Читать книгу Ben - Alfred Broi - Страница 16

15. Kapitel

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Den Klingelton hätte Ben ganz sicher nicht wahrgenommen, so sehr war er in Gedanken versunken.

Da er sein Handy aber in der Hosentasche trug, spürte er den zusätzlichen Vibrationsalarm. Dennoch dauerte es einen längeren Augenblick, bis er reagierte und es langsam hervorkramte. Dabei war ein deutlich verwirrter Ausdruck auf seinem Gesicht zu sehen, der zeigte, dass er noch immer nicht in die Realität zurückgekehrt war.

Denn seit Sophia das Lokal vor gut zwanzig Minuten verlassen hatte, hatte er einfach nur stocksteif dagesessen und sich so tief in seine Gedankenwelt zurückgezogen, dass er seine Umgebung nicht mehr wahrnahm.

Riley hob das Handy an und betrachtete das Display mit ausdrucksloser Miene. Fast schien es, als wolle er den Anruf nicht annehmen, doch dann stellte er die Verbindung her. "Ja?"

"Ben?" fragte eine männliche Stimme.

"Ja!"

"Desmond hier! Wo bist du?"

Ben zog die Augenbrauen herab. "Wieso?"

"Wieso?" Ein raues Lachen. "Weil wir einen Besprechungstermin haben und du seit einer halben Stunde überfällig bist! Du wolltest mir das Sorensen-Projekt übergeben!" Die Stimme klang jetzt vorwurfsvoll. "Also: Wo bist du?"

"Ich…!" begann Riley. …am Arsch des Propheten! schoss es ihm durch den Kopf, doch behielt er diese überaus treffende Beschreibung natürlich für sich. "…habe verschlafen!" Etwas Besseres fiel ihm gerade nicht ein, obwohl das gar nicht mal so weit von der Wahrheit entfernt war, denn er musste vollkommen umnachtet gewesen sein, als er seiner Exfrau erlaubt hatte, ihn nahezu widerstandslos über den Tisch zu ziehen und seine Eier zu rasieren. "Ich bin auf dem Weg. Sagen wir…!" Er atmete einmal tief durch. "…in zehn Minuten!"

Desmond am anderen Ende der Leitung brummte. "Sieh zu!" Und damit legte er auf.

Ben ließ das Handy sinken. Verdammt! Jetzt war es doch tatsächlich schon so weit, dass ihn ein Kerl wie Desmond herumkommandieren konnte. Wie in Trance erhob er sich aus seinem Sitz und legte einen Zehn-Dollar-Schein auf den Tisch. Es half nichts, er musste jetzt ins Büro. Er konnte die Übergabe des Sorensen-Projekts nicht verschieben. Erst, wenn das erledigt war, hatte er ein wenig Ruhe, um über seine Unfähigkeit, sich gegen Sophia zu erwehren, nachzudenken.

Er verließ das Café, setzte sich auf seine Maschine und donnerte mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Straßen, während er die schlimmsten Flüche über seine Ex-Frau ergoss.

*

Im Büro erwartete ihn ein überaus angespannter Desmond, der ihm weiterhin klar zu verstehen gab, dass er wenig begeistert über diese Verzögerung war.

Während Ben es verzog, äußerlich demütig und verständnisvoll zu bleiben, und Desmond hochkonzentriert das Sorensen-Projekt zu erklären und letztlich zu übergeben, stellte er sich sein Gegenüber erst nackt und dann als widerliches Gewürm vor, das vor ihm flüchtete, während er es zu zertreten versuchte.

Das besänftigte sein geschundenes Ego ein wenig.

Am Ende war doch auch nur wichtig, dass er nach etwas mehr als zwei Stunden Desmonds Büro wieder verlassen konnte. Er hatte gut gearbeitet und ihm nichts verschwiegen bzw. vorenthalten, wohlwissentlich das alles ja doch nur wieder auf ihn zurückgefallen wäre. Auch hatte er ihm Sorensen als Mensch eindrücklich vor Augen geführt, damit Desmond wusste, wie er zu reagieren hatte.

