Читать книгу Virus - Alfred Broi - Страница 15
XI
ОглавлениеMit jeder neuen Stunde, mit jeder neuen Minute befiel ihn eine immer größer, vor allem aber immer unerträglicher werdende Unruhe.
Kuja konnte nicht verhindern, dass er seinen Hengst immer mehr antrieb, die Gruppe um Moretti und seiner Leibgarde letztlich hinter sich ließ und in gestrecktem Galopp förmlich auf die östlichen Stadttore von Alimante zuflog.
Die letzten Tage waren für ihn eine einzige Qual gewesen.
Nach den schrecklichen Vorfällen in der Höhle mit drei Toten, wurden die Leichname von Marietta, Tizian und Giovanni in Decken gehüllt und ins Dorf gebracht. Dort erklärte Torrini den Bewohnern, was geschehen war. Entsetzen, Unverständnis und große Trauer waren zu spüren, doch zweifelte niemand die Worte und das Urteil des Fürstensohns an.
Mariettas Leiche wurde Torrini überlassen, denn Burini zeigte keinerlei Interesse an ihr. Für ihn schien es seine Frau nicht mehr zu geben; nur noch sein Sohn war ihm wichtig.
Moretti drängte Kuja, die Reise abzubrechen und sofort nach Alimante zurückzukehren, doch der schüttelte den Kopf. Nein, so gern er das auch getan hätte, er musste seine Pflicht trotz der tiefen Trauer und der Schuldgefühle, die er in sich spürte, erfüllen. Avato bot sich an, sie nach Santarole zu begleiten, doch Kuja bat ihn stattdessen, zusammen mit zwei von Morettis Männern, Tizian und Giovanni auf dem schnellsten Weg nach Alimante zu bringen, was er natürlich ohne zu zögern zu erfüllen versprach.
Noch bevor die Sonne ihren Höhepunkt erreicht hatte, setzen Kuja, Moretti und sein Trupp ihren Weg fort. Fortan aber ritten sie sehr schnell und machten kaum Rast. In den Städten, die sie besuchten, erklärte Moretti den Stadthaltern die außergewöhnliche Situation und bat um Rücksicht. Niemand blieb davon unbeeindruckt und so konnte Kuja die Verkündigung der bevorstehenden Hochzeit, sowie die offizielle Einladung, ausbringen, ohne im Anschluss an einer ausgiebigen Feierlichkeit teilnehmen zu müssen. Stattdessen konnte der Trupp zügig weiterreisen. Dafür war Kuja wirklich dankbar und in den Augen der Stadthalter erkannte er, dass sie ihm sein Kommen unter diesen Umständen hoch anrechneten.
Den im Normalfall zwei Wochen andauernden Rest ihrer Reise konnten sie so in nur neun Tagen hinter sich bringen. Kuja wusste, dass er Moretti und seinen Männern viel abverlangte, doch sie alle murrten zu keiner Zeit. Allerdings ließen sie ihn, sicherlich aus Rücksicht, mit seinen Gedanken und seinem Schmerz allein, weil sie vielleicht hofften, er würde in den langen Stunden des Reitens Trost finden und anfangen, die Tragödie zu verarbeiten. Doch dem war nicht so.
Ganz im Gegenteil: Kuja wurde sich stets immer zuerst bewusst, dass nicht Marietta, sondern er selbst seine beiden Freunde getötet hatte und diese junge, wunderschöne Frau ein unschuldiges Bauernopfer gewesen war, das qualvoll vor ihren Augen sein Leben lassen musste. Wie also sollte er Trost und Läuterung finden, wenn ihm als Mörder doch auch nur der Tod zustand?
Damit man ihm seine Verzweiflung nicht ansah, ritt er immer öfter voraus und legte dabei ein schonungsloses Tempo vor.
Und als er schon glaubte, er könne mit seiner Schuld nicht mehr leben und müsse sich Moretti und seinen Männern offenbaren, tauchte vor ihm Alimante auf, die Hauptstadt des Fürstentums.
