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I

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Maurizios Befehl war eindeutig – und widerlich.

Und doch würde er ihn ausführen.

Zum einen, weil es einen Grund gab, dass man ihn mit dieser außergewöhnlichen Aufgabe betraut hatte: Er befolgte Befehle – auch die, bei denen andere scheiterten, sei es aus physischer Schwäche oder psychischem Mangel. So wie bei diesem Auftrag, bei dem es wohl weniger auf Kraft, Ausdauer oder fachlichem Können ankam, sondern mehr darum ging, seine eigenen Gefühle mit einer Schicht aus Gnadenlosigkeit, Eiseskälte und Härte zu bedecken.

Und dies würde ihm zweifellos gelingen, denn alles, was er tat, tat er stets zum Wohle seiner Familie. Seine Frau Aurelia, seine beiden Söhne Marius und Felipe und ganz besonders seine Tochter Aurora, die er mehr liebte, als alles andere auf dieser Welt, sollten ein Leben in Wohlstand führen können und nichts missen müssen.

In seiner ehemaligen Stellung als Mitglied der Palastwache war ihm dies nur bedingt möglich gewesen, durch seine Bereitschaft und seine Fähigkeit jedoch, besondere Aufgaben auszuführen und auch zu erfüllen, wurde aus ihm einer der engsten Vertrauten des Fürsten und dies brachte ihm Anerkennung und Wohlstand ein.

Denn für die Ausführung von außergewöhnlichen Aufgaben gab es stets auch eine außergewöhnliche Entlohnung.

Maurizio war daher eine Zeitlang glücklich und zufrieden mit sich und der Welt.

Natürlich war ihm klar, dass er seine Taten vor Gott, dem Herrn, nur schwer vertreten konnte, doch entschuldigte er sich stets damit, dass, wenn er es nicht getan hätte, es ein anderer gewesen wäre. Und er, Maurizio, achtete immer sehr genau darauf, nicht mehr Schmerz und Leid zu verbreiten, als unbedingt erforderlich war, um dennoch sein Ziel vollständig zu erreichen.

Ja, er hätte dieses Leben noch sehr lange führen können.

Doch dieses Mal, diesen neuen aktuellen Auftrag, führte er nicht nur aus, weil er es konnte und sein Lohn hierfür absolut gewaltig sein würde.

Nein, dieses Mal gab es auch noch einen zweiten Grund:

Denn dieser Auftrag war von so immenser Wichtigkeit und von solch elementarer Bedeutung für die Zukunft des Fürstentums und aller Menschen in ihm, dass er zu keiner Sekunde und zu keinem noch so winzigen Augenblick zögern oder zweifeln durfte, seine Aufgabe zu erfüllen.

Und um zu gewährleisten, dass dies nicht geschah, war nicht nur die Belohnung größer, als alles, was vorher war, sondern dieses Mal musste er einen Einsatz bringen, der dafür sorgte, dass ihm kein Fehler unterlief.

Und dieser Einsatz war nichts Geringeres, als das Leben seiner Familie!

*

Vor etwa sechs Stunden hatten Maurizio und seine Männer die Burg Santa Anna in den Ausläufern des zentralen Tandorini-Massivs erreicht.

Als sie gestern Morgen Alimante verlassen hatten, strahlten die Dächer der Stadt, besonders aber die Kuppeln des Fürstenpalastes, in einem wundervollen Sonnenaufgang am wolkenlosen, blauen Himmel.

Am Mittag dann zogen unerwartet dichte Wolken auf und als sie das weitläufige Waldgebiet im Osten erreicht hatten, tobte über ihnen ein mächtiges Gewitter, das in einen langanhaltenden, kräftigen Regenschauer mündete, sodass Maurizio beschloss, den Marsch für heute einzustellen und stattdessen Rast zu machen.

Erst am Morgen brachen sie wieder auf und erreichten Santa Anna, die Burg im Osten, gegen Mittag. Maurizio war froh, dass er früh genug aus Alimante gestartet war, um diese Verzögerung ausgleichen zu können.

Sogleich nahm sein Trupp die Burg, in der etwa zwei Dutzend Mönche und eine Handvoll Bauern ihrem kargen Tagwerk nachgingen, in Beschlag und Maurizio ordnete an, dass niemand mehr nach Sonnenuntergang die Festung verlassen dürfe.

