Читать книгу Glock 17 - Emely Bonhoeffer - Страница 12
Szene 7:
ОглавлениеNach dem Frühstück machte sich Olivia auf den Weg in die Schule.
Als sie vor den Eingang des Gebäudes trat in ihrer schwarzen Jeans und dem rückenfreien Oberteil, mit ihrem hohen Pferdeschwanz, der ihr in Wellen auf den Rücken fiel, dachte sie an den Tag, der vor ihr lag. Ihn wollte sie einfach nur hinter sich bringen.
Schwungvoll öffnete sie die Eingangstür und sämtliche Augenpaare richteten sich auf sie. Den meisten gefiel, was sie sahen. Zwar musste Olivia sich anpassen, aber niemand hatte gesagt, dass sie langweilig sein musste. Wenn sie schon gezwungen war, hier Zeit zu verbringen, dann wollte sie dabei wenigstens ihren Spaß haben. Aufrecht wie immer schritt sie durch die Gänge. Dabei bemerkte sie, wie manche Schüler vor ihr ehrfürchtig zurückwichen, andere interessiert und fasziniert zugleich starrten, und die besonders Draufgängerischen ließen sogar ein paar Sprüche los, doch obgleich es Komplimente waren, ignorierte sie sie geflissentlich.
In ihrem Klassenzimmer angekommen steuerte sie auf ihren Platz in der letzten Reihe zu, auch wenn sie Zayns Präsenz bereits wahrgenommen hatte. Es stellte sie wie unter Strom. An ihrem Tisch ließ sie ihre Tasche zu Boden gleiten und nahm Platz. Dann kramte sie ihren Block heraus – eigentlich mit dem Ziel, an einigen Englischaufgaben zu arbeiten –, aber Zayn durchkreuzte ihre Pläne:
Plötzlich wurde der leere Stuhl an dem Tisch vor ihr zurückgezogen und er setzte sich mit Schwung verkehrtherum darauf. Abwartend hob sie den Blick und trotz seines guten Aussehens und seines mutigen Auftretens ließ sie sich von ihm nicht beirren. Stattdessen lehnte sie sich nach vorne und stellte beide Ellbogen auf die Tischplatte ab. Aus dem Augenwinkel erspähte sie die Blicke einiger Zayn anschmachtender Mädchen. Dumm und naiv, dachte sie nur. Dumm, ihn so offensichtlich anzustarren, und naiv, zu glauben, niemand würde es merken. Herausfordernd blickte sie Zayn in die intensiv blauen Augen. Augen, in denen man sicherlich versinken könnte, aber nicht mit ihr.
Olivia fing das Gespräch an, indem sie ihn neckte. „Hast du dich im Club noch amüsieren können oder haben die den Fehler gleich bemerkt und dich rausgeschmissen?“
Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
Nachdem er sich durchs Haar gefahren war, konterte er in aller Ruhe. „Ich amüsiere mich immer.“ Zayn lächelte gerissen, was eigentlich ihr Part gewesen wäre. „Aber was mich interessieren würde, wäre, warum du dort warst. Anscheinend nicht zum Vergnügen, denn den Club schon so früh zu verlassen, wäre, wenn du auf der Jagd warst, unklug gewesen.“
Sie entschied sich dazu, zu lachen. Es war weder sehr laut, noch besonders gemein, aber ihm lief trotzdem ein Schauer über den Rücken. „Auf der Jagd gewesen wärst? Als ob ich jagen würde… Nein, ich mache es etwas anders.“ Ihrem Blick weiterhin standhaltend beugte er sich ein Stück weit nach vorne. „Ich jage nicht, sondern lasse meine Beute zu mir kommen. Und sie kommen. Absolut immer, gegen jede Form von Vernunft. Obwohl sie wissen, dass ich gefährlich bin. Obwohl sie wissen, dass sie absolut nichts über mich wissen, werden sie immer kommen. Weil sie mir einfach nicht widerstehen können.“
Sein Blick glitt zu ihren dunkelroten Lippen und blieb daran hängen. Was er nicht bemerkte, war, dass sie ebenfalls kurz auf seine starrte, ihre Augen aber schnell wieder von ihnen riss. „Aber du hast recht: Ich war nicht im Club, weil ich meinen Spaß haben wollte.“ Sie lenkte das Gespräch in eine andere Richtung.
Seine Augen fanden ihre wieder, während er interessiert noch näher an sie heranrückte, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. „Wieso dann?“
Die Luft war zum Zerreißen gespannt.
Er war neugierig.
Olivia wusste, er könnte zum Risiko werden, doch sie liebte dieses Spiel, deshalb antwortete sie ehrlich. „Es war etwas Persönliches. Jemand hatte bei mir eine alte Rechnung offen, und weil er sie nicht freiwillig begleichen wollte, habe ich etwas nachgeholfen.“
Gerade als er nachhaken wollte, was sie genau damit meinte, läutete die Schulglocke und der Unterricht begann. Langsam erhob er sich, den Blick nicht von dem Mädchen vor sich nehmend, und ging zurück zu seinem Platz.
Zwar konzentrierte Olivia sich auf den Stoff der Stunde, spürte seine Blicke aber trotzdem auf sich ruhen. Musternd, lauernd, neugierig und vor allem nachdenklich. Sie wusste, er wurde nicht schlau aus ihr.
Doch die Wahrheit über sie war mit einem gewissen Preis verbunden. Für ihn wie für sie.
Wenn er die Wahrheit herausfinden würde, würde das Folgen nach sich ziehen. Für beide.