Sofort sah er das Bild seiner geliebten Mariella vor sich, seiner zukünftigen Frau. Augenblicklich erhöhte sich sein Herzschlag und seine Verzweiflung wich unglaublicher Sehnsucht nach ihr. Wenn es Jemanden gab, der seinen Weg in die Hölle noch verhindern konnte, dann war sie es. Getrieben von dem gewaltigen Verlangen, sie endlich wieder in seine Arme schließen zu können, gab er seinem Pferd die Sporen und donnerte in gestrecktem Galopp über die östliche Ebene.
Auf halber Strecke musste man ihn erkannt haben, denn die Stadttore öffneten sich und zeitgleich ertönte die fürstliche Fanfare zum Zeichen seiner Rückkehr.
Kuja hielt sein Tempo bei und erst, als er die Tore passiert hatte, riss er hart an den Zügeln seines Hengstes, der daraufhin scharf abbremste und sich mit einem zornigen Wiehern auf seine Hinterläufe stellte. Kuja aber blieb schonungslos und zwang das Tier in den Stand. Er sprang ab, kaum, dass ein Knappe schnell genug war, die Zügel zu ergreifen und ging mit schnellen Schritten in das Innere der fürstlichen Residenz.
Sein Weg führte ihn über die große Eingangstreppe zu einem großen, langen Flur, der ihn geradewegs in den Thronsaal bringen würde, wo Kuja seinen Vater, vielleicht sogar seine Mutter wähnte. Doch er hatte nicht vor, dorthin zu gehen. Auf halber Strecke gab es rechterhand eine gewaltige, freitragende Treppe, die in die oberen Stockwerke führte. Dort hoffte er Mariella zu finden, den Menschen, den er jetzt mehr, als jeden anderen brauchte.
Kaum hatte er diesen Gedanken gefasst, sah er sie auch schon die letzten Treppenstufen hinunterlaufen und dann auf ihn zukommen.
Sein Pulsschlag erhöhte sich. Ihre schlanke Gestalt schien über dem Marmorfußboden zu schweben. Ihr dunkelblaues, weichfließendes Satinkleid raschelte und umschmeichelte ihren wundervollen Körper. Ihre blonden Haare trug sie offen und sie tänzelten keck auf ihren Schultern. Als sie sich ihm näherte, konnte Kuja ein verhaltenes Lächeln auf ihren Lippen erkennen. Ihre Augen leuchteten wie Diamanten. "Kuja!" rief sie und sogleich wurde ihr Lächeln immer breiter, entwickelte sich zu einem strahlenden Lachen. Wenige Augenblicke später hatte sie ihn erreicht. Kuja konnte gerade noch seine Arme ausbreiten, als sie auch schon absprang und ihm aus vollem Lauf um den Hals fiel. Kuja genoss ihre Freude über das Wiedersehen und drehte sich einmal um seine eigene Achse, um ihren Schwung abzubremsen, während er spürte, wie sehr Mariella ihren Körper an ihn drückte. Augenblicklich betörte ihn ihr wundervoll frischer, aber zugleich auch leicht süßlicher Duft. Er konnte sich nicht erwehren, ebenfalls zu lächeln. Oh, wie sehr hatte er all das vermisst! Warum nur hatte er diese Frau je verlassen müssen, wenn auch nur für die Tatsache, aller Welt seine Hochzeit mit diesem Engel zu verkünden? Oh. er war so unendlich froh, wieder hier zu sein!
Mariella sank wieder auf ihre Beine, zog ihren Kopf ein wenig zurück, bis sie Kuja aus nächster Nähe direkt in seine Augen schauen konnte. Als sie sein Lächeln erkannte, strahlte sie nur noch mehr und konnte schließlich auch ihr Verlangen nicht mehr zügeln. Ihr Kopf zuckte nach vorn und kaum, dass sich ihre Lippen berührten, schob sie ihre Zunge in seinen Mund.
In diesem Moment fiel alle Last von ihm ab. Sein Verlangen nach Mariella war unendlich groß und ihr Kuss, so wild, so feucht, so leidenschaftlich erwiderte er mit der ganzen Kraft seines Herzens. Er spürte, wie eine Woge heißer Erregung durch seinen Körper schwappte und sich in seinen Lenden manifestierte.
