Читать книгу Ben - Alfred Broi - Страница 3
2. Kapitel
ОглавлениеEtwa eine halbe Stunde später fuhr Ben auf den Parkplatz seiner Firma.
Wie immer war er sehr zufrieden mit der Zeit, die er für die gut elf Kilometer lange Strecke gebraucht hatte. Um dies zu gewährleisten und auch, um nicht ständig in irgendwelchen Staus während der Rush-Hour zu stecken, hatte er sich anstatt eines Autos ein Motorrad angeschafft, was ihm allerdings nicht sehr schwer gefallen war, denn er mochte diese Art des Fahrens sehr.
Seine Wahl war hierbei auf die BMW R1200R gefallen. Mit ihrem mattschwarzen Design und der vergoldeten vorderen Lenkgabel war sie nicht nur optisch ansprechend, sondern hatte Ben seinerzeit besonders in ihren hervorragenden Fahreigenschaften überzeugt. Dabei hatte sie mit 125 PS genügend Power, um zügig durch die Straßen zu kommen und auch genug Reserven, um Gefahrsituationen gut bewältigen zu können, ohne jedoch gleich übermotorisiert zu wirken. Schließlich war Ben kein hirnloser Raser, dem erst bei Geschwindigkeiten jenseits der zweihundert Stundenkilometer so richtig einer abging.
Mit einem Preis von rund fünfzehntausend Dollar war sie zwar nicht billig gewesen, jedoch hatte er diese Investition nicht bereut.
Außerdem war Geld nie ein Problem für ihn gewesen. Wenn ich in manch anderen Bereichen meines Lebens so wenige Sorgen hätte, wie in finanzieller Hinsicht, wäre ich wohl ein glücklicher Mann, dachte er verbittert, doch wollte er zu so früher Stunde nicht schon wieder darüber nachdenken.
Ben lenkte das Motorrad in eine Parklücke und schaltete den Motor ab. Er zog den Helm vom Kopf, betätigte den Seitenständer und stieg ab. Er legte den Helm auf den Sitz, öffnete die über der Hinterachse angebrachte Seitentasche aus Kunststoff und holte seine Arbeitstasche aus dunkelbraunem, geschmeidigem Rindsleder hervor. Dann nahm er seinen Helm und machte sich auf den Weg ins Innere des sechzehn-stöckigen Gebäudes.
Dabei kam er an einigen Arbeitskollegen vorbei, die ihn allesamt grüßten. Bei denjenigen, die jünger waren, als er, kam ein "Guten Morgen, Mr. Riley!", gepaart mit einem freundlichen Lächeln, zusätzlich Anzeichen von Respekt, aber auch Unsicherheit. Die älteren Kollegen murmelten nur ein knappes "Morgen!", wobei sie nicht lächelten und Spuren von Distanz zu erkennen waren.
Ben kümmerte das wenig. Er nickte allen nur zu und blickte sie kaum an - außer natürlich sie waren weiblich und jung, dann zeigte sich sogar der Anflug eines Lächelns auf seinen Lippen.
*
Kurz bevor er den Eingang in das Gebäude erreicht hatte, fiel ihm der schneeweiße Audi Q5 seines Kollegen und einzigen Freundes Derek Foreman auf.
Riley verlangsamte seinen Schritt und blickte zur Fahrertür, als würde er erwarten, dass Foreman jeden Moment ausstieg. Tatsächlich war das auch so und als dies aber nicht geschah, legte Ben die Stirn in Falten, bevor er weiterging.
Derek arbeitete stets viel und hart für die Firma, doch war er morgens nie pünktlich, sondern immer mindestens eine halbe Stunde zu spät. Dafür aber blieb er sehr oft abends länger im Büro oder verzichtete auf seine Mittagspause. Nur sehr selten fing er morgens pünktlich an, absolut ungern aber sogar früher. Das tat er wirklich nur, wenn etwas brennend Wichtiges auf dem Plan stand, von dem Riley aber wusste, dass dies im Moment nicht der Fall war. Da beide zumindest beruflich sehr engen Kontakt hatten, hätte Ben von einer derartigen Sache Kenntnis gehabt.
Die Anwesenheit des Q5 machte ihn daher stutzig und während er das Gebäude und anschließend den Fahrstuhl betrat und in die zwölfte Etage hinauffuhr, überlegte er, welchen Grund es für Dereks Anwesenheit zu dieser für ihn unchristlichen Zeit wohl geben mochte.
