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Betonung des wirklichen Menschseins Jesu

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Auf der einen Seite betonte Anfang des 4. Jahrhunderts der alexandrinische Presbyter Arius146, das wahre Heil des Glaubens sei allein durch das wahre Menschsein Gottes in Christus verbürgt. Er ist vermutlich geprägt durch Lucian von Antiochien, der schon vor Arius betonte, dass der „gewordene Sohn“ nicht wesensgleich sein kann mit dem „ungeschaffenen, ewigen Vater“147. Für ihn war Christus als „Sohn Gottes“ nur ein Geschöpf, das nicht von Ewigkeit her da war und das damit wesensmäßig nicht mit der Gottheit verbunden war. Das hellenistische Denken, das auf der Suche nach einer definitorischen Wahrheit ist („so und so ist Gott – so und so ist Gott nicht“), ist erkennbar. Es ging Arius um einen transzendenten Gottesbegriff, denn Gott war im hellenistischen Denken der anfangslose „unbewegte Beweger“, die eine unsichtbare Ursache von allem. Jesus Göttlichkeit zuzusprechen bedeutete für Arius, so etwas wie zwei Ursprünge zu denken. Derart zu formulieren, könnte aber nach Arius nur ein Ungebildeter tun, denn Gott ist dadurch Gott, dass er mit allen anderen vom Ursprung her eben nichts zu tun hat. Christus ist daher nicht ungeschaffen und anfangslos. Jesus ist wohl vor der Erschaffung der Zeit geschaffen worden, aber eben als „erstes Geschöpf“. In der Taufe kommt nach Arius der Geist Gottes auf Jesus herab und erfüllt ihn mit seiner göttlichen Wirklichkeit. So wird Jesus als „Sohn Gottes“ letztlich adoptiert.

Obwohl die „Kirche des Ostens“ das volle Menschsein Jesu betonte, bekämpfte sie diesen „Arianismus“ heftig. Ihre aus dem aramäischen Denkhintergrund formulierten Aussagen wurden aber fälschlicherweise von den westlichen Kirchen, insbesondere von den Byzantinern, als arianisch gedeutet, weil die „Kirche des Ostens“ auch die Vollkommenheit der menschlichen Natur von Jesus Christus betonte – wie Arius es tat. Die „Kirche des Ostens“ sah aber in Jesus nicht nur wie Arius „das erste Geschöpf“, sondern Gott war ganz und gar in Jesus –und zwar von Ewigkeit her. Sie wollte aber durch die Betonung der menschlichen Vollkommenheit Jesu allen „Vergöttlichungstendenzen“ entgegenwirken. Ihre aramäischen Formulierungen führten dazu, dass auf den großen von der römisch-byzantinischen Reichskirche dominierten Konzilen von Ephesus (431) und Chalcedon (451) die im großsyrischen Raum anerkannten Theologen wie Theodor von Mopsuestia und vor allem Nestorius in ein „adoptianisches Zwielicht“ gerieten. Sie wurden als Häretiker verurteilt – wie noch zu zeigen sein wird: zu Unrecht.

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