Auch Mariella stöhnte tief und inbrünstig auf. Für einen Moment schien sie sich ihrer Erregung vollkommen hingeben zu wollen, doch dann riss sie sich zusammen und trennte sich wieder von Kuja. Mit leuchtenden Augen strahlte sie ihn an. "Ich habe dich so vermisst!" hauchte sie und küsste ihn nochmals kurz, aber sehr leidenschaftlich.
"Ich…!" Plötzlich brach Kujas Stimme und Tränen schossen ihm ins Gesicht. "Gott weiß, wie sehr ich dich…!" Seine Stimme wurde zu einem rauen Krächzen. "…vermisst habe!" Und im selben Moment begann er hemmungslos zu weinen.
Mariellas Lächeln erstarb augenblicklich und wich einer zutiefst mitfühlenden Miene. Sie schloss Kuja in ihre Arme und während der Fürstensohn leise schluchzende Tränen des Schmerzes in ihre Schulter weinte, ließ auch sie ihren eigenen Tränen freien Lauf. "Es tut mir so leid!" sagte sie, drückte ihn fester und streichelte mit ihrer linken Hand seinen Hinterkopf. "Es tut mir so leid, Kuja!"
"Ich…!" stieß der Fürstensohn hervor, doch brach seine Stimme wieder ab. "Ich…kann…!" Wieder eine Pause. "Ich habe sie so geliebt!" Worte gefolgt von einem weiteren Tränenschauer.
"Ich weiß, Kuja!" Man sah, dass es Mariella sichtlich schwerfiel, ihre Fassung zu bewahren, schließlich wusste sie um das enge Band zwischen ihm, Tizian und Giovanni. Nicht zuletzt waren es auch für sie gute Freunde gewesen. "Oh, das weiß ich!" Sie atmete tief durch. "Und ich wünschte so sehr, es wäre dir erspart geblieben!" Während sie Kuja wieder fester hielt und spürte, dass er sich allmählich beruhigte, hörte sie, wie sich hinter ihnen die Tür zum Thronsaal öffnete, sogleich wieder schloss und dann leise Schritte, die schnell näherkamen.
"Kuja!"
Das war die Stimme seiner Mutter Elena. Mariella öffnete ihre Umarmung und schob Kuja sanft von sich. Der Fürstensohn sah sie mit einer unendlich traurigen Miene tränenüberströmt aus einem fleckigen, aufgedunsenen Gesicht an, doch bevor er etwas sagen konnte, erkannte er seine Mutter direkt neben sich. Wortlos drehte er sich zu ihr und schon umarmte Elena ihn mitfühlend voller Liebe und Trauer. "Oh Kuja!"
Während Mariella zusah, wie der Fürstensohn erneut Tränen vergoss und sie ihren eigenen stumm freien Lauf ließ, erkannte sie, dass auch Kujas Vater, Fürst Marco, zu ihnen trat. Sein Gesicht schien eine ernste, versteinerte Maske, doch kannte ihn Mariella schon lange genug, um zu wissen, dass auch er Trauer, Schmerz und Mitgefühl empfand. Das kaum sichtbare Zucken seiner Mundwinkel, das auffällige Flackern seiner Augenlider, sowie das feucht schimmernde Leuchten in seinen Augen waren Anzeichen genug. Während er auf seine Frau und seinen Sohn zuging, warf er Mariella ein trauriges Lächeln zu, dann breitete er seine Arme aus, umarmte die beiden und schloss dabei seine Augen.
Als sie sich wieder trennten, schaute Kuja Elena dankbar an. "Danke, Mutter!" sagte er. Dann erst erkannte er Fürst Marco vor sich. "Vater!" Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, dann wurde sein Blick ernst.
"Mein Beileid, mein Sohn!" erwiderte Marco mit einem knappen Nicken.
"Es tut mir leid, dass ich mich so habe gehen lassen!"
Der Fürst aber schüttelte den Kopf. "Das muss es nicht. Ich weiß, Tizian und Giovanni waren wie Brüder für dich. Auch uns trifft ihr Verlust hart!" Er wartete, bis Kuja ihn ansah. "Wie ich höre, wurde der Schuldige bereits bestraft!?"
