Читать книгу Glock 17 - Emely Bonhoeffer - Страница 20

Szene 16:

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Die Reifen quietschten, als das schwarze Auto fortfuhr. In aller Ruhe betrachtete sie das Haus vor sich. Es war zwar klein, hatte mit seiner verschnörkelten Fassade, der alten Veranda und dem zartrosafarbenen Dach aber einen gewissen Charme bewahrt. So hatte sie sich das Heim eines rachsüchtigen Mannes nicht vorgestellt. Olivia erinnerte sich, dass Ryan, bevor er sie hier rausgelassen hatte und weggefahren war, ihr erzählt hatte, dass Argus, sein Informant, dieses Häuschen für seine Liebste gekauft hatte. Schade, dass sie nur eine Woche später ermordet worden war. So blieb Argus auf diesem femininen Haus und einem gebrochenen Herzen sitzen. Wahrscheinlich hatten sie es zusammen renovieren wollen, weil es, sogar von außen gut erkennbar, den nagenden Zahn der Zeit offenlegte. Die Ermordung seiner Liebsten hatte vor nicht allzu geraumer Zeit stattgefunden, weshalb sein Rachedurst noch sehr frisch war. Das konnte zum Problem werden, sollte er die Kontrolle über sich selbst verlieren. Das Risiko war ihr durchaus bewusst, aber die Gelegenheit war zu günstig, als dass Olivia sie sich deswegen durch die Lappen gehen ließ.

Der aufkommende Wind spielte mit ihrem Haar und die Pailletten an ihrem Kleid reflektierten das Licht der untergehenden Sonne. Ihr Blick war wachsam und ihr Geist bereit zu töten. Vorfreude wallte in ihr auf, als die Tür des Hauses sich öffnete und ein junger Mann hinaustrat. Argus war fünfundzwanzig Jahre alt und eigentlich ganz attraktiv. Er schenkte ihr ein Lächeln, doch sie konnte seine Wut hinter der Fassade klar erkennen. Das war nicht gut.

Als er sie fast erreicht hatte, sagte sie: „Hübsches Haus! Obwohl das Pink wahrscheinlich nicht deine Idee gewesen war.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und zog einen Mundwinkel belustigt nach oben.

Er lachte, doch sie vernahm seinen Zorn und seine Trauer als unscheinbaren Unterton trotzdem. „Unglaublich! Du bist es tatsächlich! Und du bist genauso schön, wie alle immer sagen“, schmeichelte er ihr.

Ihr gefiel die Richtung nicht, die er für dieses Gespräch angedacht hatte, und so zwang sie ihn, auf die professionelle Ebene überzugehen. „Mich interessiert es nicht, was todgeweihte Männer über mich sagen. Und deine Meinung ist hier ebenfalls nicht von Belang.“ Sein Grinsen machte einem ernsteren Ausdruck Platz. „Wir sind hier nicht des Vergnügens wegen, sondern weil wir beide der Ansicht sind, Sergios kleinem, verdorbenem Leben muss ein Ende gesetzt werden. Und das genau heute.“ Ihr Blick verhärtete sich. „Vergiss aber nicht, dass ich, sobald ich auch nur den Hauch einer Falle rieche oder du es dir anders überlegst und auf einmal entscheidest, dass es für dein trauriges Leben von Vorteil ist, mit dem Kartell Händchen zu halten, heute Abend nicht nur Sergios Licht ausschalte. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“ Olivia liebte es, ihre Macht zu verdeutlichen. Tja, das Kartell hatte sie düster geprägt. Eigentlich erwartete sie jetzt, dass Argus wie ein verängstigter Hund den Schwanz einziehen und klein beigeben würde, aber er schaffte es, sie zu überraschen. Er änderte seine Haltung und tat es ihr gleich, verschränkte die Arme, wodurch sein glatter, schwarzer Anzug um die Arme herum Falten warf und sein helles Hemd, bei dem er die obersten Knöpfe offengelassen hatte, seine lässige, leicht zurückgelehnte Haltung unterstützte.

„Absolut deutlich. Und nachdem du deinen Standpunkt so klargemacht hast, solltest du aber auch nicht vergessen, dass du ohne mich nicht näher als hundert Meter an den guten, alten Sergio rankommst.“

Amüsiert zuckte es um ihre Mundwinkel. „Du gefällst mir, Argus, du bist gerissen. Scheint so, als wolltest du einfach nur glücklich werden mit deiner Freundin, doch das Kartell funkte dazwischen und hat dir das Wertvollste, das du besaßt, genommen.“ Sein Gesichtsausdruck wurde weicher und das bestätigte Olivias Worte nur. „Du willst Gerechtigkeit, Rache. Du willst einen Ausgleich für dieses Verbrechen, doch lass mich dir etwas sagen.“ Sie trat näher an ihn heran und vernahm seinen Geruch nach Zigarettenrauch, während ihr Blick ihn fesselte und sie die Stimme senkte. „Ich weiß, was du jetzt fühlst, wie die Rache dich befeuert, der Zorn durch deine Adern rast und dein Blut zum Kochen bringt.“ Überraschung zeigte sich in seinen hellblauen Augen und verriet ihr, dass sie richtiglag.

Sie fuhr fort: „Wir wollen beide dasselbe: Vergeltung. Aber weißt du, was der Unterschied zwischen uns ist? Mein Verlangen nach ihr stärkt mich und ich nutze es weise, aber deines … es zehrt an dir, treibt dich zu dummen Taten und wird dich am Ende in den sicheren Tod führen, weil es deinen Verstand vollkommen benebelt. Das kann ich leider nicht zulassen, weil es hier nicht nur um dein Leben geht. Höre mir deswegen jetzt gut zu.“ Sie hatte seine ungeteilte Aufmerksamkeit. „Du wirst dich zurückhalten, dich normal verhalten und mich meine Sache durchziehen lassen. Sergio wird dafür bezahlen, was er getan hat, aber nur, wenn du dich zusammenreißt, deine Wut, egal, wie groß sie auch sein mag, versteckst und mir vertraust. Mag sein, dass wir keinen glücklichen Start hatten, aber der ist auch nicht notwendig, weil wir nach heute Abend sowieso getrennte Wege gehen werden. Vertraue mir nur für diesen einen Abend. Du weißt, ich will ihn töten, und du weißt auch, dass ich dazu fähig bin. Also lass mich meine Sache machen, halte dich zurück, verstecke deine Gefühle, lasse sie nicht die Kontrolle über dich gewinnen und dann wird er für seine Taten bezahlen!“

Stumm nickte er als Zeichen der Erkenntnis.

Aus ihrer Tasche holte sie einen braunen, unauffälligen Umschlag hervor und überreichte ihn ihm. Verdutzt schaute er sie an, und als er die fünfhundert Pfund in dem Kuvert erblickte, erklärte sie: „Es war zwar unverschämt von dir, mich um Geld zu bitten, obwohl ich deine Arbeit erledige, aber da diese Scheinchen ursprünglich dem Kartell gehört haben, fand ich es nur fair, dass, nach dem, was es dir genommen hat, es dir auch mal etwas zurückgibt. Wenn auch nicht ganz freiwillig.“

Sie grinsten einander an. Sie listig und er glücklich.

Nachdem der Briefumschlag in Argus‘ Jackett verschwunden war, hielt er Olivia seinen Arm hin und sie hakte sich bei ihm ein. Arm in Arm schritten sie in Richtung Party.

Glock 17

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