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3. Kommunikation zwischen Wirtschaftsausschuss und (mitbestimmtem) Aufsichtsrat

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Für eine erfolgreiche Vertretung der Belegschaftsinteressen können inhaltliche Abstimmung und Informationsaustausch zwischen der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat und dem Wirtschaftsausschuss – entweder direkt oder aufgrund der Hilfsfunktion des Wirtschaftsausschusses vermittelt durch den (Gesamt-) Betriebsrat108 – hilfreich sein, da auf diese Weise sowohl auf der Ebene der Unternehmensmitbestimmung als auch der Betriebsverfassung durch Vereinheitlichung des Kenntnisniveaus eine effektivere Wahrnehmung der Beteiligungsrechte ermöglicht wird.109 Jedoch zieht das Gesetz dieser Kommunikation Grenzen. Zwar gilt die Geheimhaltungspflicht des § 79 Abs. 1 Satz 1, 2, Abs. 2 BetrVG für Mitglieder des Wirtschaftsausschusses bzw. (Gesamt-)Betriebsrats ausweislich § 79 Abs. 1 Satz 4 BetrVG nicht gegenüber Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat (dazu Kap. 7). Problematisch jedoch ist die Informationsweitergabe von Mitgliedern des Aufsichtsrats an Mitglieder des Wirtschaftsausschusses bzw. des (Gesamt-)Betriebsrats. Die Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat trifft nämlich die (ihrem Umfang nach auf vertrauliche Angaben und Geheimnisse der Gesellschaft, namentlich Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse, beschränkte) Verschwiegenheitspflicht der §§ 116 Satz 1, 2, 93 Abs. 1 Satz 3 AktG, die auch gegenüber den Mitgliedern des Wirtschaftsausschusses bzw. des (Gesamt-)Betriebsrats greift, und zwar selbst dann, wenn die jeweilige Person sowohl im Aufsichtsrat als auch im Wirtschaftsausschuss bzw. (Gesamt-)Betriebsrat sitzt, d.h. Personenidentität besteht.110 Fraglos existiert in diesem Zusammenhang die Gefahr, dass die Verschwiegenheitspflicht in ihrem Geltungsbereich faktisch (rechtswidrig) ausgehebelt wird, indem, für den Unternehmer ggf. unerkannt oder nicht beweisbar, Informationen durchgestochen werden oder bei Personenidentität das erlangte Wissen für die Arbeit im anderen Gremium nutzbar gemacht wird. Ausnahmsweise zulässig ist eine Informationsweitergabe entgegen §§ 116 Satz 1, 2, 93 Abs. 1 Satz 3 AktG, wenn der Unternehmer die rechtzeitige und umfassende Unterrichtung des Wirtschaftsausschusses nach § 106 Abs. 2 Satz 1 BetrVG (trotz expliziter Aufforderung der Arbeitnehmervertretung im Aufsichtsrat hierzu) verweigert, sodass der Wirtschaftsausschuss anderenfalls seinen Aufgaben nicht nachkommen könnte.111

88 S. Habersack, in: MüKo AktG, § 95 Rn. 5; Oetker, in: ErfK, § 1 DrittelbG Rn. 14. 89 S. Habersack, in: MüKo AktG, § 111 Rn. 12; Henssler, in: Henssler/Strohn, Gesellschaftsrecht, § 111 AktG Rn. 4. 90 Vgl. Habersack, in: MüKo AktG, § 111 Rn. 13f.; Henssler, in: Henssler/Strohn, Gesellschaftsrecht, § 111 AktG Rn. 4. 91 S. Habersack, in: MüKo AktG, § 111 Rn. 120ff.; Henssler, in: Henssler/Strohn, Gesellschaftsrecht, § 111 AktG Rn. 18, 20. 92 S. Habersack, in: MüKo AktG, § 111 Rn. 114; Henssler, in: Henssler/Strohn, Gesellschaftsrecht, § 111 AktG Rn. 18. 93 Vgl. Heither/von Morgen, in: Boecken/Düwell/Diller/Hanau, Gesamtes Arbeitsrecht, MitbestG Vorbemerkung Rn. 1; Uffmann, in: Kiel/Lunk/Oetker, Münchener Handbuch zum Arbeitsrecht, § 369 Rn. 1. 94 Vgl. Düwell, in: Düwell, Hk-BetrVG, Einleitung Rn. 98; Engels/Schmidt/Trebinger/Linsenmaier/Schelz, in: Fitting, BetrVG, § 1 Rn. 233ff. 95 S. Annuß, in: Richardi, BetrVG, § 106 Rn. 4; Oetker, in: GK-BetrVG, § 106 Rn. 11. 96 Vgl. BAG, 8.8.1989 – 1 ABR 61/88, NZA 1990, 150, 155 unter B.II.3.a); Oetker, in: GK-BetrVG, § 106 Rn. 51. 97 Vgl. Kania, in: ErfK, § 106 BetrVG Rn. 6a; Stamer, in: Kiel/Lunk/Oetker, Münchener Handbuch zum Arbeitsrecht, § 307 Rn. 82. 98 Vgl. Bauer, NZA-Beilage 2017, 85, 86; Rieble, NJW 2006, 2214, 2216. 99 S. Bauer, NZA-Beilage 2017, 85, 86; Rieble, NJW 2006, 2214, 2216. 100 S. Däubler, in: DKW, BetrVG, § 106 Rn. 43ff.; Oetker, in: GK-BetrVG, § 106 Rn. 116ff. 101 Vgl. BAG, 30.3.2004 – 1 AZR 7/03, NZA 2004, 931, 932f. unter I.2.; Liebers, in: Moll, Münchener Anwaltshandbuch Arbeitsrecht, § 56 Rn. 38. 102 S. BAG, 14.9.1976 – 1 AZR 784/75, AP BetrVG 1972 § 113 Nr. 2 unter 3.; Oetker, in: GK-BetrVG, § 111 Rn. 205. 103 S. Däubler, in: DKW, BetrVG, § 106 Rn. 44; Kania, in: ErfK, § 106 BetrVG Rn. 4. 104 S. Oetker, in: GK-BetrVG, § 106 Rn. 119; Ohlendorf/Salamon, FA 2007, 340, 343. 105 Vgl. Oetker, in: GK-BetrVG, § 106 Rn. 121; Röder/Göpfert, BB 1997, 2105, 2107. 106 Vgl. Heinze, NZA 1985, 555, 556; Willemsen/Lembke, in: Henssler/Willemsen/Kalb, Arbeitsrecht, § 106 BetrVG Rn. 34. 107 Vgl. Heinze, NZA 1985, 555, 556; Liebers, in: Moll, Münchener Anwaltshandbuch Arbeitsrecht, § 56 Rn. 40. 108 Vgl. Laßmann/Mengay/Rupp, Handbuch Wirtschaftsausschuss, S. 66f. 109 S. Hjort/Erhardt/Rothkegel/Schneider, Leitfaden für den Wirtschaftsausschuss, S. 92. 110 Vgl. BAG, 23.10.2008 – 2 ABR 59/07, NZA 2009, 855, 857 Rn. 22; Habersack, in: MüKo AktG, § 116 Rn. 64. 111 S. Habersack, in: MüKo AktG, § 116 Rn. 64; Uffmann, in: Kiel/Lunk/Oetker, Münchener Handbuch zum Arbeitsrecht, § 376 Rn. 24.

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