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Multikulturelle und multiethnische Situation

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Prägend für den Großraum Syrien ist seit Jahrtausenden die geographische Lage der Region. Vor den byzantinischen Kaisern ist es die römische Herrschaft, deren Einfluss neben der einheimischen syrisch-aramäischen Tradition deutlich erkennbar ist. Hinzu kommen ägyptische und persische Elemente, die bereits lange auf diese Region einwirkten und ihre kulturelle Vielfalt mit prägten. D. h.: Vom Großraum Syrien ist hier die Rede als ein kultureller, nicht als ein politischer Begriff. Dieser Kulturraum Syrien reichte schon vor der Zeitenwende von der palästinensischen Mittelmeerküste bis zum Zweistromland (mit Euphrat und Tigris) und schloss das Gebiet bis zum persischen Golf mit ein. Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein „Durchgangsland“. Immer wieder zogen Heere und Streitmächte durch diese Region, um eine andere zu erobern, ob sie Ägypter, Assyrer, Perser, Griechen oder Römer waren.

Im ganzen syrischen Raum fand ein reger kultureller und religiöser Austausch mit Einflüssen von allen Seiten statt. Verschiedene Kulturen und Religionen haben ihre Eigenheiten und Vorstellungen in den Lebensraum Großsyrien eingebracht. Dieser ständige Austausch in diesem durchaus uneinheitlichen Gebiet ist auf keinen Fall zu unterschätzen1. Wirtschaftliche Faktoren machten Syrien darüber hinaus zu einem profitablen Zentrum. Es entstanden bedeutende urbane Zentren am Euphrat sowie an den Handelsrouten durch die Wüste, zu denen etwa Palmyra, Damaskus oder Dura Europos zählten.

Die Karawanenstraßen dienten sowohl dem wirtschaftlichen als auch dem religiösen Kontakt2. Über Handelskontakte konnten internationale Beziehungen geknüpft und ausgebaut werden3. Eine „statische Geschichtsschreibung“ (hier die Christen, dort die anderen: Juden, Gnostiker, Manichäer etc.) ist historisch nicht darstellbar. Vielfältige Kräfte bestimmten damit die kulturelle, religiöse und politische Entwicklung von Ägypten bis Mesopotamien. Jüdische und christliche Präsenz4 und persische Einflüsse konnten sich durch die Handelswege in alle Regionen bis sogar bis nach Indien und China verbreiten.

Ursprünglich mag es so gewesen sein, dass es „allen ethnischen Einheiten dieses Kulturraumes selbstverständlich gewesen (war), dass Volks- bzw. Stammeszugehörigkeit und Religionszugehörigkeit zusammengehören“5. Diese starre Gleichung von Volk, Kultur und Religion war aber schon durch die römische Herrschaft im Westen und die sassanidische im Ostern des Großraums Syrien unrealistisch geworden. Vor allem in den Städten hatten sich Religionen und Völker gemischt und es bedeutete einen großen Aufwand, sich um Abgrenzung und um eine „eigene Reinheit“ zu bemühen6.

Pluralität war keine Ausnahmeerscheinung, sondern war die Regel: Die religiöse pluralistische Kultur ist damit keine Erscheinung der Moderne, sondern ein von alters her wahrzunehmendes Phänomen. Richtig ist: „Diese pluralistische Kultur gewährleistete kein störungsfreies und erst recht kein chancengleiches Zusammenleben der Religionen verschiedener Völker. Machtfragen spielten eine wesentliche Rolle“7.

Religion fällt nicht vom Himmel

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