Auf die Frage, ob diese Maßnahme Gefahr andeutete, nickte Maurizio und tischte ihnen allen mühelos die Lüge von umherziehenden Banditen auf, die plündernd und brandschatzend durchs Land zogen.

Naiv und ängstlich wie sie waren, stimmten die Bauern und Mönche sofort zu und Maurizio konnte sicher sein, dass sich alle Bewohner heute Nacht innerhalb der Burgmauern aufhalten würden.

Dann begann eine Zeit des Wartens, die Maurizio nutzte, in dem er sich zunächst frisch machte und dann noch einmal alle Einzelheiten seines Plans in Gedanken durchging. Am Ende war er nach wie vor sehr sicher, ihn erfolgreich ausführen zu können. Von seinen Männern waren zwölf Soldaten der unteren Dienstränge. Sie wussten nur, was unbedingt notwendig war. Sechs weitere Männer waren Unteroffiziere, denen man deutlich Beförderungen in Aussicht gestellt hatte. Die letzten vier waren bereits Offiziere, die er schon längere Zeit kannte. Sie waren absolut verschwiegen und zwei von ihnen waren durchaus Freunde zu nennen. Ihnen würde am Ende ein ähnlich großer Lohn zuteilwerden, wie auch ihm.

Kurz vor Sonnenuntergang ertönte das Festungshorn zum Zeichen, dass Personen gesichtet wurden.

Als Maurizio auf dem Wehrgang erschien und durch sein Fernglas spähte, sah er einen rund vierzig Mann starken, berittenen Trupp. Er erkannte die Männer, als die, auf die er gewartet hatte.

Ihre Pferde waren teils schwer beladen mit einer Vielzahl von Bauwerkzeugen: Schaufeln, Spitzhacken, Hämmer. Meißel. Zusätzlich gab es vier Gespanne, die jeweils einen Planwagen zogen. Maurizio wusste, dass dort neben Lebensmitteln, weitere Werkzeuge untergebracht waren.

Pferde und Männer waren staubverkrustet und wirkten müde und abgespannt.

Maurizio hob ein wenig irritiert seine Augenbrauen hinter dem Fernglas an, da er sich nicht recht erklären konnte, warum ein derart endgültiger Befehl über eine Gruppe so harmlos wirkender Männer ergangen sein mochte. Doch ihm war klar, dass ihm solche Fragen und Gedanken nicht zustanden, wollte er das Leben seiner Familie nicht gefährden. Ihm mochte zwar nicht klar sein, wo diese Männer herkamen und was sie getan hatten, doch eines wusste er ganz sicher: Wo er sie heute Nacht hinschicken würde!

Nachdem der Trupp durch die Eingangstore in das Innere geritten war, wurden diese wieder verschlossen.

Während die müden Männer von ihren Pferden oder Wagen stiegen, erkannten sie den Soldatentrupp um Maurizio. Einige waren sichtlich überrascht, sie zu sehen, andere blickten ratlos.

Dann trat der Anführer der Männer vor ihn. Es war ein großer, schlanker Glatzkopf in seinem Alter. Sein Name war Arturo.

„Wer bist du?“ fragte er mit ernstem Gesicht.

„Mein Name ist Maurizio! Ich grüße dich, Arturo!“ Maurizio ließ seinen Blick über die anderen schweifen. „Dich und deine Männer!“

Arturo nickte und ließ seinerseits den Blick über Maurizios Männer schweifen. „Eure Anwesenheit hier ist…überraschend!“ Er fixierte sein Gegenüber. „Ist das positiv oder negativ?“

Maurizio lächelte. „Positiv! Nur positiv, Arturo!“ Er legte seine rechte Hand auf Arturos Schulter und sah ihm geradeheraus in die Augen. „Fürst Kuja hat uns hierher gesandt, um euch auf eurem weiteren Rückweg nach Alimante Geleitschutz zu geben!“

„Geleitschutz?“ Arturo war sichtlich überrascht.

