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Harfennot

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Die Harfen bereiteten Mahler derartige Sorgen, dass der Komponist über eine wahre »Harfennot« klagte. Innerhalb weniger Monate musste er zwei Posten neu besetzen: 1899 entließ er nach nur vier Jahren Maxintsak aus seinem Engagement, 1900 verließ Franz Moser nach 37 Jahren das Orchester. Zweifellos hatte Mahler bereits den Entschluss gefasst, sich von Maxintsak zu trennen, als er sich im Herbst 1898 an den ihm gut bekannten Roman Mosshammer, Harfenist an der Königlichen Oper in Budapest, wandte. Dieser hatte am 24. September 1898 auf Mahlers Brief vom 18. geantwortet, es sei für ihn eine Ehre, in Wien unter seiner Leitung zu arbeiten. Obwohl das Ausscheiden von Maxintsak erst für den 31. Mai 1899 vorgesehen war, bat Mahler schon am 13. Mai die Generalintendanz um Erlaubnis, Mosshammer zu engagieren, mit der Begründung, es werde schwierig sein, einen besseren Kandidaten zu finden. Der Harfenist betonte, dass er zwar in Budapest mehr verdiene, aber damit rechne, in Wien in absehbarer Zeit auf den Posten einer ersten Soloharfe aufsteigen zu können, der ihm mehr einbringen würde. Diese Gelegenheit bot das Ausscheiden Franz Mosers. Aber Mahler engagierte an Mosers Stelle Edmund Schuecker, anstatt Mosshammer zu befördern, und so bekam der später engagierte Schuecker das Gehalt des ersten Harfenisten. Mosshammer beklagte sich in einem Brief vom 5. April 1900 über diese Ungerechtigkeit. Die Direktion stellte darauf den Antrag, dass die Gehälter beider Posten angeglichen werden, was am 2. Juni bewilligt wurde. Aus unerklärlichen Gründen hielt jedoch die Generalintendanz in einem Schreiben vom 22. September 1900 Mosshammer für nicht geeignet, seine Funktion wahrzunehmen. Er verließ darauf Wien mit Ende seines Vertrags am 15. Juni 1901 und kehrte zum Budapester Orchester zurück, wo er bis 1920 blieb. Daneben spielte er bis 1914 bei den Bayreuther Festspielen, wo er seit 1894 präsent war.

Der Wiener Schuecker, ein Schüler von Anton(io) Zamara, der vorher in Chicago engagiert war, war somit einziger Harfenist. Er hielt es nicht viel länger aus als Mosshammer, der schon nach anderthalb Jahren das Handtuch geworfen hatte: Schuecker verließ nach zwei Jahren und heftigen finanziellen Streitigkeiten das Orchester. In der Zwischenzeit versuchte Mahler, die vakante Stelle Mosshammers mit dem Harfenisten Josef Ziegenheim zu besetzen, aber dieser blieb nur sechs Monate, da er es vorzog, nach Köln zu gehen, wo man ihm zusätzlich zur Orchesterstelle eine Professur angeboten hatte. So befand sich Mahler, nachdem ihm in nur zwei Jahren drei Harfenisten abhandengekommen waren, mit zwei unbesetzten Stellen wieder am Ausgangspunkt. Dann jedoch engagierte er Musiker, die ihm bis zum Ende seiner Direktion treu bleiben sollten: Viktor Heinisch, den Mahler ohne Probespiel vom Stadttheater Hamburg abwarb, wo dieser unter ihm gespielt hatte, und Alfred Holy, ebenfalls ohne Probespiel. Mit Holy führte Mahler die Verhandlungen nicht selbst, sondern sein neuer Kapellmeister Bruno Walter, der nach Bayreuth fuhr, um den tschechischen Harfenisten zu treffen. Holy, als Sohn eines Dirigenten in Portugal geboren, war Schüler des ehemaligen Wiener Philharmonikers Wenzel Stanek in Prag gewesen. Als er nach Wien engagiert wurde, spielte er als Solist am Königlichen Opernhaus Berlin unter der Leitung von Karl Muck. Dieser hatte ihn auch nach Bayreuth geholt. Nach zehn Jahren in Wien folgte Holy 1913 Muck als Soloharfenist nach Boston, wo er bis 1928 blieb.

Budapest, Hamburg und Berlin: Es scheint, dass die Wiener Harfenschule wie auch die Wiener Flötenschule den Ansprüchen Mahlers nicht genügte.

Die Wiener Philharmoniker

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