Читать книгу Glock 17 - Emely Bonhoeffer - Страница 23
Szene 19:
ОглавлениеDer Wind blies ihr eine Haarsträhne aus dem unschuldig lächelnden Gesicht. Sie war eine grandiose Schauspielerin. Die Freundlichkeit wirkte täuschend echt, doch sie war nur eine aufgesetzte Maske, hinter der sie ihr wahres Wesen verbarg. Die Wut, der Hass und die Abscheu färbten normalerweise ihre Miene beim Anblick von Leuten des Kartells. Jedoch hatte sie gelernt, ihre Gefühle zurückzuhalten und stattdessen ihren Verstand einzusetzen, was ihren Rachefeldzug bisher auch so erfolgreich gemacht hatte.
Wie ein Idiot hing er an ihren Lippen und die kranken Gedanken, die sich gerade in seinem Kopf überschlugen, konnte sie ihm von der Nasenspitze ablesen. Ohne weitere Umschweife trat sie näher an Arian, der sich freute wie ein kleines Lamm, das die ganze Zeit gefüttert wurde, jedoch nicht wusste, dass es bald zur Schlachtbank geführt werden würde. Nachdem sie wieder am Tisch angekommen war, hatte Argus sie skeptisch betrachtet. Natürlich war Olivia bewusst gewesen, dass das Mädchen und sie unnormal lange auf der Toilette gebraucht hatten, und so hatte sie die nicht gestellte Frage beantwortet. „Entschuldigung, dass das so lange gedauert hat, aber ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was für eine lange Schlange vor der Toilette war!“ Eine wegwerfende Handbewegung unterstrich die Glaubwürdigkeit ihrer Worte.
„Können wir los?“, wandte Olivia sich nun zuckersüß an Arian. Daraufhin nickte er energisch.
„Euch beide sehe ich dann später.“ Sie verabschiedete sich höflich von dem Mädchen und Argus, obwohl er genauso gut wie sie wusste, dass sie das nicht tun würden.
Olivia hakte sich bei Arian unter und flüsterte ihm etwas Verführerisches ins Ohr, woraufhin er überrascht errötete und dann erneut eifrig mit dem Kopf wackelte. Lediglich eine winzige Planänderung hatte sie insgeheim vorgenommen.
Obszön lachte er und ließ den überdimensionalen Sturm in ihr, den sie zurückhielt, nur noch weiter anwachsen und aufbrausen. Mit ihr an seinem Arm durchquerte er einen Nebengang, mehrere Zimmer und gelangte schließlich auf die andere, die ruhigere Seite des Schiffs. Unwissend hatte er sich in seine Falle geführt, die nun gnadenlos zuschnappte. Kaum waren sie alleine, wollte der Dreckskerl sie küssen. Rasch holte Olivia ein Messer aus ihrem Kleid hervor, drängte ihn gegen die lackierte Holzwand und drückte die Klinge an seinen überteuerten Anzug. Hastig schnappte er nach Luft und sah sie mit schockgeweiteten Augen an.
„So, du Mistkerl.“ In Sekundenschnelle ließ sie die nette Fassade fallen und rammte ihm die Klinge tiefer in die Kleidung, durchtrennte den Stoff und schnitt ihm in die schwitzende Haut.
Während er japste, fuhr sie fort. „Du wirst mir jetzt schön sagen, wo sich Sergio befindet.“
Ungeduldig blickte sie in sein ängstliches Angesicht. Was für ein schwaches Schaf, dachte sie.
„Ich habe Geld …“, bot er ihr mit zitternder Stimme an, doch das war nicht, was sie hören wollte. Wütend stach sie ihm die Klinge vollständig in den Bauch. Warm spürte sie das Blut aus der Wunde über ihre Hand sickern und fühlte seine Todesangst.
„Das war die falsche Antwort, Idiot. Ich frage dich jetzt noch ein letztes Mal: Wo ist Sergio?“
Panisch lenkte er ein und gab ihr endlich die gewünschte Antwort. „Am Ende der Jacht, Zimmer 23 … Aber du wirst nicht an ihn rankommen, er ist gut bewacht …“
Olivia unterbrach ihn. „Lass das mal mein Problem sein.“
„Kann ich jetzt gehen?“, fragte er erbärmlich hoffnungsvoll.
„Natürlich.“ Sie drehte das Messer in seinem Bauch um. Gelähmt vom Schmerz stierte er sie an. „Aber vorher zahlst du den Preis für deine Verbrechen, Dreckskerl!“
Der Sturm in ihr wütete unermüdlich und mit all der Wut, dem Schmerz und dem Verlangen nach Rache, aus denen er bestand. Olivia zog die Klinge aus ihm heraus und stach sie ihm mit Wucht und Elan, Hass und Zorn in sein heftig pochendes Herz. Das sprudelnde Blut färbte sein weißes Hemd rubinrot und lief in Schlieren an seinem Anzug hinunter. Dann erlosch das Licht hinter seinen Augen und Kälte blieb zurück. Da sie auf ihr eigentliches Ziel bedacht war, genoss sie den Moment nicht, sondern zog das Messer aus seinem Leichnam, hob ihn an und kippte ihn achtlos über die Reling. Die Leiche sank auf den Hafengrund und würde vorerst dort verweilen.
Das war die Strafe für seine Taten.