Maurizio aber nickte. „Es treiben sich neuerdings Räuberbanden in dieser Gegend um. Übles Pack! Mit denen ist nicht zu spaßen!“ Maurizio grinste wieder und beugte sich ein wenig zu Arturo. „Aber mit uns noch viel weniger, was?“

Arturo lächelte sofort und nickte, denn jeder in diesem Land wusste um die Kampfkraft und den Mut der fürstlichen Garde. „Na dann! Dank an den Fürsten für seine Weitsicht. Wir nehmen eure Unterstützung gern an!“ Er wartete, bis auch Maurizio wohlwollend nickte. „Aber wir haben heute einen weiten Weg zurückgelegt. Meine Männer sind müde und hungrig. Gönnt uns hier ein ordentliches Nachtlager, dann können wir schon morgen Abend in Alimante sein!“

„So sei es!“ Maurizio zog Arturo an seine Seite und führte ihn in das Haupthaus. „Ich habe bereits eine warme Mahlzeit für euch in Auftrag gegeben!“

Bei seinen Worten stoppte Arturo ab und schaute Maurizio beinahe ehrfürchtig an. „Dafür gebührt euch ein ganz besonderer Dank!“

Maurizio grinste süffisant und senkte seine Stimme. „Und ich glaube, ich habe vorhin eine kleine Flasche Amareé in meinem Gepäck entdeckt. Ich denke, sie wird uns nach dem Mahl bei einer guten Zigarre leidlich munden!“

Jetzt war Arturo vollends baff. „Eure Anwesenheit hier gefällt mir wirklich von Minute zu Minute immer besser!“ Und damit betraten beide, gefolgt von ihren Männern, wohlgelaunt das Haupthaus.

*

Drei Stunden später war es beinahe totenstill in der Festung.

Arturos Männer waren in der Tat sämtlich erschöpft genug, um nach einem ausgiebigen Mahl auf dem Boden der Haupthalle schnell in einen tiefen und festen Schlaf zu verfallen.

Die Mönche und Bauern waren es ohnehin gewöhnt, ihr Nachtlager kurz nach Sonnenuntergang aufzusuchen, sodass man auch hier alsbald Schnarchgeräusche hören konnte.

Arturo selbst vermochte sich noch einige Zeit länger wachzuhalten. Obwohl er nur ein Gläschen von dem edlen Amareé trank, übermannte ihn der Schlaf schließlich beim Genuss der Zigarre, die ihm Maurizio gegeben hatte.

Der Hauptmann hatte es sich in der Tat nicht nehmen lassen, auch ein Gläschen Amareé zu trinken. Er konnte es sich auch leisten, denn die Zigarre, die er seinem Gegenüber gegeben hatte, enthielt nicht nur die üblichen Bestandteile, sondern auch ein Schlafmittel.

Und so wartete er geduldig, bis Arturo zur Seite sank, sich ausstreckte, ihm schließlich die Augen zufielen und tiefe Atemzüge zu hören waren.

Erst dann erhob er sich und verließ leise den großen Schlafraum im Haupthaus der Festung.

Als er die Tür öffnete, schlug ihm ein Schwall kalte Luft entgegen. Maurizio huschte schnell hindurch und schloss sie wieder. Es war mittlerweile Nacht geworden, der Himmel war wolkenlos, der Vollmond strahlte milchig weiß, es war beinahe windstill.

Maurizio ging in die Mitte des Burgplatzes, von wo aus er alle Gebäudefronten und Wehrgänge überblicken konnte. Es war jedoch niemand zu sehen.

Maurizio verharrte für einige tiefe Atemzüge unbeweglich mit auf dem Rücken verschränkten Armen und geschlossenen Augen und lauschte dem Klang der Stille.

Dann wandte er sich um und konnte am Tor einen seiner Offiziere erkennen. Der Mann nickte ihm zu und Maurizio ging zu ihm.

Wortlos öffnete der Offizier die kleine Tür, die in das Tor eingelassen war. Maurizio trat hindurch, der Mann folgte ihm und schloss die Tür wieder.