*
Der Gong ertönte, die Fahrstuhltüren öffneten sich und Ben trat hinaus in den Flur. Fünf Meter vor ihm befand sich der Empfangstresen, auf dem mit großen, violetten, metallisch-schimmernden, geschwungenen Lettern
Strongholt Architectures
stand
Meine Schöpfung, dachte Ben jedes Mal, wenn er den Schriftzug sah. Vor jetzt fast fünfzehn Jahren hatte der damalige Firmeninhaber Howard Strongholt einen Wettbewerb unter den jungen, angestellten Architekten ausgeschrieben, einen neuen Schriftzug für das Firmenlogo zu entwerfen. Ben hatte ihn gewonnen und da er seither nie geändert wurde, konnte er ihn jeden Morgen beim Betreten der Büroräume sehen, was ihn stets noch immer mit Stolz erfüllte, aber auch besänftigte und milde stimmte.
Bei dem Gedanken daran, wie sich die Dinge entwickelt hatten, seit er im Alter von 26 Jahren hier angefangen hatte, kam erneut Frust in ihm auf.
Zu Howard Strongholt hatte er immer ein gutes, nein, sogar sehr gutes Verhältnis gehabt, besonders nachdem er den Schriftzug für das Firmenlogo kreiert hatte. Howard wusste Bens Fähigkeiten und Talente als Architekt zu schätzen, förderte ihn und nach sieben Jahren war er leitender Mitarbeiter mit einem wirklich ordentlichen Gehalt nebst Bonusvereinbarung. Das ging sechs wundervolle Jahre so - bis Strongholt vollkommen unerwartet einen schweren Herzinfarkt erlitt und daran verstarb.
Seine Nachfolgerin wurde seine Tochter Allison. Und eigentlich hätte die Welt damit vollkommen in Ordnung bleiben können. Allison war eine hervorragende Architektin und eine gewiefte Geschäftsfrau. Sie war sehr hübsch und ausgesprochen attraktiv, leidig, kinderlos und auch der Typ Frauen, den Ben mochte. Normalerweise hätten sie sich gut verstehen müssen, doch leider war genau das Gegenteil der Fall. Irgendwie waren sie wie Hund und Katze, bei denen allerdings die Floskel Was sich liebt, das neckt sich! absolut und überhaupt nicht zutreffen wollte. Ganz im Gegenteil: Sie hatten sich ständig in der Wolle. Die Arbeit mit Allison war schwierig, mühsam und ermüdend, weshalb Ben immer versuchte, so wenig Kontakt zu ihr zu haben, wie möglich. Doch in letzter Konsequenz war sie sein Boss und spätestens, wenn sie ihre Unterschrift leisten musste, war ein Aufeinandertreffen mit ihr unvermeidbar.
Ben hasste das, doch war er auch ein Gewohnheitsmensch. Irgendwie hatte er die Geschicke der Firma in den letzten Jahren mit gelenkt, tat dies ja auch heute noch, und daher war sie so etwas wie sein Zuhause geworden. Er wollte hier nicht weg - allerdings wollte er auch nicht ständig mit Allison aneinandergeraten. Beides aber ging nicht, also musste er einen Tod sterben. Die Entscheidung fiel ihm nicht schwer, doch war seine Stimmung zu Arbeitsbeginn seither eben nicht mehr die Beste.
*
Er grüßte Julie, die Empfangsdame, bog nach links ab und ging weiter zu seinem Büro am Ende des Ganges. Dabei kam er an Allisons Büro vorbei. Da alle Räume vollverglast und nur bis auf halbe Höhe blickdicht satiniert waren, konnte man entsprechend hineinsehen. Ben erkannte, dass Allison bereits anwesend war. Sie stand und schien auf ihn zukommen zu wollen. Seine Stimmung sank sofort noch mehr, weil er befürchtete, dass schon gleich der erste Ärger drohte, doch dann erkannte er, dass sie ihr Handy am Ohr hatte und aufmerksam lauschte. Sie warf ihm nur einen flüchtigen, ernsten Blick zu und hob kurz die Hand zum Gruß, was er mit einem Nicken und einem gequälten Lächeln erwiderte, dann wandte sie sich ab.
Ben entspannte sich. Glück gehabt!
Dann hatte er sein Büro erreicht. Bevor er jedoch hineinging, blickte er in Foremans Büro direkt gegenüber, konnte seinen Freund aber dort nicht ausmachen.
Komisch, dachte er und wollte sich schon weitere Gedanken darübermachen, als er die Tür zu seinem Büro öffnete, er sogleich ein lautes, raues Schnarren vernahm und im selben Moment schon Derek langgestreckt, mit dem Rücken zu ihm und schnarchend auf seiner Bürocouch erkennen konnte.
