Читать книгу Virus - Alfred Broi - Страница 14
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ОглавлениеKuja fiel.
Um ihn herum war alles dunkel, ein schwarzes Nichts.
Und doch wusste er, dass er fiel, weil er deutlich den Wind spüren konnte, der an seinem Körper entlang fegte.
Plötzlich tauchten vor ihm kleinere Objekte auf. Zunächst konnte er sie nicht erkennen, da sie noch zu weit entfernt waren, doch kamen sie rasend schnell näher. Dann schoss er an ihnen vorbei...und erschrak, denn er sah Bilder der Höhle und den Lichtspiegel. Er sah Tizian - tot mit seinem Dolch im Bauch! Giovanni - tot mit seinem Schwert in der Brust! Beide starrten ihn aus großen, hasserfüllten Augen an und schrien ihren Todesschmerz qualvoll heraus.
Oh Gott! Kuja erinnerte sich wieder an alles.
Und augenblicklich bildete sich ein entsetzter Schrei in seiner Kehle.
Kujas Körper zuckte in die Höhe. Zeitgleich riss er die Augen auf.
Als er erkannte, wo er war, blieb ihm sein Schrei quasi im Halse stecken und es wurde nur noch ein ersticktes Aufstöhnen daraus.
Er war in der kleinen Höhle! In der Höhle, in der sie Zuflucht gesucht hatten! Wie aber war er wieder hierhergekommen?
Draußen dämmerte es bereits und es hatte aufgehört zu regnen. Das Licht hier war mehr als ausreichend, um Einzelheiten zu erkennen. Und ganz deutlich konnte er die beiden Körper ausmachen, die nur wenige Meter von ihm entfernt auf dem Boden lagen.
Plötzlich aber stutzte er.
Die beiden Körper lagen dort, wo Tizian und Giovanni geschlafen hatten und sie waren auch zugedeckt. Aber nicht komplett. Deutlich konnte Kuja das Haar des Blonden erkennen, der auf der Seite lag und ihm den Rücken zugewandt hatte. Giovanni lag auf dem Rücken, er konnte seinen Bart sehen.
Kujas Körper versteifte sich und während er leise tief durchatmete, verdunkelte sich sein Blick.
Er wusste nicht, wie er hierhergekommen war, wie aber sollten seine Freunde hierhergekommen sein? Wenn sie doch...tot waren?
Sein Herz tat einen Satz, als ihm plötzlich klar wurde, dass er...alles nur geträumt hatte!
Oh Himmel, er musste einen Alptraum gehabt haben! Zugegeben einen echten Üblen, aber nichtsdestotrotz einen Traum. Denn nichts von dem, was sich ihm jetzt hier darstellte, ergab einen Sinn, außer eben den, dass er den absolut furchtbarsten Alptraum seines Lebens gehabt hatte.
Kuja spürte, wie er sich entspannte. Oh Mann, die Ereignisse von gestern Abend mussten wohl einen derart aufwühlenden Eindruck auf ihn gemacht haben, dass sein Gehirn sich eine Geschichte ersponnen hatte, die die schlimmsten Horrorgeschichten locker toppen konnte. Oh Mann!
Im nächsten Moment hörte er dann auch, wie Tizian einmal leise stöhnte und konnte sehen, dass er sich bewegte.
Kuja schüttelte den Kopf und musste sogar lächeln. Tiefe Erleichterung breitete sich wohlig in ihm aus.
Einen Augenblick später aber erschrak er erneut, weil er draußen vor der Höhle eindeutig das Wiehern eines Pferdes vernehmen konnte.
Während er ein weiteres Stöhnen aus Tizians Richtung hörte, erinnerte er sich sofort wieder an Mariettas Ehemann, der ja der eigentliche Grund für ihre überstürzte Flucht war, die sie letztlich hierhergeführt hatte.
Hatte er sie gefunden?
Tatsächlich tauchte einen Moment später ein brauner Hengst vor der Höhle auf, den Kuja noch nie zuvor gesehen hatte. Als er den Reiter erblickte, erschrak er erst recht. Es war tatsächlich Mariettas Ehemann, dessen Gesicht er, obwohl er ihn nur wenige Augenblicke und dann auch nur aus der Entfernung gesehen hatte, nicht so schnell vergessen würde.
Oh Gott, jetzt macht er uns alle! Während Kuja sich erhob, spürte er, wie sein Puls anstieg.
