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Die Bestellung von Arnold Rosé

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Josef jun. sollte seinem Vater jedoch nicht nachfolgen. Drei Jahre nach dem Abgang von Hellmesberger sen. entschied man sich für einen Bewerber von außerhalb: Arnold Rosé. Er sollte mehr als ein halbes Jahrhundert die Schlüsselfigur des Orchesters bleiben. 1863 unter dem Namen Arnold Rosenblum in Jassy geboren, das 1859 provisorische Hauptstadt Rumäniens wurde, war er noch nicht einmal 18, als das Orchester – schwer beeindruckt von seiner Wiedergabe von Karl Goldmarks Violinkonzert – ihn zum Konzertmeister ernannte. Zwar sollte sich Rosé künftig wiederholt von den Philharmonikern beurlauben lassen, manchmal für längere Zeit, um sich der Kammermusik, insbesondere als Primarius des nach ihm benannten Quartetts, zu widmen. Aber als Konzertmeister des Opernorchesters war er ohne Unterbrechung bis 1938 tätig. Das war ein Arbeitsleben von 57 Jahren, in denen er immer respektiert, oft gefürchtet, manchmal gehasst, aber als Konzertmeister unumstritten war.

Anfangs musste er mit ganzer Autorität um seine Vorrechte kämpfen: So lehnte er es ab, hinter Moritz Kässmayer zu spielen, obwohl dieser länger im Orchester war als er, weil Kässmayer »nur« im Ballett Konzertmeister war, nicht für Opernvorstellungen oder philharmonisch. Jakob Grün hatte seinerzeit nicht hinter Josef Hellmesberger sen. spielen wollen, um als erster Konzertmeister anerkannt zu werden: Nun war es Rosé, der nicht hinter Grün spielen wollte! Diese Unklarheit entsteht in einem Orchester jedes Mal, wenn zwei Musiker die gleichen Funktionen ausüben: In diesem Falle herrscht bei den Philharmonikern seit jeher das Senioritätsprinzip.

1888 drohte Rosé sogar mit seinem Rücktritt, sollte man nicht auf seine Forderung einer Gehaltserhöhung eingehen. Sie sei zur Gänze dadurch gerechtfertigt, dass die häufigen Ausfälle von Jakob Grün und die Abwesenheiten von Josef Hellmesberger jun. ihn dazu zwängen, allein den Verpflichtungen des Konzertmeisters nachzukommen. Der Brief der Operndirektion an die Generalintendanz der k. k. Hoftheater vom 5. Februar 1888 gab ihm Recht:

Die Direktion muß nun bestätigen, daß Herr Rosé ein ausgezeichneter Künstler ist, für welchen ein Ersatz sehr schwer gefunden werden könnte. Nachdem ferner Herr Grün als Solospieler überhaupt nicht mehr verwendet werden kann, Herr Hellmesberger in Folge seiner Verwendung als Dirigent sehr selten in der Lage ist, ein Solo zu spielen, so versieht Herr Rosé thatsächlich beinahe allein den Dienst eines Solospielers. Eine Pensionierung des Herrn Grün wodurch ein Ausweg geschaffen werden könnte, kann nach den bestehenden Normen nicht in Antrag gebracht werden, andererseits wäre es sehr zu bedauern, wenn das Hofopern-Orchester Herrn Rosé verlieren würde. Die ergebenst gefertigte Direktion sieht sich daher gnädigst der hohen g. z. zu empfehlen, Herrn Rosé die erbetene Erhöhung als außerordentliche Zulage bewilligen zu wollen.17

Mit demselben Problem hatten auch die Philharmoniker zu kämpfen. 1888 brachte es der Bratschist und Kontrollor im Komitee, Franz Scheurer, auf den Punkt: »Scheurer teilt mit, daß er wiederholt gefragt wird, wie es komme, daß immer der 2. Concertmeister die Soli spielt und der erste den doppelten Anteil hat! Blaha bemerkt hierzu, daß dieser Modus seinerzeit wegen Hellmesberger geschaffen wurde. Inzwischen wurde die Stelle eines 2. Concertmeisters creiert, ohne daß an dem erwähnten Modus eine Änderung geschehen ist. Scheurer ist dafür, daß beide Concertmeister dasselbe beziehen.«18

Scheurer fügte hinzu, wenn Grün seinen Posten räumen müsste, wäre Hellmesberger jun. bereit, ihn zu ersetzen: Es sollte nicht dazu kommen, da Grün bis zur Pensionierung auf seinem Posten blieb. Grün kam aber auf die Frage der Bezahlung der Konzertmeister bei der Komiteesitzung am 13. Mai 1888 zurück. Indem er in Erinnerung rief, dass Hellmesberger sen. zuerst allein Konzertmeister war und er selbst erst anlässlich der Einweihung der neuen Oper engagiert wurde, schlug er vor, dass man dem ersten Konzertmeister nicht zwei Anteile und dem zweiten nur einen, sondern beiden eineinhalb Anteile auszahlen sollte.

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