Draußen wartete bereits der Rest seines Trupps mit den Pferden. Trotz allem herrschte auch hier Stille. Maurizio ging zu seinen Männern und nickte einem weiteren Offizier im Vorbeigehen zu. Während der Mann sich daraufhin an einem großen Beutel zu schaffen machte, der an seinem Pferd befestigt war, trat Maurizio an seinen Männern vorbei. Er verschränkte dabei seine Arme wieder auf dem Rücken und blickte ruhig über das sich vor ihm erstreckende Plateau nach Norden. Dabei war er fasziniert von der im Mondlicht glitzernden Oberfläche des nahegelegenen, kleinen Bergsees, während er im Hintergrund die wohlbekannten Geräusche einer zum Einsatz bereitgemachten Waffe hörte.

„Fertig!“ sagte der Offizier schließlich.

Maurizio drehte sich um und nahm die Armbrust, die ihm entgegengestreckt wurde, wortlos entgegen. „Aufsitzen!“ befahl er. Während der Offizier tat wie geheißen, drückte Maurizio den Schaft der Waffe gegen seine linke Seite und fischte dann mit seiner rechten Hand eine kleine, vielleicht zehn Zentimeter lange, fingerdicke Phiole aus der Innentasche seines ledernen Wamses. Sie war aus Glas und durchsichtig und in ihrem Inneren war eine dunkle, zähe Flüssigkeit zu erkennen, die träge hin und her schwappte.

Maurizio legte sie vorsichtig in den Waffenschaft. Bevor er anlegte, schaute er einmal in die Runde, wobei sein Blick so durchdringend war, dass jeder seiner Männer das Gefühl hatte, er würde ihm direkt in die Seele schauen. „Es gibt Dinge, die getan werden müssen!“ sagte er dann mit klarer, fester Stimme. „Zum Wohle einer größeren Sache. Gott weiß das und wird uns unsere Sünden heute Nacht vergeben!“

Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte Maurizio sich ab und machte einen Schritt auf das verschlossene Burgtor zu.

Wieder atmete er einmal tief durch, dann legte er die Waffe mit einer schnellen Bewegung an, hielt sie in einem steilen Winkel in den Himmel und gab die Phiole mit einem hohlen Klacken des Abzugs frei.

Das Projektil stieg beinahe senkrecht in den Himmel.

Maurizio sah der Phiole noch einen Augenblick hinterher, dann ließ er die Armbrust sinken, drehte sich um, ging zu seinem prächtigen Schimmel, den einer der Offiziere für ihn bereithielt, schwang sich mit einer schnellen, flüssigen Bewegung in den Sattel und verstaute die Waffe an der rechten Seite.

Dann blickte er wieder in den Himmel, wo das Projektil gerade den Scheitelpunkt der Flugbahn erreicht hatte und sich zu Boden senkte, wo es direkt auf die Mitte des Burgplatzes zuhielt.

Mit einem letzten tiefen Atemzug bei geschlossenen Augen verharrte Maurizio für einen Augenblick, dann riss er seinen Schimmel herum und gab ihm die Sporen. Seine Männer taten es ihm gleich und der ganze Trupp jagte in gestrecktem Galopp in Richtung Nordwesten über die Ebene.

Zwei Sekunden später schlug die Phiole mit einem dumpfen, kaum hörbaren Geräusch in den festgestampften Erdboden in der Mitte des Burgplatzes, wo sie augenblicklich mit einem scharfen Knacken zerbarst und ihren Inhalt mit einer derart immensen Wucht in alle Richtungen freigab, wie es kaum für möglich schien.

Innerhalb eines Wimpernschlages hatte sich eine silbrig-glänzende Kugel von sicherlich fünf Metern Durchmesser über der Aufschlagstelle gebildet, die sich wie die Druckwelle einer dumpfen Explosion kreisförmig ausbreitete, dabei die Geschwindigkeit eines Orkansturms besaß und ein tiefes, dunkles Summen verursachte.

Keine Sekunde nach dem Aufprall hatte sich der Inhalt der Phiole bereits so weit ausgedehnt, dass er die umliegenden Gebäude erreichte und hier mit dem Geräusch von prasselndem Regen auf Holz, Stein und Metall schlug.

Doch zeigte sich spätestens jetzt, dass die hier freigesetzte Substanz außergewöhnlich war, denn die festen Materien waren nicht in der Lage, sie abzublocken. Wie, als wäre ihre Molekularstruktur so grob, wie das Netz eines Fischers, durchdrang die feucht-glänzende Masse sie und trat in das Innere der Gebäude ein, füllte die Räume schnell aus und umhüllte alles, was sich in ihnen befand.