Doch nur einen Lidschlag später beruhigte er sich auch schon wieder, denn neben Mariettas Ehemann tauchten Moretti, seine Männer und auch Torrini auf.
Ihre Mienen waren ernst und vorwurfsvoll, in Burinis Fall natürlich auch zornig. Sie wirkten geschafft und übermüdet.
Als Moretti Kuja sah, stieg er sofort vom Pferd und kam auf ihn zu. "Mein Herr...!" sagte er mit rauer, tiefer Stimme, in der Erleichterung mitschwang. "...endlich! Seid ihr wohlauf?"
Kuja lächelte, doch dann glitt sein Blick zu Burini, der, wie alle anderen auch, ebenfalls vom Pferd stieg. "Alles in Ordnung!" Er nickte. "Uns geht es...!" Er verzog die Mundwinkel und verdrehte leicht die Augen. "...gut!"
"Wo ist meine Frau?" Burini hielt direkt auf Kuja zu. Seine Stimme klang hart und zornig. "Was habt ihr mit ihr gemacht?"
Jetzt verdrehte Moretti kurz die Augen, machte einen halben Schritt nach links und blockierte damit Burinis Weg. Der Hüne prallte gegen den Kommandanten und schien ihn beiseiteschieben zu wollen, doch obwohl Moretti, der selbst schon von großem Wuchs war, noch einen halben Kopf kleiner war, als Mariettas Ehemann, blieb er standhaft. Kuja war sicher, dass er im Faustkampf Burini nicht unterliegen würde. "Ich hatte euch schon versichert, dass Kuja nichts mit ihrem Verschwinden zu tun hat!" brummte er.
"Verschwinden?" Kuja war sichtlich überrascht und zog die Augenbrauen herab.
"Ach...!" polterte Burini jedoch. "Und woher wollt ihr das so genau wissen?" Der Riese funkelte Kuja wütend an. "Ihr habt sie in unser Ehebett gezerrt und damit Schande über uns gebracht. Aber offensichtlich kam ich noch früh genug, bevor...!" Er verzog angewidert das Gesicht. "Nachdem ich eure Spur verloren hatte, bin ich wieder in mein Haus zurückgekehrt, doch Marietta war nicht mehr da!"
"Das tut mir leid!" erwiderte Kuja. "Aber seid versichert, dass ich zumindest damit nichts zu tun habe!"
"Ach ja?" Burini war wenig überzeugt. "Ich glaube, ihr hab einen Weg gefunden, sie zu holen, bevor ich zurückkam. Ihr wolltet nicht aufgeben, bevor ihr sie endgültig zur Hure gemacht hattet!"
"Hütet eure Zunge!" zischte Moretti und sah den Hünen scharf an.
"Nein!" beschwichtigte Kuja aber sofort und blickte sehr schuldbewusst. "Ich kann seinen Zorn verstehen. Und...!" Er sah Burini direkt an. "...es tut mir unsagbar leid, dass ich mich zu dieser Tat habe hinreißen lassen. Aber wie ihr schon sagtet, kam es nicht zum Vollzug. Danach sind wir nur noch vor euch geflüchtet und schließlich in dieser Höhle gelandet. Das schwöre ich. Und meine beiden Freunde werden euch meine Worte bestätigen!" Kuja drehte sich nach links und war etwas überrascht, dass weder Tizian, noch Giovanni mittlerweile erwacht waren.
Einer von Morettis Leuten ging auf Giovanni zu, ein anderer auf Tizian. Als sie sie erreicht hatten, rissen sie ihre Augen auf und stöhnten, bevor sie in die Hocke gingen.
"Was ist?" fragte Moretti.
"Kommandante...!" stieß der Soldat bei Giovanni hervor. "...Giovanni ist...!" Er sah ihn mit großen Augen an. "...tot!"
"Was?" Moretti war sofort geschockt. "Und was ist mit ihm?" Er sah den Soldaten neben Tizian an.
Der Mann drehte seinen Kopf und schaute ihn in einer Mischung aus Entsetzen und Überraschung an. "Ich denke, das solltet ihr euch ansehen!"
Kujas Welt zerbrach innerhalb eines Lidschlags.
Kein Traum, keine Einbildung - alles war real. Brutal, unfassbar, grausam und die Wirklichkeit.
Giovanni war tot und es bestand für ihn kein Zweifel daran, dass der andere Soldat auch Tizians Tod festgestellt hatte.