Alles in Allem konnte Desmond sehr zufrieden mit Riley sein, denn Ben hatte wirklich hervorragende Vorarbeit geleistet. Am Ende würde er diesen Auftrag ohne allzu große Mühen abschließen können. Das wiederum stellte Riley zufrieden, da er nun den Kopf für andere Sachen frei hatte. Ja selbst die Tatsache, dass Desmond den finanziellen Erfolg dieses Auftrags für diese Firma zumindest zu einem gewissen Teil für sich beanspruchen und womöglich von Allison dafür auch belohnt werden würde, prallte irgendwie an ihm ab. Denn noch bevor er sein eigenes Büro erreicht und die Tür hinter sich geschlossen hatte, war er gedanklich schon wieder bei Sophia und innerlich derart aufgewühlt, dass es ihm Mühe bereitete, nicht laut und hemmungslos zu schimpfen.

*

Sie hat dich gebumst! stellte er mit ekelhafter Verbitterung fest. Oh ja, verdammt, das hat sie! Er verzog säuerlich die Mundwinkel. Und zwar nach allen Regeln der Kunst! Wieder einmal! Doch während sich Sophia jetzt sicherlich in tiefster Befriedigung suhlte, blieb ihm ein Orgasmus verwehrt. Verdammt!

Vor seinem inneren Auge tauchte seine Ex-Frau auf, doch anstatt, dass er seine Hände anhob, sie um ihren Hals legte und kräftig zudrückte, war er augenblicklich wieder fasziniert von ihrem Anblick. Oh, sie hatte heute Morgen aber auch hübsch ausgesehen in ihrem Kleid. Warum nur, zum Teufel, war sie so bildschön? Und wie nur hatte er sie jemals gehen lassen können?

Moment! schoss es ihm in den Kopf. Das war doch genau der Punkt! Anstatt sich darauf zu konzentrieren, was sie tat und sagte und sich immer der Tatsache bewusst zu sein, dass in dieser wunderschönen Hülle eine manipulierende Schlange hauste, hatte er sich an ihrem Anblick ergötzt und sich innerlich immer wieder vorgestellt, wie sie seinen serbischen Bullen ritt!

Dein verdammtes Gehirn ist dir in deine verdammte Hose gerutscht! Kein Wunder, dass er sich derart hatte überrumpeln lassen, dass er gar nicht wirklich wusste, wie ihm geschah.

Blöder Ben!

Böse Sophia!

Normalerweise hätte er jetzt zu ihr gehen und sie kräftig übers Knie legen müssen.

Oh Mann! er schluckte. Der Gedanke erregte ihn augenblicklich und erinnerte ihn an die Zeit, als seine Beziehung zu Sophia noch intakt gewesen war. Damals hatten sie sehr oft Sex gehabt, denn sie harmonierten körperlich ausgesprochen gut miteinander. Doch sie taten es nicht nur oft und lang, sondern auch ziemlich tabulos. Gerade Sophia war in dieser Beziehung echt hemmungslos und nutzte gern alles, was die Sexindustrie hierfür zu bieten hatte. Das war für Ben nur ganz zu Anfang ungewohnt und befremdlich gewesen, dann hatte er sich schnell daran gewöhnt und genoss ihr Liebesleben in vollen Zügen. Speziell Sophias Vorliebe für Fesselspielchen hatte ihn immer fasziniert. Die Tatsache, dass es ihr offensichtlich sehr gefiel, sich ihm hilflos auszuliefern, hatte ihn stets irrsinnig erregt und zu fantasievollen Rollenspielen animiert, die ihn und Sophia zu wundervollen Höhepunkten trieben.