Kuja nickte und spürte einen Stich im Herzen.
"Gut!" Marco nickte mit grimmigem Blick.
Kuja war seinem Vater dankbar, dass er jetzt nicht weiter bohrte, doch zeigte sein Blick, dass er ihm früher oder später alles erklären musste. Jetzt aber wollte er nicht darüber nachdenken. "Hat man euch meine Bitte überbracht?"
"In Bezug auf die Bestattung!?" Der Fürst nickte. "Ja!"
"Ist alles vorbereitet?"
Wieder nickte Marco.
"Dann soll sie sogleich stattfinden!"
"Aber…Kuja!" Mariella trat mit sorgenvoller Miene zu ihm. "Bist du dir sicher?"
Der Fürstensohn sah zunächst sie, dann seine Eltern an. Sein Blick war tränenfeucht und voller Schmerz, doch auch sehr entschlossen und geradeheraus. "Es war mir ein großes Bedürfnis, bei ihrer Beerdigung anwesend sein zu können. Doch jetzt möchte ich sie nicht länger warten lassen. Es wird Zeit, dass sie ihre letzte Ruhe finden!"
*
Eine Stunde später fand die Zeremonie in der kleineren der beiden Kapellen auf dem Kirchengelände statt, da sie weit ab der Hauptstraße lag und somit ein gutes Maß an Ruhe und Abgeschiedenheit bot.
Kuja hatte sich nur schnell gewaschen und seine Kleidung gewechselt, dann war er mit Mariella sofort hierhergekommen.
Seine beiden Freunde waren in Särgen neben dem Altar aufgebahrt. Aufgrund des schon sehr langen Zeitraums ihres Todes mussten sie jedoch geschlossen bleiben. Kuja war dankbar dafür, denn er wusste nicht, ob er beim Anblick seiner Freunde nicht zusammengebrochen wäre, wenn er denn überhaupt den Mut gehabt hätte, sie anzusehen.
Als sie eintrafen, war noch niemand anwesend, auch nicht der Priester. Da die Kapelle aber geöffnet war, ging Kuja hinein, kniete sich vor die Särge und verfiel in ein langes, stummes Gebet. Mariella blieb zunächst bei ihm, doch dann beschloss sie, den Fürstensohn zu verlassen, damit er allein Abschied von seinen geliebten Freunden nehmen konnte. Während sie vor der Kapelle auf die Ankunft der anderen wartete, flehte Kuja Tizian, Giovanni, aber auch Gott inständig um Vergebung an und versprach fortan ein Leben zu führen, auf dass alle stolz sein konnten und seinen Fehler durch gute Taten tausendfach zu sühnen.
Die Zeremonie selbst war zwar nur kurz, aber sehr tröstlich.
Außer Kuja, Mariella, seinen Eltern und dem Priester, waren nur noch Giovannis Eltern und Tizians ältere Schwester anwesend.
Als die Särge schließlich nach draußen gebracht und auf eigens hierfür angefertigte und von Fürst Marco in Auftrag gegebene reich und kostbar verzierte Holzgestelle gelegt wurden, fand Kuja die Gelegenheit, Giovannis Eltern und Tizians Schwester sein Beileid auszusprechen und ihnen zu versichern, dass der Schuldige seine Gräueltat bereits mit dem eigenen Leben bezahlt hatte.
Während die Holzgestelle schließlich angezündet wurden und im fahl schimmernden Licht des aufgehenden Vollmonds lichterloh brannten, verfluchte sich Kuja ein weiteres Mal für seine Lügen und hasste sich nur noch mehr.
*
Als er wieder in seinen Gemächern im Fürstenpalast war, fühlte sich Kuja plötzlich wie erschlagen.
Am gemeinsamen Essen mit seinen Eltern wollte er nicht teilnehmen. Er hätte ohnehin nichts herunterbekommen.
