bat.
Wer zum Teufel ist denn das? Ausgerechnet jetzt, wo ich drauf und dran bin, Allison den Verstand aus dem Gehirn…?
Für eine Sekunde wollte er Big Ben einfach ignorieren, doch als seine Glocken ein drittes Mal dröhnten, war ihm klar, dass er das nicht konnte. Außerdem machte sich die rüde Unterbrechung nun doch in seinen Lenden bemerkbar und allmählich aus dem Stahlrohr eine gekochte Spaghetti. Das wiederum ließ Frust in ihm aufkommen und er gab sein Vorhaben schließlich auf. Er zog die Hand aus der Hose, donnerte das Bier auf den Tisch, erhob sich mit einem sichtlich verärgerten Grunzen vom Sofa, stapfte murrend zur Eingangstür, klatschte die Hand auf den Öffner, riss sie förmlich auf, brüllte total gereizt "Was?" und starrte den unwillkommenen Störenfried mit großen, funkelnden Augen an.
"Hallo Ben!" kam mit kleinlauter, schwacher und zittriger Stimme zurück. Dazu ein unsicheres, ja fast schon ängstliches Lächeln oder besser der wenig geglückte Versuch in diese Richtung.
In Bens Kopf formten sich Worte wie: Verpiss Dich! Hau ab! Zieh Leine! Mach, dass du wegkommst, Doch bevor er sie noch aussprechen konnte, erkannte er sein Gegenüber und war im selben Moment dermaßen erstaunt, dass er einfach nur total verblüfft die Luft in die Wangen pressen konnte. "Derek?" fragte er wider besseren Wissens, denn es war tatsächlich Foreman, der da vor ihm stand.
Ben erkannte, dass er noch immer das Hemd trug, in dem er die Nacht auf seiner Bürocouch verbracht hatte. Gleiches galt für Hose und Schuhe. Entsprechend zerknittert sah alles aus und verströmte auch schon einen ziemlich deutlichen, wenig prickelnden Geruch nach altem Schweiß.
Doch nicht nur das war vollkommen untypisch für Foreman. Zwar konnte er Ben in Punkto modischen Kleidungsstil nicht das Wasser reichen, allerdings war er nicht weit von ihm entfernt, sodass ein solch liebloses Outfit eigentlich ein absolutes No-Go war. Nein, auch sein Haar war total durcheinander und sah fettig aus, und sein Gesicht wirkte aufgedunsen und war rotfleckig.
Das ist nicht der Foreman, den ich kenne, dachte Ben und er war sich sicherer denn je, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
"Was willst du hier?" fragte er aber nur und seine Stimme klang hart und eher abweisend, weil sich der neuentdeckte serbische Teil in ihm nach der Fortsetzung des so abrupt abgebrochenen Klempnerjobs in Allison sehnte.
"Tut mir…!" erwiderte Derek sichtlich verlegen. "Tut mir leid, dass ich...!" Er atmete tief ein. "Darf ich reinkommen?"
"Reinkommen?" Bens Augenbrauen sanken herab.
Foreman nickte. "Aber…natürlich nur, wenn ich nicht störe? Vielleicht hast du ja Besuch? Hast du Besuch?" Er spielte nervös mit den Fingern seiner Hände.
"Besuch?" Ja, Allison. Nackt und so was von willig! Riley schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe keinen Besuch!"
Foreman lächelte und schien erleichtert. "Dann darf ich reinkommen?"
Ben starrte ihn noch einen Moment ausdrucklos an, dann nickte er scheinbar abwesend, weil sein Gehirn die Mischung aus dem Verlangen nach Allison und der Frage, was mit Foreman los war, nicht gleichzeitig verarbeiten konnte.
Foreman lächelte breiter und noch erleichterter und schob sich an Ben vorbei in die Wohnung.
*
Riley schloss die Tür, dann blickte er hinter Derek her, der ins Wohnzimmer ging und verzog dabei die Mundwinkel.
Mach schnell, Alter, ich will…nein, ich muss…zurück zu Allison!
Dann folgte er ihm.
"Tut mir leid, dass ich dich um diese Zeit noch störe, aber…!" begann Foreman, während er das große Wohnzimmer betrat, als sein Blick zum Fernseher glitt, wo noch immer der Porno lief. Ganz offensichtlich irritierte der dramatische Ablauf der Ereignisse dort seine Konzentration, denn er hielt inne und starrte auf die Mattscheibe.
Ben erkannte erst jetzt, dass er vergessen hatte, das Schauspiel zu stoppen, bevor er zur Tür gegangen war. In einer Mischung aus Verärgerung und Scham verzog er die Mundwinkel erneut, griff schnell zur Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Dann sah er zu Forman, der ihn in einer Mischung aus Neugierde und Verständnislosigkeit ansah.
"Frustabbau!" raunte Riley daraufhin schnarrend, weil ihm schien, dass sein Verhalten einer Erklärung bedurfte.
Jetzt lächelte Foreman fast mitleidig. "Allison!?"
Ben nickte, doch wurde sein Blick sogleich auch verärgert. "Und du!"
"Ich?" Diese Aussage schien Derek echt zu schockieren, denn er riss erstaunt die Augen auf, doch konnte Ben bereits erkennen, dass sein Freund wusste, was Riley meinte.
Der nickte dann auch nur mit säuerlicher Miene und brummte. "Du hast mich angelogen!"
"Ich…?" hob Foreman an, doch brach er im nächsten Moment quasi komplett in sich zusammen. "Du hast Recht!" Seine Schulter sackten ruckartig herab.
"Du hast gestern Nacht nicht im Büro gearbeitet!?" Bens Verärgerung wich allmählich Neugierde, weil er dem Geheimnis um Foreman endlich näherkam. Wenigstens ein Erfolgserlebnis am heutigen Tag! dachte er verbittert.
"Nein, habe ich nicht!" bestätigte Derek, dessen Blick immer trauriger wurde.
Seine Antwort konnte Ben natürlich nicht befriedigen. "Und warum hast du dann dort geschlafen?" Kaum hatte er die Frage ausgesprochen, wusste er bereits die Antwort: Derek hat eine Affäre! Sofort begannen seine Synapsen nach der Frage, welche ihrer Kolleginnen dafür wohl in Frage kamen, zu glühen. Oh Mann, da gibt es bestimmt mindestens ein Dutzend, stellte er ziemlich überrascht fest und war sogleich auch frustriert, weil ihm eiskalt klar wurde, dass alle diese Frauen wohl mit Derek, sicher aber nicht mit ihm eine Affäre beginnen würden. Du bist ein zynischer Ätztyp, deshalb! Na und? Ich habe so etwas ohnehin nicht nötig!
"Weil…!" Wieder brach Derek ab. Dann schluckte er demonstrativ und sein Blick wurde noch trauriger.
Ja? Ja? Ben spürte, wie er die Wahrheit förmlich herbeisehnte.
"…ich es zuhause nicht mehr ausgehalten habe!" Foreman blickte zu Boden.
Bens Augenbrauen sanken herab. "Was soll das heißen?" Etwa nur ein simpler, stinknormaler Ehekrach? Wie öde! Verdammt, ich will zurück zu Allison!
Foreman sah Riley direkt an. Sein Gesicht war rotfleckig, seine Lippen bebten, seine Augen glänzten.
Sieht aus, als wolle er gleich heulen! dachte Ben halb amüsiert, halb frustriert.
Plötzlich stieß Derek ein undefinierbares Grunzen aus. Dann platzte es förmlich aus ihm heraus. "Leyla hat mich betrogen!"
Und im selben Moment brach er tatsächlich schluchzend in Tränen aus.