Alles hätte so unendlich wundervoll bis ans Ende aller Tage sein können, doch mit zunehmender Dauer ihrer Beziehung hatte Sophia immer öfter und immer intensiver versucht, sein Verhalten und seine Gewohnheiten und damit letztlich ihn selbst zu ändern. Das aber konnte und wollte Ben nicht zulassen, wodurch zunächst die Trennung und schließlich die Scheidung unvermeidlich waren.

Den Sex mit Sophia hatte er von Beginn an sehr vermisst und er erinnerte sich, dass er anfangs noch gehofft hatte, sie würde sich in einem schwachen Moment noch einmal zu einer weiteren Nacht hinreißen lassen, wodurch sich alles wieder wie von selbst fügte.

Doch dem war nicht so.

Stattdessen fand Sophia - im Gegensatz zu ihm, Ben - bald wieder einen neuen Partner - Howard! Damit wurden die Gelegenheiten, an denen sie sich sahen, noch rarer und eigentlich hatte sich Riley damit abgefunden, sie alsbald gar nicht mehr zu sehen. Auch hatte er schon lange damit gerechnet, dass sie Howard heiraten würde, denn ihre Beziehung schien wirklich gut zu laufen und von Dauer zu sein. Wenn er jetzt so daran dachte, wunderte es ihn sogar ein wenig, dass es noch immer nicht soweit war. Beeil dich, Howard! Sonst schnappt sie dir ein Anderer weg! Dieser Gedanke amüsierte ihn, doch nur für einen kurzen Augenblick, dann war ihm klar, dass er rein gar nichts davon hatte, wenn Sophias Beziehung in die Brüche ging. Im Gegenteil: Er spürte sogar eine gewisse Trauer, wenn er daran dachte, denn komischerweise hasste er seine Exfrau trotz allem nicht genug, dass er sich noch immer wünschte, dass sie glücklich war - egal mit wem!

Nur eben nicht mit dem zynischen, verborten, eigenbrötlerischen und selbstbemitleidenden Ben, das hatte sie selbst gesagt. Kein Wort natürlich davon, dass sie dieser Ben zu Beginn ihrer Beziehung sehr glücklich gemacht hatte, bevor sie begonnen hatte, ihn ändern zu wollen.

Blöde, böse Sophia!

Normalerweise, dachte er mit einem Lächeln, hätte ich heute Abend die Handschellen bemüht und sie für ihr Vorgehen bestraft. Die Vorstellung, sie in ihrem dünnen Sommerkleid zu züchtigen, brachte ihm fast augenblicklich eine hammerharte Erektion. Ben genoss es, drehte sich zum Fenster, schloss die Augen und ließ seiner Fantasie freien Lauf. Dabei stöhnte er leise und lustvoll vor sich hin.

Oh ja, Sophia, Baby! Er beschloss, diese Fantasie in seinem Kopf zu speichern und sie heute Abend in seinem Schlafzimmer weiter fortzuführen, doch er konnte sich noch immer nicht davon lösen und so genoss er einfach weiter, was sich vor seinem inneren Auge abspielte.

*

Das Öffnen der Bürotür hörte er nicht.

Auch nicht, dass Derek einen Augenblick später etwas unsicher an den Türrahmen klopfte, nahm er nicht wahr.

Erst, als Foreman einmal laut "Ben?" rief, kegelte sein Bewusstsein aus der Traumwelt zurück in die Realität, jedoch nicht, ohne zuvor noch einmal lustvoll zu stöhnen, was Derek natürlich nicht überhören konnte.

Als Riley sich überrascht und irritiert zu ihm umdrehte, blickte er ihn mit großen Augen an. "Alles okay mit dir?" Dabei lächelte Foreman vielsagend.

"Frustabbau!" brummte Ben mürrisch, da er sich ziemlich ertappt fühlte.

"Okay!" Derek grinste erneut. "Soll ich später nochmal wiederkommen?"

Doch Riley schüttelte den Kopf. "Was willst du?"

"Ich…ähm…!" Foreman räusperte sich. "…wollte dir nur sagen, dass ich ein Hotel für mich gefunden habe, wo ich bis auf Weiteres bleiben kann!"

