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Betonung der göttlichen Natur Jesu

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Auf der anderen Seite betonte man besonders in Alexandrien, einem weiteren Zentrum der frühen Christenheit, dass das Heil des Glaubens daran geknüpft ist, dass Jesus Christus mit der Gottheit eins war. Athanasius148, ab 328 Bischof von Alexandrien, betonte auf der Grundlage seines hellenistischen Denkens mit dem Konzil von Nicaea, dass Christus wesensgleich mit Gott sei. Das Geheimnis des christlichen Glaubens war für Athanasius, dass Gott in Jesus Christus zur Welt gekommen ist. Nur so konnte nach Athanasius der Mensch gerettet werden, weil er Anteil bekommt an der Qualität, am Wesen Gottes. Jesus ist damit nicht nur ein Vorbild im Sinne des Arius: Erlösung geschieht nicht dadurch, dass sich der Mensch ethisch vorbildlich im Sinne Jesu bewährt. Das würde letztlich bedeuten, dass der Mensch sein Heil selbst schaffen müsse. Dann aber wäre die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus überflüssig. In Jesus Christus bekommt es der Mensch aber nicht nur mit dem Menschen Jesus zu tun, nicht nur mit einer Steigerung des Menschlichen, sondern mit Gott selbst. Nicht das gesteigerte vollkommene menschliche Tun schenkt dem Menschen Heil, sondern die Begegnung mit Gott in Jesus Christus schenkt Vergebung und Erlösung.

In noch schärferer Abgrenzung gegenüber den Arianern betonte Mitte des 4. Jahrhunderts Apollinarius von Laodicea in Syrien (gest. um 390)149, dass sich die menschliche Natur Christi von der anderer Menschen in einem äußerst wichtigen Punkt unterscheide: Denn das bestimmende Prinzip in Christus sei das göttliche. Daher sei der göttliche Geist an die Stelle des natürlichen, d.h. des menschlichen Geistes von Jesus Christus getreten150. So prägte er die Formel „mia physis“: Nur „eine (mono-) Natur“, nur „eine lebensspendende Kraft“ in Christus, weil er nicht zwei Herrschaftsprinzipien von Ewigkeit her (das göttliche und das menschliche) in Christus annehmen wollte. Denn dann wäre auch Christus in seiner menschlichen Natur schon präexistent, was seine Erniedrigung in menschlicher Gestalt nach Phil. 2 unmöglich machen würde. Er betonte daher, dass die eine göttliche Natur von Ewigkeit her das alles bestimmende Prinzip in Christus darstellt.

Diese Position, die von den sogenannten „Monophysiten“151 aufgegriffen wurde, wurde im Verlauf der christologischen Auseinandersetzungen von der „Kirche des Ostens“ ebenso abgelehnt wie von den Anhängern von Chalcedon, weil beide darin die Gefahr sahen, dass die menschliche Seele bzw. Natur in Christus durch die göttliche Natur (den Geist Gottes bzw. den Logos) ersetzt wird. Besonders die „Kirche des Ostens“ meldete ihren heftigen Protest an, weil sie damit das volle Menschsein Jesu aufgelöst sah, wenn Jesus seiner menschlichen Seele beraubt würde. Apollinarius sah dagegen die Gefahr einer Auseinanderreißung von Gottheit und Menschheit in Christus. Er wollte verhindern, dass man in Christus von zwei Naturen oder zwei Personen redet, die in ihm wirken, von einer göttlichen und einer menschlichen. Damit aber verneinte er für seine Kritiker die Vollständigkeit und Echtheit des Menschseins Jesu.

Zusammenfassend kann man sagen: Die Lehren des Arius sowie des Apollinarius sind die beiden extremen Flügel der Diskussion um die Christologie in den „westlichen“ Kirchen152. Es ging um die Art und Weise, wie Gott in Jesus Christus das Heil, die Erlösung für die Menschheit schafft. Die griechische Philosophie und insbesondere das hellenistische Denken mit seinem abstrakten statisch-ontologischen Ausgangspunkt und dem Interesse an dem „An-und-für-sich-Sein“ Gottes hatte dabei großen Einfluss auf die Entwicklung des hier skizzierten Denkens. Die Debatte mit ihrer hellenistischen Begrifflichkeit führte in eine unauflösliche Aporie.

Religion fällt nicht vom Himmel

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