Stattdessen verabschiedete er sich und ging in seine Gemächer, wo er im Schein des prasselnden Kaminfeuers etwas Ruhe fand. Gleichzeitig aber spürte er, wie die körperliche, aber mehr noch die seelische Anspannung der letzten Tage, ihr Recht einforderten und er sich platt, leer und ausgelaugt fühlte.
Im nächsten Moment bemerkte er Bewegung neben sich. Es war Mariella, die mit einem silbernen Tablett zu ihm kam, auf dem sich Brot, Käse, etwas Schinken und einige Tomaten befanden, sowie ein Krug mit Wein. "Hey!" sagte sie mit einem sanften Lächeln, als Kuja sie ansah.
Der Fürstensohn lächelte zurück, sagte aber nichts.
Mariella stellte das Tablett auf den Tisch vor der großen, ausladenden Ledercouch und trat dann zu ihm. "Du musst etwas essen!" sagte sie mit sanfter Stimme.
Kuja nahm wortlos ihre rechte Hand, schloss sie in seine Hände und küsste sie. "Ich habe keinen Hunger!"
Mariella erwiderte nichts darauf, sondern beugte sich zu ihm und küsste ihn sanft auf den Mund. Dabei konnte Kuja sehen, dass sie unter ihrem dünnen Kleid nackt war. Deutlich waren ihre rechte Brust und auch die Brustwarze zu erkennen. Ein wundervoller Anblick, der ihn sofort von seinen düsteren Gedanken ablenkte.
Nachdem sie sich getrennt hatten, trat Mariella noch einen weiteren halben Schritt auf ihn zu, umfasste mit beiden Händen seinen Kopf und zog ihn gegen ihre Brust. Dabei atmete sie einmal tief durch.
Kuja roch den Duft ihrer Haut und spürte die Wärme ihres Körpers, mehr noch aber die Härte ihrer linken Brustwarze auf seiner Wange.
Einen Augenblick später trat Mariella wieder einen Schritt zurück, lächelte ihn an und streckte ihre linke Hand nach ihm aus. "Komm!" sagte sie. Kuja reichte ihr seine Hand und sie zog ihn auf die Couch. Sie setzte sich neben ihm auf ihre Unterschenkel, küsste ihn nochmals, dann schnitt sie etwas Käse ab und nahm zwei kleine Tomaten vom Tablett. Sie drehte sich zu Kuja und wollte ihm den Käse in den Mund schieben. Da er aber wirklich keinen Hunger hatte, sperrte er sich dagegen, in der Hoffnung, Mariella würde das akzeptieren. Die aber lächelte nur breiter, schob sich das Stück zur Hälfte in ihren Mund, dann zuckte ihr Kopf nach vorn und ehe er protestieren konnte, hatte sie die andere Hälfte in seinen Mund geschoben. Ihre Zähne teilten das Stück, während sie ihn leidenschaftlich küsste. Am Ende hatte er gar keine andere Wahl, als den Käse zu essen. Mariella lachte leise auf, dann schob sie ihm noch eine kleine Tomate hinterher, während sie selbst die andere kaute.
Als Kuja den Geschmack von Käse und Tomate aufnahm, stöhnte er, weil er feststellen musste, dass er doch großen Hunger hatte.
Mariella kicherte leise, nahm eine Scheibe Schinken vom Tablett, rollte sie zusammen und schob auch sie Kuja in den Mund. Der ließ sich jetzt gern und bereitwillig füttern und spürte, wie seine Lebensgeister zurückkehrten.
Doch nicht nur das: Der Anblick seiner atemberaubend schönen Frau, der Duft ihrer Haut, der Blick in ihre funkelnden, strahlenden Augen und der Reiz ihres nackten Körpers unter dem weich fließenden Satinstoff, weckten in ihm ein deutliches Verlangen.
Bevor er Mariella jedoch küssen konnte, schob sie ihm ein weiteres Stück Käse in den Mund. Kuja aber konnte jetzt nicht mehr innehalten. Während er sich füttern ließ, legte er seine Hände auf Mariellas Brüste und begann, sie langsam und fest zu kneten, wobei seine Daumen immer wieder auch über ihre harten Brustwarzen fuhren. Mariella ließ das wortlos geschehen. Fast schien es, als würde ihr das nichts ausmachen, doch immer wieder stöhnte sie leise, ihre Augen flammten auf und ihr Körper erzitterte leicht.
