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SCHMERZ – EIN SCHLAFRÄUBER!
ОглавлениеMenschen, die aufgrund einer Erkrankung oder aus anderen Gründen an Schmerzen leiden, schlafen genau deshalb schlecht. Gleichzeitig verstärkt Schlafentzug das Schmerzempfinden – ein Teufelskreis, der chronisch werden und zur Abhängigkeit von Schmerz- und Schlafmitteln führen kann. Amerikanische Forscher untersuchten an 24 Studenten, was passierte, wenn sie unangenehme Hitzeeinwirkungen an den Beinen über sich ergehen ließen. Hatten die Studenten wenig geschlafen, verspürten sie schon bei geringer Hitze Schmerzen. Doch warum verstärkt Schlafmangel das Schmerzempfinden? Wie die Studie zeigte, verstärkte Schlafverlust nicht nur die Aktivität von Regionen im Gehirn, die für die Schmerzwahrnehmung eine Rolle spielen, sondern reduzierte auch die Aktivität von Zentren im Gehirn, die Schmerzen dämpfen können.
Ein Schlafdefizit kann jedoch nicht nur langfristige, sondern auch ganz unmittelbare negative Folgen haben. Zum Beispiel indem man in der Schule oder bei der Arbeit am nächsten Tag weniger leistungsfähig ist. Denn wer zu wenig schläft, kann sich schlechter konzentrieren, ist weniger kreativ, reagiert impulsiver und kann sich Dinge schlechter merken. Darüber hinaus sind die exekutiven Funktionen (geistige Fähigkeiten, mit denen wir Gefühle, Gedanken und Handeln steuern, auch »kognitive Kontrolle« genannt) herabgesetzt, was dazu führt, dass es einem schwerer fällt, in Situationen den Überblick zu behalten und im rechten Moment die richtigen Entscheidungen zu fällen. Das kann in stressigen Situationen, zum Beispiel im Straßenverkehr, fatale Folgen für Sie und andere haben. Für Menschen, die in ihrem Beruf für das Wohl und die Gesundheit anderer verantwortlich sind und diese durch eingeschränkte exekutive Funktionen gefährden, ist diese Erkenntnis besonders wichtig!
In diesem Zusammenhang haben wir eine schlechte Nachricht für alle, die Arbeiten oder Lernen dem Schlafen vorziehen. Studien am College of Medicine der University of Arizona in den USA belegen, dass schlechter Schlaf stets mit geringerer Produktivität einhergeht, egal ob es um Leistungen bei der Arbeit oder Unternehmungen zu Hause geht. Die Forscher fanden heraus, dass das Krankheitsbild Insomnie (das vorliegt, wenn man über einen Zeitraum von drei Monaten mindestens dreimal pro Woche Einschlaf- oder Durchschlafprobleme hat) die Produktivität am stärksten beeinträchtigte. Menschen mit mittelschweren bis schweren Schlafstörungen hatten im Vergleich zu Menschen ohne Insomnie einen mehr als doppelt so hohen Produktivitätsverlust. Sogar wenn sie nur an leichten Schlafproblemen litten, verzeichneten die Wissenschaftler einen um 58 Prozent höheren Leistungsabfall.
Und die Verringerung der Leistungsfähigkeit ist nicht das Einzige, was mit einem Schlafdefizit einhergeht. Auch das Gefühlsleben wird beeinflusst. Man wird ängstlicher, impulsiver, aufbrausender und sensibler, was natürlich Auswirkungen auf private und berufliche Beziehungen hat. Und auch die Außenwirkung ist eine ganz andere, wenn man ständig unausgeschlafen, gähnend und mit dunklen Rändern unter den Augen durch die Welt geht.