Kuja hatte Mühe zu atmen, auf den Beinen, bei Besinnung zu bleiben. Heftige Übelkeit wallte in ihm auf. Sein Puls hämmerte hart unter seine Schädeldecke, sein Herz begann zu rasen, eine heiße Hitzewallung schoss in sein Gesicht, er wagte kaum zu atmen.
Er war ein Mörder - und die anderen würden das schon bald erkennen.
Doch dann war Moretti zu dem Soldaten bei Tizian getreten und als er zu dem Blonden hinabblickte, verfinsterte sich sein Gesicht. Er ging sofort in die Hocke und drehte ihn auf den Rücken.
Als Kuja den riesigen Blutfleck auf dem Bauch seines Freundes sah, erschrak er so heftig, dass er beinahe auf der Stelle übergeben hätte. Wenn da nicht die Tatsache gewesen wäre, dass direkt neben Tizian noch eine andere Person gelegen wäre.
Eine Person, die nur allzu lebendig war und die Kuja nur allzu gut kannte.
"Marietta?" rief Burini sofort aus, als er seine Frau erkannte und machte zwei Schritte auf sie zu. "Also doch!" zischte er, sein Kopf wirbelte herum und er funkelte Kuja zornig an.
Seine Frau schien noch nicht vollkommen erwacht zu sein. Sie stöhnte leise vor sich hin, ihr Kopf trieb noch schlaftrunken hin und her und ihre Augenlider flackerten. "Was? Was ist...los?"
Moretti aber hatte offensichtlich nicht vor, länger zu warten. Er beugte sich zu ihr herab, packte sie an den Schultern und riss sie auf die Füße.
"Was?" stieß Marietta hervor, doch konnte sie sich natürlich nicht dagegen wehren. Augenblicklich war jede Form von Schläfrigkeit verschwunden und sie blieb tatsächlich auf ihren Beinen stehen.
Als Moretti, aber auch die anderen Männer sie sahen, sogen sie erschrocken die Luft in ihre Lungen. Der Kommandant trat zusätzlich einen Schritt zurück, während er sie mit großen Augen anstarrte.
Torrini entfuhr ein entsetztes "Oh mein Gott!"
Und Kuja wusste jetzt ganz sicher nicht mehr, was hier mit ihm und um ihn herum geschah. Er war zutiefst geschockt, aber auch über alle Maßen verwirrt.
Denn dort neben Tizians Leiche stand zwar die Frau, mit der er noch vor wenigen Stunden heißen Sex gehabt hatte, ihre wundervollen, rotblonden Haare offen auf ihre Schultern fallend, wild und zerzaust, in einem höchst reizvollen, schneeweißen, dünnen Satinnachthemd, das ihre festen, begehrenswerten Körperformen auf absolut erregende Weise umschmeichelte und doch bot sie einen furchtbaren und erschreckenden Anblick, denn ihr Nachthemd war übersät mit Blutspuren. Und in ihrer linken Hand hielt sie Kujas Dolch und in ihrer rechten Hand sein Schwert, beide Waffen ebenfalls blutverschmiert.
"Was ist los?" fragte Marietta und sah ihren Mann an. "Wo bin ich?" Dann glitt ihr Blick zu Kuja. "Kuja? Aber wie...?" Noch tiefere Verwirrung machte sich in ihrem Gesicht breit. "Was ist denn hier los?" Sie sah einmal in die Runde, doch konnte sie in allen Gesichtern nur einen Ausdruck erkennen: Entsetzten! "Was...?" Marietta versuchte zu lächeln, was ihr kaum gelang, dann endlich erkannte sie, dass die Männer ihr nicht ins Gesicht sahen, sondern auf ihren Körper starrten. Total verwirrt blickte sie daraufhin an sich hinab und schon erfasste sie das gleiche Entsetzen, wie auch alle anderen. Sie stöhnte erstickt auf.
"Ergreift sie!" raunte Moretti und sofort traten zwei seiner Männer vor.
Marietta sah es, stöhnte nochmals auf und hob ihre beiden Arme an. Es war eine abwehrende Geste, doch durch die beiden Waffen in ihren Händen, wirkte sie natürlich sofort bedrohlich. Die beiden Soldaten blieben abrupt stehen.
Dann erkannte auch Marietta die beiden blutverschmierten Waffen in ihren Händen. Ein gellender Schrei entfuhr ihr. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück und ließ den Dolch und das Schwert fallen, als hätten sie eine ansteckende Krankheit.