*
Was zum Geier ist denn hier los? rief er innerlich, während er abrupt und sichtlich erstaunt stehenblieb. Für einen Augenblick wusste er nicht recht, was er tun oder sagen sollte.
Er entschloss sich schließlich dafür, erst einmal die Tür zu schließen, seinen Motorradhelm auf ein Sideboard zu stellen und seine Arbeitstasche neben ein halbhohes Regal hinter seinem Schreibtisch. Dann wandte er sich um und betrachtete seinen schlafenden Freund.
Hatte er gestern etwa länger gearbeitet? Ben überlegte. Keine Ahnung! stellte er fest. Aber warum? Riley hatte keine Erklärung dafür. Allerdings ging ihm das knarrende Schnarchen allmählich auf die Nerven.
Also umrundete er den Tisch vor der Couch, legte seine linke Hand auf Foremans linke Schulter und rüttelte kräftig daran. "Aufwachen, Polizei!" sagte er mit strenger, dunkler Stimme, während er seine Hand wieder zurückzog. Doch er erhielt keine Reaktion. Mit einem leicht genervten Brummen, beugte er sich nochmals herab und wiederholte die Prozedur mit den Worten: "Hände hoch oder ich schieße!" Als er sich jetzt wiederaufrichtete, hatte das Schnarchen geendet und ein tiefes Stöhnen war zu hören, dem ein undefinierbares Grummeln folgte, während sich Foremans Körper langsam herumdrehte und er noch sichtlich orientierungslos mit den Augen blinzelte.
Ben ging das alles aber nicht schnell genug, daher brummte er nochmals und rief. "Sergeant, hetzen sie die Hunde auf ihn!" Zeitgleich stupste er Derek nochmals in den Rücken.
Das zeigte Wirkung.
Eben noch im Halbschlaf wirbelte Foreman herum und starrte Ben mit weitaufgerissenen Augen an. "Was?" rief er halb überrascht, halb entsetzt. "Was?" Und als er keine Antwort erhielt, jedoch in Rileys finsteres Gesicht blickte, richtete er sich ruckartig und erschrocken auf. Dabei war ein weiteres, gequältes Stöhnen zu hören. "Oh Gott!" stieß er hervor. "Ich bin unschuldig!"
"Von wegen!" rief Riley mit einem schiefen Grinsen. "Du bist auf frischer Tat ertappt!"
Doch Foreman hatte sich mittlerweile gefangen und war in der Realität angekommen. Schnell erkannte er, dass es nur Ben war, den er vor sich hatte. Mit einem tiefen Atemzug entspannte er sichtlich, allerdings so sehr, dass ihm ein harter, lauter Furz entfuhr. "Verdammt!" meinte er daraufhin und stöhnte nochmals.
"Alter, jetzt reicht es aber!" protestierte Riley mit verzogenem Gesichtsausdruck und machte einige schnelle Schritte zum Eingang. "Nicht nur, dass du meine Couch mit deinem hässlichen Hintern plattliegst…!" Er betätigte einen Schalter neben dem Lichtschalter, der die hier eingebaute Lüftungsanlage in Betrieb nahm. Augenblicklich war ein tiefes Summen zu hören, das schnell leiser wurde. Ein deutlicher Luftzug, der frische, gereinigte Luft in den Raum blies, aber war weiterhin zu spüren. "…jetzt verpestest du auch noch meine Luft!" Riley drehte sich herum und funkelte seinen Freund verärgert an.
"Sorry!" Foreman war die Sache sichtlich peinlich. "War keine Absicht!" Er versuchte zu lächeln, was ihm jedoch kaum gelang.
"Das will ich verdammt hoffen!" erwiderte Riley wenig freundlich. "Was zum Teufel machst du eigentlich hier?"
"Ich…!" hob Foreman sofort an, doch hielt er plötzlich inne, machte große Augen und schien für einen Moment an einem komplett anderen Ort zu sein. "…bin…!" Dann sanken seine Gesichtszüge herab und er bekam einen ziemlich traurigen Blick. Schließlich schluckte er demonstrativ, als er Riley ansah und dabei beinahe verlegen wurde. "Ich…habe länger gearbeitet!" Er lächelte, aber es sah dümmlich aus. "Dann muss ich wohl müde geworden sein!"
"Ach?" rief Ben. "Und da legst du dich einfach auf meine Couch!?"
