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Militia sancti Petri

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Erdmann trug sich also früh mit dem Gedanken an eine Habilitation, er machte sich aber nicht sogleich an die Arbeit. Als das Manuskript der Habilitationsschrift endlich komplett vorlag, blickte er auf 5 ½ Jahre intensiver, aber immer wieder unterbrochener Forschung zurück, kein gutes Beispiel, wie er fand. Anfang 1929 hatte er mit der Arbeit begonnen und der Gegenstand stand von Anfang an fest: »Militia s. Petri, alias das Papsttum und der heilige Krieg im 11. Jahrhundert«.12 Wie in der Dissertation ging es um die frühe Geschichte der Kreuzzugsidee, nun aber auf den Anteil der Päpste bezogen. Erdmanns jetzt schon mehrjährige Beschäftigung mit der Papstgeschichte schlug sich darin nieder. Er hat zwar immer penibel zwischen seinen dienstlichen Pflichten und seiner »Privatarbeit« unterschieden; aber Kehr ließ ihn gewähren, weil er eigenständige Forschung durchaus schätzte, und von den Bedingungen in Rom hat die Arbeit zweifellos erheblich profitiert: von der (nicht nur räumlichen) Nähe zum Vatikan, von den Forschungsmöglichkeiten am Ort sowie von der Atmosphäre im Institut. Gerd Tellenbach hat später erzählt, dass es der Traum der Mitarbeiter gewesen sei, das verschollene Register der Briefe und Urkunden Urbans II. zu finden, also jenes Papstes, mit dessen Aufrufen der Kreuzzugsgedanke Wirklichkeit wurde. So sehr beschäftigte das Thema sie alle. Freilich vergebens: Bis heute konnten nur Spuren des Registers identifiziert werden und dabei wird es wohl bleiben.13 Durch Tellenbach weiß man auch, dass Erdmann das Buch ursprünglich zweien seiner Vorbilder widmen wollte: Friedrich Meinecke (vielleicht weil er mit ihm die geistesgeschichtliche Fragestellung teilte) und Paul Fridolin Kehr.14 Aber da sich sein Verhältnis zu Kehr immer mehr eintrübte und sich die Drucklegung immer weiter verzögerte, zog er mit Bedacht eine andere Widmung vor, die zu den mittlerweile völlig veränderten äußeren Umständen Stellung nehmen sollte. Doch dazu später.

Das Buch wurde schließlich unter dem Titel »Die Entstehung des Kreuzzugsgedankens« publiziert. Vermutlich ging der neue Titel auf die Wünsche des Verlags zurück. Denn fremdsprachige, vollends elitär lateinische Titel schienen im Jahr 1935 nicht mehr opportun.15 Auf Titelblatt und Einband machten sich also die Zeitverhältnisse geltend. Aber schlecht gewählt waren die Worte nicht, wie der über Jahrzehnte hinweg anhaltende Erfolg des Buches zeigt. Dass ein lateinischer Titel den gleichen Effekt gehabt hätte, darf man bezweifeln.

Das Buch bewegt sich zwischen zwei Brennpunkten: dem Gedanken des heiligen Kriegs und der Kirchenreform des 10. und 11. Jahrhunderts. Dass es einen Zusammenhang gab, hätte auch damals, als es publiziert wurde, wohl niemand bestritten. Aber dass sich Erdmann dafür auf Ranke berufen konnte, ließ ihn nicht nur erneut seine Wertschätzung des Altmeisters bekunden; schließlich habe der schon alles Wesentliche gesagt.16 Es gab ihm gleichzeitig Gelegenheit, einen unzureichenden Forschungsstand zu konstatieren: Nur »irgendwie« sei der Zusammenhang erfasst und schon gar nicht begründet worden.17 Es gehe um das Thema »Kirche und Krieg«, also um eine Grundfrage der spätantik-mittelalterlichen Geschichte. Entsprechend weit müsse man ausholen, um die Weichenstellungen des 10. und 11. Jahrhunderts erklären und angemessen einordnen zu können. Deren Abschluss bildete der Kreuzzugsgedanke. Aber von Anfang an stand für Erdmann fest, dass die »eigentlichen« Kreuzzüge mit ihrer Zielrichtung auf Jerusalem und das Heilige Land nur eine besonders augenfällige, aber keineswegs die einzige Form des christlich legitimierten Heidenkriegs darstellten. Christliches Rittertum musste sich nicht ausschließlich in Palästina vollenden. Die Ketzerkreuzzüge des 13. Jahrhunderts seien keine »Abirrungen« oder gar »Entartungen«, sondern von Anfang an mitgedacht worden.18 Der enge Kreuzzugsbegriff, der noch der Dissertation zugrunde gelegt war, hatte sich mit der Erweiterung des Gegenstands und der Perspektive erledigt.