Augenblicklich setzten die Soldaten wieder vor, doch Marietta riss erneut ihre Arme in die Höhe, ballte ihre Hände zu Fäusten und schlug auf die Männer ein, die sich davon tatsächlich abhalten ließen.
Im selben Moment ging Burini mit einem tiefen Brummen auf die Gruppe zu. Er schob die Soldaten beiseite und trat direkt vor seine Frau. Als Marietta ihn sah, erstarrte sie augenblicklich. Sie ließ ihre Fäuste sinken, während sie ihn mit großen Augen anschaute. "Burini, was ist hier los?" stieß sie mit zittriger und fassungsloser Stimme hervor. "Hilf mir!"
Ihr Mann sah sie einen Augenblick lang finster an, dann schien sein Blick aufweichen zu wollen, als er einen halben Schritt auf sie zumachte und seine Arme anhob, um sie scheinbar zu umarmen. Doch das geschah nicht. Stattdessen verpasste er ihr mit seiner rechten Hand eine wuchtige und harte Ohrfeige, dass Marietta sofort mit einem schmerzhaften Aufschrei seitlich zu Boden stürzte. "Hure!" zischte er dabei und in seinen Augen spiegelte sich echter Hass wider.
Dann trat er beiseite. Die beiden Soldaten machten einen Schritt vor und zogen Marietta auf die Füße. Während der eine ihre Hände hinter dem Rücken fesselte, achtete der andere darauf, dass sie keine Dummheiten machte. Doch Marietta starrte nur stumm und unter Tränen auf ihren Ehemann, der ihren Blick jedoch hasserfüllt geradeheraus erwiderte.
"Herr!" Moretti wandte sich an Kuja. "Ihr kennt das Gesetz!"
"Was?" Der Fürstensohn sah ihn entgeistert an.
Doch der Kommandant blieb standhaft. "Diese Frau ist eine Mörderin!"
"Was?" Mariettas Kopf wirbelte herum. In ihren Augen war echte Panik zu sehen. Ganz offensichtlich hatte sie Morettis Worte gehört und ihren Sinn auch verstanden. "Aber...um Himmels willen!" stieß sie hervor. "Ich bin unschuldig. Ich habe niemanden getötet!" Sie versuchte auf Kuja zuzugehen, doch die beiden Soldaten hielten sie zurück. "Ich weiß nicht, was geschehen ist. Ich weiß nicht einmal, wie ich hierhergekommen bin!" Sie wandte sich wieder an Burini. "Als du hinter ihnen her bist, bin ich zu unserem Sohn gegangen, um ihn zu beruhigen. Ich habe mich zu ihm ins Bett gelegt, dann muss ich eingeschlafen sein. Ich kann mich an nichts Anderes erinnern!" Ihre Stimme war voller Angst und zitterte erbärmlich. Doch der Blick ihres Mannes blieb reglos und hart. Daraufhin zuckte Mariettas Oberkörper einmal hin und her und es gelang ihr, sich doch aus der Umklammerung der Soldaten zu befreien. Sofort rannte sie auf Kuja zu. "Kuja, Herr!" rief sie. Natürlich aber reagierte Moretti blitzschnell. Er versperrte ihr den Weg und hielt sie fest. "Bitte!" Marietta sah ihn mit verzweifelter Miene an. "Ihr wisst, dass ich nicht mit euch zusammen hierhergekommen bin!"
Kuja nickte, während er spürte, wie sich sein Pulsschlag wieder erhöhte und sich kalter Schweiß auf seiner Stirn bildete. "Das stimmt!"
Marietta lächelte erleichtert.
Doch Moretti sagte: "Das beweist gar nichts. Ihr könnt Kuja und die beiden anderen verfolgt haben, um sie dann in der Nacht zu töten!"
"Was?" Mariettas Lächeln erstarb und wich wieder einer vollkommen entsetzten Miene. "Aber...nein!" rief sie. "Das ist nicht wahr!" Dabei starrte sie den Fürstensohn erneut mit großen Augen an.
Kuja explodierte innerlich, weil er wusste, dass er keine andere Wahl hatte.
Seine große Hoffnung, dass seine furchtbaren Erinnerungen an die vergangene Nacht nur ein schrecklicher Alptraum waren, war vollkommen zerstört worden.