Plötzlich lächelte Foreman offen und nickte. "Sie ist so viel bequemer, als meine!"
"Hm!" brummte Riley mit verzogenen Mundwinkeln, da er wusste, dass das stimmte. Weiches Leder war einfach unschlagbar. "Weshalb hast du dich überhaupt genötigt gefühlt, länger zu machen? Ich wüsste nicht, dass irgendetwas Wichtiges anliegt!?"
"Was?" Foreman schien wieder nervös zu werden. "Doch!" Er nickte mehrmals. "Ich…!" Dann räusperte er sich. "Allison hat mir den Sunderland-Auftrag aufs Auge gedrückt!"
"Den Sunderland-Auftrag?" Bens Augenbrauen sanken herab. "Ich dachte, das wäre Mikes Baby?"
"War es ja auch!" Foreman nickte, dann wogte sein Kopf hin und her. "Ist es eigentlich auch noch immer!"
"Aber?"
"Aber ich soll ihn unterstützen. Allison traut ihm das allein wohl noch nicht zu!" Er sah Riley an und verzog die Mundwinkel. "Aber du weißt ja, was das heißt: Im Grunde genommen hat sie damit mir die Verantwortung übertragen! Wenn jetzt etwas schiefgeht, macht sie mir die Hölle heiß!"
Jetzt grinste Riley mit leuchtenden Augen. "Sie wird dir die Eier abreißen, Alter! Langsam und genüsslich. Und nachher zum Frühstück verspeisen!"
"Ja, Danke auch!" Foreman war sichtlich bedient. "Du solltest Motivationscoach werden!" Ben grinste nur noch mehr. Doch anstatt, dass ihn das noch mehr verbitterte, lächelte Derek plötzlich. "Aber jetzt weißt du, warum ich gestern Nacht hier war!"
"Okay!" Riley nickte. "Aber das erklärt noch nicht die Sache mit dem Furz!"
Foreman grinste breit. "Zu viel Kaffee!" Er erhob sich von der Couch. "So, ich muss dann auch mal wieder weitermachen!" Er ging zur Tür. "Danke für den Schlafplatz!"
"Wage es ja nicht, das zu wiederholen!"
Foreman blickte beinahe erschrocken, als würde ihn dieses Verbot jetzt wirklich in echte Bredouille bringen. "Okay!" Er nickte unterwürfig. "Kommt nicht wieder vor!"
Jetzt schien Ben zufrieden. "Wasch dich und zieh dir ein anderes Hemd an. Du müffelst nach altem Schweiß…und Furz!"
Foreman zog die Augenbrauen hoch und nickte. "Alles klar!" Dann wandte er sich mit einem tiefen Stöhnen ab und verließ das Büro.
Riley sah ihm hinterher, wie er den Flur überquerte und in seinem eigenen Büro verschwand. Dabei hatte er das untrügliche Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte.
Was das aber sein sollte, vermochte er nicht zu sagen.
Vielleicht, weil Derek heute nicht so schlagfertig war und seine so beschissen positive Ausstrahlung fehlte, die manchmal so grell war, dass Riley glatt hätte kotzen können.
Wie konnte ein Mensch nur so fröhlich, aufgeschlossen, positiv eingestellt und liebenswürdig sein? Ben spürte, wie ihm förmlich wieder unwohl wurde, obwohl er eigentlich wusste, dass die Frage anders lauten musste: Warum nur konnte er nicht so fröhlich, aufgeschlossen, positiv eingestellt und liebenswürdig sein?
Weil ich dann kotzen müsste!
Verdammt, Riley! schalt er sich selber. Reiß dich zusammen!
Denn Tatsache war, dass er Derek wirklich beneidete: Um seine Sicht der Dinge und wie er sie anging. Um die Art, wie er mit anderen umging. Um die Stärke, sich von Rückschlägen nicht entmutigen zulassen, gleichsam Energie aus Erfolgen zu ziehen und davon zu zehren. Um die Leichtigkeit, Dinge auch einfach mal nur zu belächeln, anstatt sie zu analysieren. Oder schlicht alles auf einen Punkt gebracht: Um sein Verständnis vom Leben!
Im Gegensatz zu ihm, hatte Derek viele Freunde, die ihn mochten, respektierten und vielfach sogar um Rat fragten. Ben hatte nur Derek. Und ihre Freundschaft war auch nicht wirklich das, was man eng nennen konnte, zumindest nicht, sobald man sie außerhalb des Jobs betrachtete.