Alles ging so schnell, dass keine der anwesenden Personen auch nur mehr, als einen Augenblick hatte, sich über das unbekannte Phänomen zu wundern, bevor die Substanz auch ihre Körper vollständig durchdrang.

Einen Augenblick später erreichte sie die Außenmauern der Festung und der wundersame Nebel trat nach außen in die Ebene, wo er dann jedoch nach wenigen Metern seine Bewegungsenergie verlor und zu Boden sank, wo sein Glitzern allmählich erlosch.

Dabei entstand ein tiefes Rauschen, das nicht unbedingt laut, aber überraschenderweise doch weithin hörbar war und selbst in die Ohren von Maurizio und seinen Männern drang.

Augenblicklich stoppten sie ab und wandten sich in ihren Sätteln um. Die Festung war jetzt etwa zweihundert Meter von ihnen entfernt und sie konnten noch sehen, wie sich der wundersame Nebel zu Boden sank.

Dann überspannte für einen Wimpernschlag Totenstille die gesamte Ebene, bevor eine Art Knistern zu hören war. Zeitgleich schien die Festung von innen heraus in dem silbrig-glänzenden Licht der fremden Substanz zu leuchten. Für einen kurzen Moment war dies ein wundervoller Anblick, bevor das Knistern immer lauter wurde und sich scharfes Knacken, quietschendes Knirschen und dumpfes Knallen daruntermischte – und der einzelne Schrei eines unter furchtbaren Schmerzen leidenden Menschen, der den Männern durch Mark und Bein ging, während sich vor ihren Augen die Festung quasi aufzulösen schien.

Die Türme sanken in sich zusammen, dann die Gebäude und Mauern, bis am Ende nichts mehr übrigblieb, als winzige Staubkörnchen, die der plötzlich aufkommende Wind sogleich mit sich nahm.

Maurizio atmete einmal tief durch, dann wandte er sein Pferd wieder um. Als er in die Augen seiner Männer sah, konnte er einen gewissen Schockzustand, gepaart mit Unverständnis, teilweise Anflüge von Angst, sowie Unsicherheit in ihnen erkennen.

Maurizio konnte sie verstehen. Er selbst hätte sicherlich ähnlich empfunden, wenn er nicht bereits geahnt hätte, was ihn erwarten würde. Dennoch spürte er eine gewisse Unruhe in sich aufkommen, denn im Einsatz gesehen hatte er diese Waffe bisher noch nicht. Und die Realität war doch anders, als die Erklärungen, die man ihm bei Übergabe der Phiole gegeben hatte.

Hier waren innerhalb von nicht einmal zwei Minuten über fünfzig Menschenleben und etliche Tiere getötet, sowie eine komplette Festung dem Erdboden gleichgemacht worden, ohne auch nur – abgesehen von der Phiole – einen Schuss abzugeben. Und das auf eine Weise, von der Maurizio nicht einmal im Ansatz verstand, wie sie funktionierte, was ihn gerade – für seine Männer nach außen hin jedoch nicht sichtbar – nervös machte.

Und weil er selbst Probleme hatte, mit dieser Sache umzugehen, blieb er stumm, gab seinem Pferd die Sporen und ritt weiter nach Nordwesten davon.

Dabei begann ein anderes Gefühl seine Nervosität zu überdecken: Genugtuung!

Er hatte den Befehl ordnungsgemäß und vollständig ausgeführt und damit nicht nur das Überleben seiner Familie gesichert, sondern ihm und auch all seinen Männern einen außergewöhnlichen Lohn eingebracht.

Das Wiedersehen mit seiner Familie erfreute sein Herz für einen Augenblick, dann aber spürte er wieder eine eiskalte Gänsehaut, die seinen Rücken hinaufkroch, als er nochmals die Bilder der zerfallenden Festung vor seinem inneren Auge aufkommen sah und sich wieder diese nervöse Unruhe in ihm breitmachte.

Im nächsten Moment trieb er seinen Schimmel noch weiter an, als hoffte er, den dunklen Gedanken so entfliehen zu können.

Doch das war aussichtslos…

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