Читать книгу Glock 17 - Emely Bonhoeffer - Страница 28
Szene 24:
ОглавлениеEs tat weh, aber sie musste es ihm antun. Sein Leben besaß einen weit höheren Stellenwert als ihre Gefühle, die Olivia nun in einen Käfig aus Wut und Trauer steckten. Um Zayn zu zeigen, dass sie es ernst meinte, schnappte sie sich Liam, der gerade zufällig an ihr vorbeilief, drückte ihn gegen die nächstbeste Wand und setzte ihren Mund einfach auf seinen. Es fühlte sich nicht mal ansatzweise so gut an wie bei Zayn, aber sie vertiefte den Kuss trotzdem. Zuerst wirkte der Junge überfordert, doch er fing sich schnell und erwiderte den Kuss mit all seinen Sinnen. Seine Hände glitten über ihren Rücken und sie schmiegte sich widerwillig in seine Arme.
Dann zog sie seinen Kopf an den Haaren nach hinten, und während er ihr hitzig in die Augen schaute, verriet sie ihm, dass er für sie nur einen Zweck erfüllt hatte. „Danke.“ Es hörte sich gehässig und nicht sonderlich ernst gemeint an. Lächelnd drehte sie sich zu Zayn um, den sie bereits während des Kusses hatte kommen hören. Schmerz zuckte in Blitzen durch ihren Körper, als sie ihn ansah. Schwierig zu sagen, wer mehr litt.
„Weiterzumachen ist ganz einfach. Solltest du auch mal probieren.“ Gespielt leichthin verabschiedete sie sich, wobei ihr der eifersüchtige Ausdruck in seinen Augen selbstverständlich nicht entging. Jedoch tummelten sich neben der Eifersucht auch Schmerz und Trauer in seinem Blick, mit denen sie ihn zurückließ.
Danach meldete sie sich kurz angebunden noch bei Tiffany ab, schnappte sich ihre Tasche und verließ die Party mit einer aufgesetzten Maske aus Bösartigkeit und Freude. Innerlich konnte man ihre Gefühlslage gar nicht beschreiben, so komplex war sie. Es schmerzte überall. Eine kleine Stimme in ihrem Kopf bläute ihr ein, dass sie einen gewaltigen Fehler begangen hatte. Olivia ignorierte sie notwendigerweise. Das Wissen, dass sie ihn verletzt hatte, nagte an ihr. Doch das war nur die Spitze des Eisbergs: Ganz unten verbarg sich das Schuldgefühl, das ihr zusammen mit dem Hass auf sich selbst ihre Schmerzen bereitete. Sie war gezwungen, entweder diese Gefühle auszuschalten oder ein stärkeres zu finden, welches alle anderen überlagerte.
Und das dauerte nicht lange: Hass.
Er war das Feuer, das sie alle zum Schweigen brachte. Olivia hatte ihren Sündenbock erfolgreich gefunden: das Kartell. Ihretwegen musste sie so etwas erst tun, ihretwegen war sie nicht fähig, ihre hart erkämpfte Freiheit gänzlich zu genießen. Ihretwegen musste sie die Menschen, die gerade anfingen, wichtig für sie zu werden, meilenweit von sich fortstoßen. Damit verletzte sie leider beide Seiten. Olivia hetzte in Richtung Appartement.
Natürlich war es um diese Zeit in den Straßen von London brechend voll. Wütend bahnte sie sich einen Weg durch die Menge und stieß alle Personen vor sich harscher als nötig zur Seite, doch plötzlich blieb sie stehen.
Der Mann, der zwei Reihen vor ihr lief, den kannte sie! In seinen Nacken war ein Symbol eintätowiert, das Symbol des Kartells. Jemand könnte denken, es wäre unbedeutendes Geschnörkel, aber sie wusste es besser. Ein Plan festigte sich in ihrem Kopf, während sie sich in sicherem Abstand an seine Fersen heftete. Er verließ die überfüllte Innenstadt und schlenderte durch eines der ruhigeren Wohnviertel. Dann bog er wie erwartet in eine Seitengasse ein und brachte Olivia zum Grinsen: Seitengassen und böse Typen waren ein Klischee, aber das Kartell liebte und lebte es. Hier wurden Deals abgeschlossen und Waren ausgetauscht.
Die Dealer waren offensichtlich noch nicht da und so nutzte sie die Gunst der Stunde, schlich sich von hinten an ihn heran und überwältigte ihn. Der Kerl ließ sich mit einem gezielten Schlag von ihr ausschalten. Olivia schleifte ihn ungesehen davon. Ein paar Straßen weiter legte sie ihn ebenfalls in einer kleinen Gasse ab. Daraufhin rief sie Ryan an und gab ihm ihren Standort durch, damit er sie abholen konnte.
Nur zehn Minuten später fuhr er im Wagen mit den getönten Scheiben vor. Er stellte keine Fragen. Ihm war bewusst, dass sie ihm alles mitteilen würde, wenn sie den Zeitpunkt für geeignet hielt. Olivia verstaute den Typ auf der Rückbank und ließ sich neben ihm nieder. Nur für den Fall, dass er während der Fahrt aufwachen würde.
Während Ryan sie nach Hause chauffierte, jagten ihre Gedanken im Kopf hin und her. Von Zayn und seinem verletzten Ausdruck in den Augen bis hin zu der Hoffnung, dass dieser Mistkerl neben ihr wichtige Informationen liefern könnte. Sie wusste nicht, ob er überhaupt über brauchbares Wissen verfügte oder ob Zayn ihr irgendwann verzeihen würde, doch eines wusste sie sicher: Dieser Typ würde ungeheure Schmerzen erleiden und so viel Qual erleben wie noch nie zuvor in seinem armen, kleinen Leben.