Das erregte den Fürstensohn noch mehr und er begann, Mariellas Kleid vor der Brust zu öffnen.
"Kuja!" stieß Mariella hervor. "Was machst du da?" Es folgte ein tieferes Stöhnen.
"Ich habe dich vermisst, mein Engel!" erwiderte Kuja, schob seine linke Hand in ihren Ausschnitt und umschloss ihre linke Brust.
Mariella stöhnte mit geschlossenen Augen tief auf. "Ja?" Ihre rechte Hand fuhr in seinen Schritt, wo sie sofort seine Erregung spüren konnte, was ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte. "Hast du das?"
"Gott, ja!" Jetzt stöhnte auch Kuja auf, weil ihm sichtlich gefiel, was Mariella tat. Mit wenigen Handgriffen hatte sie seine stramme Männlichkeit freigelegt. "Das habe ich!"
Mariella wartete, bis Kuja sie ansah. "Dann zeig mir, wie sehr!" hauchte sie. Sie küsste ihn kurz, aber leidenschaftlich, dann drückte sie ihren Oberkörper in die Höhe, schob ihr rechtes Bein über seine Schenkel und drehte ihren Körper so, dass sie von Angesicht zu Angesicht auf ihm sitzen konnte, wenngleich sie ihren Unterleib noch nicht absenkte.
"Und du?" fragte Kuja und fixierte ihren Blick. "Hast du mich auch vermisst?"
Mariella blickte ihn geradeheraus an, dabei lächelte sie, während sie ihre rechte Hand unter ihren Rock schob, seinen Penis ergriff, ihn in Position brachte und sich dann ganz langsam auf ihn hinab sinken ließ. Kuja konnte ihre Erregung, aber auch ihre wundervolle Enge mit jedem Zentimeter unglaublich intensiv spüren. "Oh ja!" hauchte Mariella. "Das habe ich!"
Kuja stöhnte tief, ja fast grollend auf. Oh, wie sehr hatte er das vermisst. Wie sehr hatte er sich nach dieser Frau und ihrem Körper gesehnt. Welch unglaubliches Gefühl es war, in ihr zu sein!
Sein Kopf war wie leergefegt, alle bösen und quälenden Gedanken wurden förmlich weggeblasen. Seine Sinne, sein Dasein beschränkten sich nur noch auf das Fühlen.
Nur noch Mariella war wichtig. Was sie tat, wie sie es tat. Was er tat, wie er es tat.
Tiefe Wogen unendlicher Lust durchfluteten ihn und in den nächsten zwei Stunden vereinigten sie sich mehrfach, leidenschaftlich, tabulos und ekstatisch.
Für beide wurde es zum grandiosesten Erlebnis ihres Lebens.
Als sie am Ende schweißnass und vollkommen ausgelaugt auf das Bärenfell vor dem Kamin sanken und fast augenblicklich ineinander verschlungen einschliefen, waren beide unendlich glücklich und zufrieden.
*
Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt, doch gab es noch genügend Glut, um den Raum warm zu halten.
Mittlerweile waren fast drei Stunden vergangen.
Kuja und Mariella lagen noch immer auf dem Bärenfell am Boden, doch nicht mehr ineinander verschlungen. Während der Fürstensohn auf dem Rücken lag, hatte sich Mariella auf ihre linke Seite gedreht. Dabei war ihr die dünne Decke, die sie sich übergelegt hatten, vollständig von ihrem noch immer nackten Körper gerutscht; bei Kuja bedeckte sie zumindest Lenden und Beine, nur sein Oberkörper schimmerte nackt im rötlichen Schein der Glut.
Beide schliefen tief und fest - zumindest schien es so. Doch während Mariellas lange Atemzüge und ihr entspannter Gesichtsausdruck erholsamen Schlaf zeigten, galt das für Kuja nicht…mehr.