Nein, Tizian und Giovanni waren tatsächlich tot. Und es bestand überhaupt kein Zweifel daran, dass er, Kuja, ihr Mörder gewesen war.
Das aber durfte er nicht zugeben. Doch nicht etwa, weil er Angst davor hatte, die Konsequenzen seiner Taten zu tragen, sondern weil er zuvor noch etwas zu erledigen hatte. Er musste erst dafür sorgen, dass niemand je wieder in diese Höhle tief unter ihnen gelangen konnte, damit gewährleistet war, dass die Macht, die er gesehen und erlebt und die ihn letztlich zum Mörder hatte werden lassen, für immer unschädlich gemacht wurde.
Aber das konnte er nicht jetzt tun. Dafür würde er Zeit brauchen, denn natürlich musste er dafür sorgen, dass nur so wenige Menschen, wie möglich, davon erfuhren.
Jetzt musste er dafür sorgen, dass kein Verdacht auf ihn als Mörder fiel, damit er dann alles Notwendige tun konnte, um diese fremde Macht für immer zu eliminieren.
Das alles aber konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nach wie vor zwei ermordete Männer gab, für die ein Täter gefunden werden musste. Und da Kuja es nicht sein durfte, blieb nur noch...Marietta.
Doch das Wissen darum, was dies für sie für Konsequenzen haben würde, schnürte ihm beinahe die Kehle zu.
"Es...!" Kuja musste schlucken. "...tut mir leid!" Er versuchte Marietta nicht in die Augen zu sehen, was ihm aber nicht gelang. Seine Stimme klang rau und kraftlos. Er spürte, wie Moretti ihn ansah. Deshalb räusperte er sich und atmete einmal durch. Danach straffte er seinen Brustkorb und seine Worte kamen klar und deutlich aus seinem Mund. "Ich kann dazu nichts sagen. Ich habe geschlafen und nichts von dieser schändlichen Tat mitbekommen. Doch der Kommandant hat Recht: Du kannst uns auch gefolgt sein!" Kuja sah, dass Mariettas Entsetzen wieder anstieg. "Das Blut und die Waffen in deinen Händen sind schwerwiegende Beweise gegen dich. Und schließlich gibt es sonst niemanden, der dieses Verbrechen hätte ausführen können!" Außer mir, dachte Kuja und verfluchte sich innerlich.
"Was?" schrie Marietta und machte einen Schritt auf Kuja zu. "Aber...nein! Oh Gott, nein! Ich bin unschuldig!"
Moretti packte sie fester. "Die Beweise sprechen eine andere Sprache!" Er sah sich um, niemand sagte etwas. "Du bist überführt!" Sein Blick blieb auf Burini haften. "Und jeder hier kennt die Strafe für Mord!" Moretti rechnete mit einer emotionalen Reaktion ihres Ehemanns, doch er nickte ihm nur mit finsterer Miene zu.
Marietta gebärdete sich jetzt wie toll. "Nein! Oh bitte, nein. Ich bin unschuldig. Ich habe das doch nicht getan!" Sie weinte, doch dann atmete sie tief durch. "Es gibt außerdem noch Jemanden, der es getan haben könnte!"
"Wen?" Moretti sah sie scharf an.
Mariettas Blick wanderte zu dem Fürstensohn. "Kuja!"
"Was?" rief Moretti und zog die Augenbrauen nach unten. "Weib, pass auf, was du sagst!"
"Nein, wieso denn?" rief Marietta. "Er ist der einzige, der noch in Frage kommt. Und er hätte doch auch die Möglichkeit dazu gehabt!" Sie nickte. "Ja, er war es! Bestimmt!"
Moretti schlug ihr hart ins Gesicht, dass sie wieder zu Boden ging. "Allein für diese Anschuldigungen sollte man dich auspeitschen!" Im nächsten Moment trat Kuja zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Kommandant hörte aufmerksam zu, dann erstarrte sein Blick in Überraschung, schließlich nickte er mit finsterer Miene. "Wie ihr befehlt, Herr!" Er nickte den beiden Soldaten zu und sie zogen Marietta wieder auf die Beine. "Die beiden engsten Vertrauten des zukünftigen Fürsten wurden ermordet!" sagte der Kommandant und richtete seine Worte an die anderen Anwesenden. "Wir haben eine Verdächtige und die Beweise gegen sie sind erdrückend. Ich denke, niemand hier hat Zweifel an ihrer Schuld!?" Er sah jedem in die Augen, bekam aber keinen Widerspruch. Auch nicht von Burini. "Aufgrund der emotionalen Bindung zu den Opfern macht Kuja Gebrauch von seinem Recht, hier als Richter aufzutreten!" Er sah den Fürstensohn nochmals an und nickte ihm zu.
