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WUSSTEN SIE, DASS …

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… die Tiefschlafphasen zu Beginn der Nacht lang sind und dann im Laufe des Schlafs immer kürzer werden? Im Gegensatz dazu sind die Traumschlafsequenzen anfangs kurz und werden zum Morgen hin länger. Man träumt also nicht die ganze Nacht, obwohl viele Menschen diesen Eindruck haben – was vermutlich daran liegt, dass man oft aus einem Traumschlaf erwacht. Während wir träumen, bereitet sich das Gehirn nämlich langsam darauf vor, aufzuwachen und wieder in der Wirklichkeit anzukommen. Deshalb träumt man kurz vor dem Aufwachen besonders viel. Wie Studien ergaben, träumt man aber auch in anderen Schlafphasen. Diese Träume sind allerdings weniger emotional geprägt und eher an Fakten geknüpft, mit denen man sich tagsüber beschäftigt hat (etwa die Lösung eines Problems oder das Büffeln von Vokabeln).


Während des Traumschlafs ist das Gehirn ähnlich aktiv wie im Wachzustand. Zu Beginn des Traumschlafs werden Wellen aus den Tiefen des Gehirns über den Thalamus in die Großhirnrinde gesendet, den Speicherort für Gedächtnisspuren. Diese sogenannten PGO-Wellen (ponto-geniculo-occipital waves) aktivieren unterschiedliche Bereiche der Hirnrinde und dadurch auch verschiedene Gedächtnisinhalte. Anders als im Wachsein oder im Tiefschlaf hat der Hippocampus im Traumschlaf jedoch nicht mehr die Befehlsgewalt darüber, welche Gedächtnisinhalte aktiviert werden. Jetzt geschieht die Auswahl eher zufällig. Einiges von dem, was man am Tag erlebt hat, kann aktiviert werden, insbesondere das, was Emotionen hervorgerufen hat und im Wachzustand nicht ganz verarbeitet wurde. Auch zurückliegende Eindrücke und Erinnerungen können zum Leben erweckt werden. Aber wie kann es sein, dass eine alte Jugendliebe, an die man schon seit Jahren nicht mehr gedacht hat, plötzlich im Traum auftaucht? Der Grund könnte eine Kleinigkeit sein, die man vor Kurzem erlebt hat und die man mit dieser Person in Verbindung bringt. Man hat vielleicht am Vortag in der Schlange vor dem Kino jemanden gesehen, der ein T-Shirt trug, das dem Lieblingsshirt der alten Liebe ähnlichsah. Oder man hat in der Stadt an irgendeiner Person ein Parfüm gerochen, das auch die Jugendliebe früher gerne trug. Es reicht schon ein kleines Detail, um eine emotionale Spur zu legen, die dann Teil unseres Traumschlafs werden kann.

Vermutlich sind unsere Träume das Produkt dessen, was wir am Tag erlebt haben; zufällige Gedächtnisspuren, die aktiviert werden, damit man Dinge ausprobieren und kreative Assoziationen erstellen kann, die uns helfen, die Welt besser zu verstehen. Das könnte auch erklären, warum Kinder, vor allem Kleinkinder, so viel träumen. Traumschlaf kann ihnen dabei helfen, das Erlernte und Gesehene zu verarbeiten und zu sortieren.

Ebenso wie der Hippocampus ist auch der vernunftbetonte Frontallappen, der normalerweise Eindrücke verarbeitet sowie Impulse steuert und rationalisiert, in dieser Phase eher passiv. Vielleicht erklärt dies, warum Träume oft so konfus sind: Man wird auf einem Dach von einem Wolf gejagt oder läuft durch eine Mauer. Was für ein Glück, dass unsere Muskeln während des Traumschlafs blockiert sind! Die willkürliche Muskalatur erhält keine Nervenimpulse und kann daher nicht auf den Inhalt der Träume reagieren. Was man träumt, setzt man also physisch nicht um. Zumindest ist das der Regelfall. Bei Menschen, die an der sogenannten REM-Schlaf-Verhaltensstörung leiden, werden die willkürlichen Muskeln während der Traumphase allerdings nicht blockiert – die Träume werden ausgelebt, was verständlicherweise zu Problemen führen kann.


Schlaf ist die beste Medizin

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