Die Vorgeschichte des Kreuzzugsgedankens, von der Erdmann einleitend handelt, reicht somit weit zurück. Sie hat auch zunächst nichts mit heiligen Kriegen, schon gar nichts mit Kreuzzügen zu tun, sondern nahm vom Begriff des »gerechten Kriegs« (bellum iustum) ihren Ausgang. Der heilige Kirchenvater Augustinus hatte die Weichen gestellt, weitere prominente Autoren ergriffen das Wort. Sie alle trieb eine Grundfrage christlichen Denkens und Handelns um: Durfte ein Christenmensch Waffengewalt ausüben und in welchem Umfang sollte die Kirche an Kriegen teilnehmen können? Gab es für Kriegerheilige wie Georg, Demetrius oder Mauritius überhaupt einen Platz im christlichen Glauben? Oder sollte man dem Beispiel der Thebaischen Legion folgen, die den Gehorsam verweigert und deshalb komplett das Martyrium erlitten hatte? In dem Maße, in dem die Kirche zur Reichskirche wurde und sich das Christentum mit den weltlichen Notwendigkeiten arrangierte, trat der zweite Standpunkt hinter den ersten zurück. Ein Konsens schälte sich allmählich heraus: Ein Krieg durfte als gerecht, die mit ihm verbundene Gewalt als legitim gelten, wenn er ausschließlich zu Zwecken der Verteidigung diente, und wenn er zur Verteidigung des Christentums bzw. der Kirche diente, dann konnte er als bellum Christi oder als ein bellum deo auctore bezeichnet werden. Als Gotteswerk wurde ihm eine gewisse geistliche Weihe zuteil.

Erdmann operierte mit einem weit gefassten Begriff vom heiligen Krieg. Als ein solcher könne »jeder Krieg gelten, der als religiöse Handlung aufgefaßt oder sonst zur Religion in eine direkte Beziehung gesetzt wird«. »Gewaltanwendung um der Religion willen« sei sein entscheidendes Merkmal.19 Das kann man als undifferenziert bemängeln und obendrein einwenden, dass es lange Zeit im lateinischen Schrifttum keine Bezeichnung für den heiligen Krieg gab. Erst im späteren und ausgehenden 11. Jahrhundert wurden sancta bella, und zwar immer gegen die Feinde der römischen Kirche, in Erwägung gezogen.20 Wie später im Fall der Kreuzzüge klaffte die Kluft zwischen Phänomen und Benennung weit auseinander. Als wenige Jahre später Otto Brunner verlangte, mittelalterliche Verhältnisse allein mit den zeitgenössischen Begriffen zu beschreiben, hätte auch Erdmann sich herausgefordert fühlen müssen. Doch dazu hat er nie Stellung bezogen. Ihm war es darum gegangen, all jene Faktoren zu benennen, die zunächst auf die Rechtfertigung, dann die Heiligung der Kriegführung hinwirkten und schließlich in die gedankliche Begründung der Kreuzzugsbewegung einmündeten.

Erdmanns Untersuchung bricht dort ab, wo die Kreuzzüge im herkömmlichen Sinn einsetzten. Sie nimmt nicht nur deren schriftliche Begründungen in den Blick, sondern auch die Symbole und Praktiken, die den religiösen Charakter eines Kriegs für jedermann sichtbar machen sollten – Fahnen zum Beispiel. Damit betrat er ein Forschungsfeld, das von der Mediävistik bis dahin wenig beachtet worden war, aber seinerzeit Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen begann. Man denke nur an Percy Ernst Schramms Studien zu den Bilddenkmälern und Herrschaftszeichen der römisch-deutschen Kaiser, die durch seine engen Verbindungen zu Aby Warburg und seinem Kreis angeregt worden waren.21 Erdmann zitierte Schramm eifrig, ließ sich von ihm beraten und wusste, dass er sich auf einem ungewöhnlichen Weg befand: »Fahnen […] mal was anderes!«, schrieb er an einen ihm nahestehenden Kollegen.22 Schon früher hatte er über Fahnen als Feld- und Herrschaftszeichen geforscht, etwa indem er das Aussehen der alten Kaiserfahne bestimmte und diese mit den päpstlichen Fahnen verglich.23 Dadurch wurde er nicht zum Vexillologen, wie man die Vertreter einer hilfswissenschaftlichen Subdisziplin nennt. Vielmehr nutzte er deren Potenziale, um zu zeigen, wie weltliche Zeichen mit geistlichem Sinn aufgeladen werden konnten. Schließlich stand am Anfang der christlichen Reichsgeschichte eine Fahne: Konstantins Labarum, das das Christusmonogramm trug. Erst recht, nachdem sich das Christentum im Römischen Reich und den Nachfolgereichen konkurrenzlos durchgesetzt hatte, wurden Fahnen gesegnet, Kirchenfahnen in die Schlacht getragen, geweihte Fahnen erbeten, Heilige als Fahnenträger dargestellt und deren Zeichen wundertätige Wirkungen zugeschrieben. Erdmann ging so weit, nicht in gelehrten Erörterungen oder kirchlichen Vorschriften, sondern »im Reiche der Symbole« den »entscheidende[n] Schritt zur Ausbildung des heiligen Krieges« zu erkennen.24 Als dann die Teilnehmer an den Kreuzzügen sich unter eine Kreuzesfahne (vexillum crucis) scharten, durften sie sich in einer weit zurückreichenden und deshalb selbstverständlichen Tradition sehen.