Kuja trat einen Schritt vor. Die beiden Soldaten hielten Marietta fest.
"Marietta...!" begann Kuja und musste wirklich all seine innere Kraft aufbieten, damit seine Worte klar und kraftvoll klangen. Doch ihm wurde wieder bewusst, dass er keine andere Wahl hatte. Marietta musste für seine Sünden büßen. Doch hatte sie das Urteil über sich selbst gefällt. Denn als sie angefangen hatte, Kuja der Morde zu beschuldigen, konnte er nicht mehr riskieren, sie nur in einen Kerker zu werfen. Jetzt hatte er nur noch eine Wahl.
Doch anstatt, dass Marietta sich weiter windete oder flehte, verstummte sie und sah ihn mit tränenfeuchten Augen direkt an. In diesem Moment erkannte er, dass sie eine starke Frau war und dass er Recht getan hatte, sie für seinen letzten außerehelichen Ritt auszuwählen. Diese Erkenntnis aber machten ihm seine nächsten Worte nur noch umso schwerer. "Du bist des zweifachen Mordes angeklagt und überführt worden. Gemäß den Gesetzen unseres Landes verurteile ich dich hiermit zum Tode durch den Strick!" Fast erwartete er, dass Marietta jetzt ausrasten würde, stattdessen aber stand sie da, wie erstarrt und weinte stumme Tränen. "Das Urteil wird sofort vollstreckt!" Mit diesen Worten wandte er sich ab und konnte gerade noch erkennen, dass Marietta mit einem tiefen Stöhnen zu Boden sackte.
"Bereitet einen Strick vor!" sagte Moretti zu einem seiner anderen Männer. "Und findet einen passenden Platz!" Der Mann sah Moretti in einer Mischung aus Entsetzen und Entschlossenheit an, dann eilte er davon.
Nach einer Minute kehrte er zurück. "Fertig!" sagte er.
Moretti nickte. "Bringt sie auf die Beine!"
Die beiden Soldaten beugten sich herab und wollten Marietta in die Höhe ziehen, als plötzlich Burini hinter ihnen auftauchte und sie beiseiteschob. Wortlos kniete er sich neben seine Frau, legte seine Arme unter ihren Körper und hob sie schließlich an.
Fast rechnete Kuja damit, dass ihr Ehemann jetzt sein Veto gegen diese Prozedur einlegen würde, doch das Gesicht des Riesen blieb hart und ausdruckslos, als er dem Soldaten zum Höhleneingang folgte.
Dort waren zwei weitere Männer gerade dabei ein Seil über einen geeigneten Felsvorsprung zu werfen. Der erste behielt das eine Ende des Seils dabei in den Händen, während der zweite das andere Ende, an dem sich eine Schlinge befand, auffing.
Burini trat zu ihm und stellte Marietta auf ihre Füße. Die schien sich im ersten Moment wieder zu Boden fallen lassen zu wollen, doch als sie ihrem Ehemann in die Augen sah, blieb sie doch stehen. "Warum nur, Burini?" flüsterte sie unter Tränen. "Warum?"
Ihr Mann nahm dem Soldaten die Schlinge ab und legte sie seiner Frau um den Hals. "Du bist eine Hure!" zischte er und zog sie fest um ihren Hals. "Du hast es verdient!"
"Aber ich liebe dich doch!"
Burini verzog seine Mundwinkel zu einer verächtlichen Grimasse. "Wohl kaum!" Und damit trat er zwei Schritte zurück.
Der zweite Soldat ging zu dem Mann, der das andere Ende des Seils in den Händen hielt und es mittlerweile so weit zu sich gezogen hatte, dass eine ganz leichte Spannung darauf lag. Dann trat ein dritter Soldat hinzu.
Beiden legten ihre Hände ebenfalls an das Seil und schauten dann zu Moretti.
Der Kommandant, sowie alle anderen Anwesenden waren inzwischen aus der Höhle ins Freie getreten und standen vor Marietta.
Moretti wandte sich an Kuja, der Marietta ansah, aber wie in Trance schien.