Anfangs wurde seine Atmung flacher und auch etwas schneller. Zusätzlich begannen die Muskeln in seinem Gesicht immer stärker zu zucken. Letztlich war leises, aber deutlich hörbar gequältes Stöhnen zu hören. Kein Zweifel: Hier durchlebte ein Mann einen Albtraum.
Es war, als wäre er ein unsichtbarer Betrachter des Szenarios.
Kuja sah sich selbst in der Höhle liegen, in die sie geflüchtet waren, nachdem Burini ihn und Marietta im Bett erwischt hatte. Er erwachte gerade und blickte dann in den hinteren Teil, wo ein sanft schimmerndes Licht durch den schmalen Spalt in der Rückwand zu sehen war. Im nächsten Moment sah er sich schon hindurchgehen, wieder nur einen Lidschlag später befand er sich bereits in den Gängen, gleich danach stand er am Ufer des unterirdischen Sees, einen Augenblick darauf erklomm er die steinerne Leiter, schon betrat er die Höhle und sah sich dem wundersamen Lichtspiegel gegenüber, aus dem eine Art Tentakel hervorkam, der ihn letztlich umhüllte und in das Innere zog.
Doch waren die Bilder, die er sah, anfangs überaus klar und deutlich, so änderte sich das im gleichen Maße, indem sein Pulsschlag sich erhöhte. Es war, als würde man mit einem Hammer auf eine Metalplatte schlagen und sie zum Vibrieren bringen. Die Bilder wirkten dadurch verzerrt und unscharf - und wurden immer grausamer.
Kuja schoss aus dem Lichtspiegel, panisch, entsetzt. Plötzlich erschien Tizian, einen Lidschlag später hatte Kuja seinen geliebten Freund schon getötet.
Immer deutlicher spürte er sein Herz gegen seine Brust hämmern, immer verzerrter wurden die Bilder.
Schon tauchte Giovanni auf, Kuja erhob sein Schwert gegen ihn, ein kurzer Kampf, dann der Tod seines zweiten Freundes.
Sein Herz pochte jetzt so wild, dass die Farben ineinander zu verlaufen schienen. Es war kaum noch etwas zu erkennen. Plötzlich umfing ihn totale Finsternis, bevor sich ein neues Bild vor ihm aufbaute.
Er war wieder in der Höhle, draußen wurde es hell. Moretti stieg vom Pferd, er sah all die anderen. Tizians Leiche wurde entdeckt, dann Giovanni…dann Marietta. Er sah ihre Angst, wie sie fieberhaft versuchte, sich zu erinnern, dann ihre Panik, als klar war, dass man sie für die Gräueltaten verantwortlich machte. Im nächsten Moment stand sie direkt vor ihm und flehte um Gnade. Einen Lidschlag später hing sie hilflos am Strick und hauchte qualvoll ihr Leben aus.
Wieder donnerte sein Puls gegen seine Schädeldecke, die Bilder wurden erneut verzerrt, schienen fast explodieren zu wollen. Schlagartig aber wurde es wieder stockfinster und Kuja hatte das Gefühl, als wäre dieser furchtbare Traum endlich zu Ende, als doch noch ein weiteres Bild vor ihm erschien.
Er befand sich hier, in seinen eigenen Gemächern. Deutlich konnte er das Feuer im Kamin erkennen, dazu zwei Körper auf der Couch. Es waren er selbst und Mariella, die auf ihm saß und ihren Unterleib immer wieder hob und senkte, vor- und zurückschob, während beide tief aufstöhnten. Im nächsten Moment lagen sie auf dem Bärenfell und Kuja brachte Mariella durch ein erregendes Zungenspiel zum Höhepunkt. Gleich darauf kniete er hinter ihr und stieß wuchtig in sie hinein, während sie ihren Oberkörper anhob und ihren linken Arm in seinen Nacken legte. In ihrem Gesicht stand pure Lust. Einen Lidschlag später lag Mariella rücklings auf dem Bärenfell, Kuja über ihr, in ihr. Seine Stöße hatten ein harten, tiefen und schnellen Rhythmus, Mariellas Körper zuckte und zitterte unter ihnen, bis beide nahezu gleichzeitig ihren Höhepunkt erreichten und ihre Lust hinausschrien.
