Читать книгу Glock 17 - Emely Bonhoeffer - Страница 11
Szene 6:
ОглавлениеObwohl sie ihre Augen um die gewohnte Uhrzeit aufschlug, war diesmal etwas anders. Olivia fühlte sich leichter und ruhiger. Ein kleiner Teil des Gewichts, der auf ihre Brust drückte, war verschwunden.
Sie schlug die Decke zurück und schwang sich aus dem Bett, öffnete ihr Fenster und atmete die frische, sich langsam erwärmende Luft ein, ließ sie ihre Lungen füllen und ihre Geister aufwecken. Viele Autos waren um diese Zeit noch nicht unterwegs, doch sie konnte jeden Reifen hören, der über den Asphalt rollte. Dazu musste die Straße nicht in ihrem Blickfeld liegen. Die Normalität, die ihr dieses Geräusch schenkte, umgab sie, hüllte sie ein und ließ sie ihr Leben für ein paar Momente unbemerkt genießen, bevor sie sich auf den vor ihr liegenden Tag fokussierte.
Heute würde sie Zayn wiedersehen. Dabei musste sie Stärke beweisen. Sie musste schlagfertig antworten und durfte sich von ihm nicht irritieren lassen. Immerhin wollte sie sich vor ihm nicht blamieren. Nicht, dass sie viel Wert auf seine Meinung gelegt hätte. Es ging hier ums Prinzip, denn wenn sie sich nicht mal vor einem einfachen Jungen behaupten konnte, wie dann erst vor den Männern des Kartells? Diese Frage strich sie aus ihren Gedanken, weil Unsicherheiten sie auf dem Weg zu ihrem Ziel nur schwanken ließen.
Zügig machte sie sich fertig und betrat bereits wenig später die Küche, welche vom Licht der aufgehenden Sonne durchflutet wurde. Es hatte etwas Vertrautes an sich, Ryan, der Spiegeleier briet, fröhlich vorm Herd stehen zu sehen. Unvermittelt musste sie lachen. Olivia liebte diese unbeschwerten Momente, in denen es nichts außer spontaner Freude gab, doch als er ihr Lachen vernahm, hob Ryan überrascht den Kopf.
Und damit waren die Sekunden der Freude vorbei, weil sie erkannte, was sein überrumpelter Blick ihr vermittelte: Nicht oft bekam er ihr helles Lachen zu hören. Zumindest lachte sie nicht oft aus wirklicher Freude heraus. Viel mehr, um ihre Gegenüber zu täuschen, ihnen vor Augen zu führen, dass Olivia sich über sie amüsierte. Eine Tatsache, die sie an ihr früheres Leben und ihre Vergangenheit erinnerte. Schlagartig verfinsterte sich ihre Miene.
Wenn auch nur für eine Weile hatte sie sich ablenken lassen von Zayn, der Freude und dem kurzweiligen Glück. Das durfte nicht wieder vorkommen. Ryan fing ihren warnenden Blick auf, während sie sich am Frühstückstisch niederließ. Er sollte bloß nicht auf die Idee kommen, ihr ihre Freude vorzuhalten. Aber ihr Freund verstand es schon und konzentrierte sich wieder auf die Spiegeleier.
Und es begann erneut, wie so oft: Sie spürte die Last der Vergangenheit auf ihren Schultern liegen. Dadurch wurde ihr einmal mehr bewusst, wie fundamental wichtig die Angelegenheit war, wegen der sie nach London gezogen war. Nichts würde sie davon abbringen können, schwor sie sich.