"Bitte, Herr, ich bin unschuldig!" flehte Marietta mit brüchiger Stimme. "Oh bitte, lasst Gnade walten!" Ihre Worte erstickten unter einem Tränenschauer.
Qualvolle Sekunden vergingen, dann aber nickte Kuja Moretti zu. Der Kommandant wandte sich um und nickte daraufhin den Männern am Seil zu.
Im nächsten Augenblick zogen sie an.
Das Seil straffte sich und Marietta wurde innerhalb eines Lidschlags etwa einen halben Meter in die Höhe gezogen. Sie stöhnte auf und man hörte, dass sie einatmete.
Die Männer befestigten das Seil sicher an einem weiteren Felsvorsprung und kamen dann zu den anderen.
Alle Blicke waren auf Marietta gerichtet. Ihr Körper hing reglos am Seil. Während sie weiter stöhnte wurde ihre Gesichtsfarbe zunehmend dunkler. Ihre Augen waren fest auf Burini, aber auch auf Kuja gerichtet.
Unter dem Satinstoff ihres Nachthemds zeichneten sich immer deutlicher ihre dunklen Brustwarzen ab, die zunehmend härter wurden und weiter hervortraten.
Dann kam der Augenblick, an dem der Sauerstoff von Mariettas letztem Atemzug aufgebraucht war und sie nach neuer Luft rang. Das aber gelang ihr natürlich nicht. Das Seil hatte sich tief in ihren Hals gegraben, die Luftröhre zugeschnürt, sodass kein neuer Sauerstoff in ihre Lungen gelangte.
Instinktiv versuchte Marietta ihre Hände zu ihrem Hals zu ziehen, doch da sie auf ihrem Rücken gefesselt waren, war dies sinnlos.
Panik befiehl sie, sie stöhnte immer lauter und hektischer. Dann fing ihr Körper an zu zittern und zu zucken, weil er versuchte, sich irgendwie in eine Lage zu bringen, die den Druck auf ihre Luftröhre nehmen konnte. Speziell ihre Beine wirbelten umher, in der Hoffnung, dass irgendwo ein Felsvorsprung sein mochte, an dem sie sich abstützten konnte.
Doch all dies war vergebens. Ihr gefesselter Körper hing hilflos in der Luft und es gelangte kein Sauerstoff mehr in ihre Lungen. Aus ihrem Stöhnen wurde ein Röcheln, ihre Gesichtsfarbe war mittlerweile dunkelrot, das Zittern ihres Körpers nahm zu, ihre Beine aber zuckten nur noch krampfhaft umher.
Die zehn Männer verfolgten Mariettas Todeskampf stumm. In ihren Gesichtern war eine Mischung aus Neugierde, Schuldbewusstsein, Mitleid und Ekel zu sehen.
Kuja war bemüht, sich seine Empfindungen nicht anmerken zu lassen. Äußerlich nahezu ausdruckslos, explodierte er innerlich jedoch beinahe.
Diese wunderschöne, attraktive, begehrenswerte Frau so vollkommen hilflos in ihrem Todeskampf zu sehen, ließ seinen Puls in die Höhe schnellen. Der Anblick ihrer dunklen, extrem harten Brustwarzen, die deutlich unter dem weich-fließenden, herrlichen Satinstoff hervorstachen, erregte ihn außerordentlich. Ihr zitternder Körper und ihre zuckenden Beine faszinierten ihn auf seltsame Weise. Ja, selbst als sich Mariettas Blase entleerte, empfand er keinen Abscheu.
Dann endeten ihre Bewegungen. Ihre Beine sanken herab, ihr Körper erschlaffte, ein letztes Röcheln, vorbei.
Marietta hatte ihren verzweifelten Todeskampf verloren und war als letztes unschuldiges Opfer dieser grauenhaften Nacht gestorben. Mit weit aufgerissenen Augen und einem in einem letzten, stummen Schrei geöffneten Mund, schien sie voller Anklage auf Kuja herab zu starren.
Doch der Fürstensohn war sich seiner Schuld bewusst und gab ihr ein stummes Versprechen, ihr bald nachzufolgen.
Daneben aber verfluchte er sich innerlich, dass ihn Mariettas Hinrichtung die wohl härteste Erektion seines Lebens beschert hatte und gleichsam tiefe Scham, dass er beim Anblick ihres Todeskampfs nicht verhindern konnte, wenn auch auf andere, höchst widerliche Art, doch noch zu vollziehen.