Kujas Herzschlag war treibend, doch waren die Erschütterungen der Bilder dieses Mal weniger verzerrend.
Jetzt lagen er und Mariella schlafend engumschlungen nebeneinander, dann nur noch nebeneinander. Das Feuer im Kamin war erloschen, aber noch reichlich Glut vorhanden, der Raum in schimmernd rotes Licht getaucht.
Kuja erkannte, dass er sich selbst sah, jetzt, in diesem Augenblick.
Er sah, wie seine Gesichtsmuskeln zuckten, wie sein Kopf hin und her trieb, seinen flachen, stoßweisen Atem, hörte sein Stöhnen und…oh Gott, er sah etwas auf seiner Haut. Am rechten Oberarm, auf der linken Brust. Doch…nein, nicht auf der Haut. Unter der Haut! Ja, ganz deutlich konnte er sehen, wie sich die Haut dort an einigen Stellen hob, während sich darunter kleine, wie Würmer anmutende Objekte schlängelten.
Augenblick beschleunigte sich Kujas Puls wieder, das Bild wurde verzerrt.
Was war das? Was sah er da? Urplötzlich stockte sein Atem. Er wusste genau, was das war! Die fremde Macht. Die, die ihn in den Lichtspiegel gerissen hatte. Die, die ihn wieder ausgespuckt hatte und er sich an nichts erinnern konnte, was in dieser Zeit mit ihm geschehen war, außer, dass er eine Angst in sich verspürte, die er heftiger, grausamer und schmerzhafter noch niemals zuvor erlebt hatte. Die Macht, die ihn hatte Tizian töten lassen. Und Giovanni. Und die letztlich verhindert hatte, dass er selbst sich der Morde an ihnen schuldig sprach, sondern stattdessen ein unschuldiges Opfer in einen grausamen Tod schickte. Um Himmels willen! Kuja hatte gehofft, so sehr gehofft, dass all dies hinter ihm lag. Doch mit dem Blick auf diese widerlichen Würmer unter seiner Haut, von denen er jetzt sogar an seiner linken Schläfe einen weiteren ausmachen konnte, wurde ihm eiskalt bewusst, dass die Hölle in ihm nie präsenter war!
Sein Puls hämmerte in einem irrsinnig schnellen und harten Rhythmus gegen seine Schädeldecke. Die Bilder wurden förmlich zerrissen und explodierten schließlich.
Einen Lidschlag später saß Kuja mit weit aufgerissenen Augen und rasselndem Atem kerzengerade auf dem Bärenfell und verspürte eine grauenhafte Panik in sich, die sein Gehirn für Augenblicke leerfegte.
Dann aber erinnerte er sich sofort wieder an die Bilder aus seinem Traum und mit einem erschrockenen Stöhnen blickte er an sich hinab, während er sich mit seinen Händen hektisch abtastete, doch er konnte nichts entdecken oder finden.
Sichtbare Erleichterung machte sich in seinem Gesicht breit, als ihm klar wurde, dass der letzte Teil seines Traums tatsächlich nur ein Traum war und nichts mit der Realität zu tun hatte.
"Kuja?" stöhnte Mariella neben ihm, ohne jedoch ihre Augen zu öffnen.
Kuja atmete einmal tief durch und spürte, wie er sich wieder entspannte. "Ich bin hier, Liebes!" erwiderte er und streichelte ihr sanft über ihre rechte Schulter. Mariella stöhnte wohlig auf und er musste lächeln.
Dann aber war ihm klar, dass diese schlimme Sache noch lange nicht ausgestanden war. Und wenn er nicht riskieren wollte, dass er nochmals davon träumte und dann im Schlaf vielleicht sogar redete, Mariella davon wach wurde und womöglich erkannte, was wirklich geschehen war, würde er über alles gründlich nachdenken müssen.
Doch nicht mehr heute, nicht jetzt. Stattdessen legte er sich direkt hinter Mariella, schob seinen nackten Körper ganz dicht an ihren und es gelang ihm tatsächlich, wieder einzuschlafen.