Anders als Ben, mochten die meisten Mitarbeiter - vor allem die weiblichen - Derek als Kollegen und Menschen. Riley allerhöchstens als Kollegen - und dann wohl auch nur wenige.
Derek hatte sogar ein gutes Verhältnis zu Allison, obwohl sie ihn eigentlich ebenso nervte und quälte, wie sie Ben traktierte.
Und Foreman hatte im Gegensatz zu Ben eine Ehefrau.
Ihr Name war Leyla und sie war atemberaubend schön und hinreißend attraktiv.
Wie nur hatte sich Derek je eine solche Frau an Land ziehen können?
Die Antwort war einfach und schmeckte bitter zugleich:
Obwohl Ben eigentlich der hübschere Mann von den beiden war (er war fünf Zentimeter größer, als Derek, muskulöser gebaut, hatte eine sportlichere Figur, eine deutlich attraktiveres Gesicht und wusste sich modischer zu kleiden, als Foreman), war Derek um Längen geschickter, selbstbewusster, aufmerksamer und empfindsamer im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht, als Ben es wohl je sein könnte. Alle Frauen - ob jung oder alt - mochten ihn und einige von ihnen sahen ihn sogar schmachtend an. Ben warfen sie eher verunsicherte und einige fast schon ängstliche Blicke zu. Wenn er ins Zimmer kam, verstummten die Gespräche, zumindest aber wurden sie leiser. Private Worte gab es so gut wie nie und für den Fall, dass tatsächlich mal Jemand so unvorsichtig war, ihm nähertreten zu wollen, hatte er stets einige zynische und harte Worte parat, um diese zarte Blume wie mit einem chemischen Giftcocktail sofort auszumerzen. Im Nachhinein tat Ben sein Verhalten meist leid und er ärgerte sich selbst am meisten über sich, doch schon bei der nächsten Gelegenheit gab er sich wieder ätzend und abweisend.
Es geschieht dir ganz Recht, dass dich keiner leiden kann! hetzte er gegen sich selbst. Und auch, dass Sophia dich verlassen hat!
Bei dem Gedanken an seine Exfrau spürte er einen echten Stich im Herzen.
Sie ist meine größte Niederlage, wusste er.
Denn so, wie er sich anderen gegenüber verhielt, hatte er sich mit zunehmender Dauer ihrer Ehe auch Sophia gegenüber verhalten. Anstatt immer weiter zusammenzuwachsen, hatte er es zugelassen, dass sie sich voneinander entfernten. Nachdem Sophia das anfangs scheinbar nicht realisiert hatte, steuerte sie, nachdem es ihr bewusstgeworden war, mit all ihrer Kraft dagegen. Doch weil Ben nicht mitzog, war dieses Unterfangen sinnlos. Da Sophias Liebe zu ihm aber so groß war, dauerte es fast bis zur Selbstaufgabe, bevor sie die Reißleine zog und sich von ihm scheiden ließ.
Bei dem Gedanken daran, wurde ihm beinahe schlecht.
Die größte Niederlage deines Lebens, wurde ihm zum x-ten Mal eiskalt bewusst.
Und er hatte es schon so oft bereut und sich gewünscht, es rückgängig machen zu können. Doch das war nicht möglich, denn Sophia hatte wieder eine neue Beziehung und er hatte nun wirklich nicht das Recht dazu, sich dort einzumischen.
Außerdem hatte er ihr nichts Neues zu bieten.
Ich war, bin und werde es immer sein: Ein Arschloch! stellte er fest.
Sophia war da, wo sie jetzt war, offensichtlich glücklich. Und dabei musste es auch bleiben.
Basta!
Dennoch konnte er nicht verhindern, sich seine Exfrau in Gedanken vorzustellen.
Und mochte Dereks Frau Leyla so schön und attraktiv sein, wie sie wollte, Sophia schlug sie wahrlich noch um Längen.
Die einzige Sache, die ich in meinem Leben je richtiggemacht habe - und ich habe sie versaut! Er verzog säuerlich die Mundwinkel. Riesenarschloch!
Er spürte, dass Wut, aber auch Verzweiflung in ihm aufkam, doch er wollte sich jetzt nicht damit herumärgern. Also zwang er sich an etwas Anderes zu denken.
Dabei fiel ihm wieder Derek und seine Begründung für seine Übernachtung auf Bens Couch ein.
Irgendetwas daran ließ ihn nicht los.
Und urplötzlich wusste er auch, was, denn er war sich mit einem Male ziemlich sicher, dass Foreman gestern Abend das Büro noch vor Riley verlassen hatte!