Читать книгу Glock 17 - Emely Bonhoeffer - Страница 15
Szene 10:
ОглавлениеWas mache ich hier nur?, fragte sie sich, nachdem ihr bewusst wurde, was sie ihm gerade ins Gesicht gesagt hatte. Nein! Ich habe seine Neugier nur wachsen lassen. Wie dumm und unüberlegt von mir. Verdammt! Ich muss irgendwie davon ablenken. Zur Auflockerung lachte sie, als sie seinen grüblerischen Gesichtsausdruck bemerkte. „Entspann dich, Sherlock! Ich verarsch dich nur. Mein Leben ist vielleicht spannender und wesentlich amüsanter als das von anderen“, ihr Blick ging kurzerhand zu Roth, „aber ganz so kompliziert und gefährlich ist es meistens nicht.“ Das war sogar nur halb gelogen. Wenn sie die Fäden, wie jetzt auch, in der Hand hielt, dann war es meistens gefährlicher für ihre Feinde als für sie. Und sie redeten ja über den aktuellen Zustand. Zayn wurde wieder etwas lockerer.
„Wie bist du hier überhaupt reingekommen? Haben sie dich freiwillig reingelassen oder musstest du dich diesmal reinschleusen?“ Sie lehnte sich an die Wand hinter ihr. Daraufhin lachte er entspannt.
„Nein, ich wurde sogar gefragt.“ Olivia spielte Überraschung vor.
„Wahrscheinlich eine völlig neue Erfahrung für dich.“
Erneut drang ein belustigter Laut aus seiner Kehle und steckte sie an. Er war leicht und unbeschwert und wunderschön befreiend.
„Ich habe aber nicht sofort zugesagt. Erst musste mir Tiffany versprechen, dass du auch kommen würdest.“ Interessant.
„Ganz offensichtlich hat sie ihr Wort gehalten. Aber wenn du doch wegen mir hier bist, was machte dann das Mädchen, mit dem du deinen Spaß hattest, als ich angekommen bin? Oder war sie nur ein kurzer Zeitvertreib?“ Das würde Olivia nur allzu gerne erfahren.
„Ich darf doch auch meine Geheimnisse haben.“ Zayn zwinkerte ihr zu, woraufhin sie das Gespräch geschickt in eine andere Richtung lenkte.
„Und? Hattest du dir auch einen Plan zurechtgelegt, nachdem du mich so clever hierher bekommen hast?“ Er antwortete – doch sie hörte ihm nicht mehr zu. Etwas anderes besaß nun ihre Aufmerksamkeit.
Mit erstarrter Miene bemerkte sie, wie etwas am Waldrand in der Dunkelheit aufblitzte. Sie presste die Augen leicht zusammen, doch sie hatte sich nicht vertan.
Es war ein Logo.
Ihr stockte der Atem.
Es war das Logo, das sie bereits ihr Leben lang begleitete und welches sich durch schmerzhafte, lange Tage und Nächte hinweg einen Weg in ihr Gedächtnis gefräst hatte.
Das Logo, das Symbol des Kartells.
Sie war darauf getrimmt worden, es überall zu erkennen. Wenn es darum ging, würde sie sich nie irren. Schwer schluckte sie, bevor Entschlossenheit Besitz von ihr ergriff und ihr Verstand zu rattern begann.
Sie beobachteten sie. Wie lange schon, konnte sie nicht sagen, aber wäre es bereits seit einiger Zeit, hätte Olivia es früher bemerkt. So etwas entging ihr nicht.
Allmählich dämmerte ihr die Erkenntnis und leider beunruhigte sie sie mehr, als sie es sollte: Zayn würde in Gefahr schweben, wenn die Männer des Kartells sie so vertraut sahen und sich zusammenreimten, dass er ihr etwas bedeuten könnte. Olivia musste es für sie so aussehen lassen, als ob er nur ein unbedeutender Typ wäre. Einer wie jeder andere. Unwichtig fürs Kartell.
Ansonsten würden sie sich ihn schnappen, und sobald sie dies täten, würden sie die Fäden über Olivia wieder in ihren Händen halten. Doch das durften sie nicht. Nie wieder!
Ihre Alarmglocken schrillten, stießen ihren Kampfgeist an und öffneten das Tor, hinter dem sich ihre dunkle Seite erstreckte. Olivia brauchte ihre bösen Eigenschaften jetzt, wo ihre Feinde mitmischten.
Zayn war zwar auf gutem Weg, mehr für sie zu werden, als irgendein gut aussehender Typ, doch das durfte sie nicht zulassen. Es würde ihn nur unnötig gefährden. Zum Glück war sie hervorragend ausgebildet worden.
„Olivia, alles okay?“ Zayn holte sie aus ihrem Gedankenstrudel in den gegenwärtigen Moment zurück.
Ihr Blick heftete sich an den seinen, während sich ihre Lippen zu einem verführerischen Grinsen verzogen. „Mehr als okay sogar … Du bist süß. Sehr süß.“ Sie tat so, als würde ihr dies gerade erst richtig auffallen. „Zayn“, hauchte sie. Sie zog ihn in einer fließenden Bewegung an sich. Mit aller Kraft schenkte sie der Tatsache, dass es sich verdammt gut anfühlte, ihn so nah bei sich zu haben, keine Beachtung. „Ich hoffe, du hast heute nichts mehr vor.“ Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals, sie vergrub die Finger in seinem Haar. Es brauchte eiserne Willensstärke, die Schmetterlinge in ihrem Bauch und das warme Gefühl, ihm so nahe zu sein, nicht an sich ranzulassen. Glücklicherweise hatte sie die. Gerade so.
Keine Sekunde verschwendete sie mehr, zog ihn an ihre Lippen und küsste ihn voller Leidenschaft.
Heftig, wie bei jedem anderen Typen.
Fordernd, wie bei jedem anderen Typen.
Doch es war nicht wie bei jedem anderen Typen.
Unmöglich, es zu leugnen. Ein Prickeln bahnte sich seinen Weg von ihren Lippen durch ihren gesamten Körper. Berauschend erfasste sie eine Gefühlswelle nach der nächsten. Ihr Innerstes verwandelte sich in kürzester Zeit in eine stürmische See. Die Wellen tobten aufgewühlt von den Gefühlen.
Olivia stand kurz davor, ihren Plan über Bord zu werfen und zu vergessen, dass das Kartell existierte. Sie wollte sich für Zayn Zeit nehmen, doch ihr Verstand hielt sie streng zurück. Schleunigst musste sie zur Sache kommen.
Also drängte sie ihn in ein Nebenzimmer, und kaum hatte sich die Türe hinter ihnen geschlossen, wollte sie von ihm abrücken, doch unerwartet übernahm Zayn nun die Führung. Er drückte sie gegen die Innenseite der Tür und ließ seine Hände auf ihre Hüfte gleiten.
Der Sturm in ihr raste und wütete. Und mit ihm die Gefühle.
Der Kuss raubte ihr den Atem. Zayn nahm sie nun vollkommen ein. Ein brennendes Gefühl entfachte der Kuss und als es ihr Innerstes erreichte, fühlte sie, wie eine bisher verschlossene Tür in ihr aufschwang und mit ihr etwas ihr bis jetzt Unbekanntes. Es war wie eine Farbexplosion, die die Schwärze in ihr in die schönsten Farben verwandelte – doch sie durfte sich dem nicht hingeben. Zu viel stand auf dem Spiel. Sie wusste, sie musste aufhören. Jetzt sofort!