"Ein Hotel?" Gute Idee! Sehr gute Idee!

Derek nickte. "Sag mir bitte Bescheid, wenn du nachher gehst, dann fahre ich gleich hinter dir her und hole meine Sachen bei dir ab!"

Oh Mann, warum nur, zum Teufel, ist dir das nicht schon einen Tag früher eingefallen? Verdammt! Doch Ben wusste, dass er aus dieser Nummer nicht mehr herauskam. Nicht auszudenken, wenn er jetzt einen Rückzieher machte und Derek einfach so ziehen ließe. Sophia würde ihn wahrlich hassen! "Ja…!" Ben brummte, verzog die Mundwinkel, schniefte durch die Nase und atmete schließlich tief durch. "…was das angeht…!" Er blickte sein Gegenüber direkt an, machte eine Grimasse und kratzte sich mit der rechten Hand am Hinterkopf. "…sollten wir miteinander reden!"

"Reden?" Derek war erstaunt. "Worüber?"

"Über…!" …die Tatsache, dass ich ein kompletter Vollidiot bin, der sich von seiner Exfrau total hat überrumpeln lassen. Wieder atmete er tief durch. Dabei fiel sein Blick auf die Uhr. "Ist es wirklich schon halb eins?"

"Was?" Foreman war überrascht. "Ja…!" Er nickte. "Ich denke schon!"

Plötzlich verspürte Ben großen Hunger. "Ich habe Hunger!" erklärte er mit fester Stimme. "Was hältst du davon, wenn wir etwas essen gehen? Ich lade dich ein, okay?"

Derek nickte eher widerwillig. "Na gut! Von mir aus!"

"Klar!" Ben lächelte und klopfte ihm auf die Schulter. "Dann können wir in Ruhe darüber reden!"

"Ja, aber worüber denn?"

Ich! Idiot! Schon vergessen? Riley verzog die Mundwinkel. "Das wirst du dann schon sehen!"

*

"Und du bist dir wirklich sicher, dass du das tun willst?" Foreman war sichtlich überrascht und schaute Ben mit großen Augen fragend an.

Nein, Mann! Natürlich bin ich mir nicht sicher! Was denkst du denn? Riley nickte, doch sah er sein Gegenüber nicht an. "Ja, bin ich!"

"Aber…du musst das nicht tun! Ehrlich nicht!"

Ja, nicht wahr? Du kommst auch allein zurecht. Vollkommen überflüssig dieses Bemuttern. Sag ich doch! Eigentlich sogar total blöd, oder? "Ich weiß!" Ben atmete tief durch. "Aber ich habe so entschieden!" Du? Das ich nicht lache. "Die Wohnung ist groß genug. Das Zimmer wird nicht genutzt!" Er warf Foreman einen kurzen, leicht unsicheren Blick zu. "Du bist im Moment in einer schwierigen Phase und solltest deshalb nicht in ein Hotel gehen! Du kannst jetzt Hilfe gebrauchen!" Jetzt lächelte er. Sag es nicht! Doch Riley wusste, dass er keine andere Wahl hatte. Tat er es, würde er seine Ruhe vor Sophia haben. Tat er es nicht, würde sie ihm erst seine Eier, dann seinen Schwanz und letztlich auch noch den Kopf abreißen. Da war eine nervige Zeit unbestimmter Dauer mit Derek in seiner Wohnung die wohl mit Abstand bessere Alternative. Warum aber eigentlich? "Wozu sind Freunde denn da? Nein…!" Ben schüttelte den Kopf. "Du kannst bei mir wohnen…!" Letzte Chance! "…so lange es nötig ist!" Verpasst! Supertrottel!

"Na…!" Foreman Lippen formten ein breites, fröhliches und erleichtertes Grinsen. "…wenn das so ist! Vielen Dank, Ben. Ich nehme dein Angebot sehr gerne an!"

Ach Mist! Das Leben ist doch voll scheiße, oder?

Ben

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