Die Kirche konnte sogar selbst in Kriegen aktiv werden, nämlich dann, wenn es darum ging, den allgemeinen Frieden zu sichern, so geschehen im Verlauf der Gottesfriedensbewegung in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Erdmann spricht von »Friedenskriegen«, die mit »Friedensmilizen« gegen »Friedensverweigerer« geführt wurden.25 Der Geistlichkeit ging es vor allem darum, den weltlichen, zum Kriegshandwerk berufenen Adel auf eine christlich definierte Ordnung zu verpflichten und normierenden Einfluss auf sein Handeln zu nehmen. Die Kirche erstrebte eine »vertiefte Durchdringung der Welt mit [ihren] sittlichen Grundsätzen« und zeigte sich ihrerseits bereit, ihre Haltung zum Krieg und zum Kriegerstand einer weiteren »Revision« zu unterziehen.26 Das weltliche Ritual der Schwertleite wurde in eine geistliche Ritterweihe überführt, das Ideal eines christlichen Rittertums nahm allmählich Gestalt an. Erdmann zitierte einen französischen Autor, der schon am Ende des 10. Jahrhunderts verlangt hatte, dass christliche Krieger sich nicht untereinander bekämpfen, sondern »ihre Waffen gegen die Feinde der Kirche kehren« sollten.27 Der Heidenkrieg wurde hier also gefordert, und zwar mit ausgesprochen offensiver Zielsetzung. Ein Überblick über die dafür infrage kommenden Schauplätze (Spanien, Italien, östlich der Elbe) ergab jedoch kein geschlossenes Bild: »Von einem gleichmäßigen christlich-kriegerischen Expansionsdrang gegen das Heidentum« sei »noch keine Rede«. Erst das Reformpapsttum habe in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts Heidenkrieg und frommes Rittertum zusammengeführt.28

Man kann Erdmanns Buch in zwei ungleiche Hälften aufteilen. Die erste handelt von den Grundlagen, deren der Kreuzzugsgedanke bedurfte, um in Erscheinung zu treten, die zweite vom Wirken der Reformpäpste, das den Gedanken in die Wirklichkeit überführte. Drei von ihnen ziehen alle Aufmerksamkeit auf sich: Leo IX., mehr noch Gregor VII. und natürlich Urban II., mit dem die kanonisierte Kreuzzugsgeschichte beginnt. Leo kommt immerhin das Verdienst zu, als erster Papst über eine eigene Truppe verfügt zu haben, die unter päpstlicher Flagge für die Reform der Kirche kämpfte. Ihre Toten wurden als Märtyrer betrachtet. Den Lebenden wurde der Erlass von Bußstrafen, also Ablass, in Aussicht gestellt. Für Erdmann war Leo ein »kriegerischer Hirte« und »Eiferer für die Reform« zugleich, »der erste Papst, der grundsätzlich seine Kriege aus der Religion herleitete, sie mit den Geboten der Kirche in Einklang brachte und den kriegerischen Geist des Heeres mit kirchlichem Sinn durchdrang«.29 Aber Leo regierte nicht lange, sodass die weiteren Schritte auf dem von ihm eingeschlagenen Weg von seinen Nachfolgern gegangen wurden. So wurde ein spanischer Feldzug in Formen geführt, die ihm in der Forschung das Attribut eines »Vorkreuzzugs« eintrugen.30 Denn es handelte sich um einen Heidenkrieg mit päpstlicher Unterstützung, gefördert durch den Erlass von Bußstrafen.

Mehr noch trieb Gregor VII. die Entwicklung voran. Welche Rolle er spielte, gibt Erdmanns Buch schon in den Proportionen wieder: Vier von zehn Kapiteln sind seinem Pontifikat vorbehalten. Dabei gehörte Erdmann nicht zu Gregors Verehrern. Er nannte ihn den »kriegerischste[n] Papst, der je auf Petri Stuhl gesessen hat«,31 und ließ nie einen Zweifel daran, dass er das für ein Übel hielt, nicht für eine Tugend. Bis in seine Sprache hinein habe sich Gregors streitbares Denken bemerkbar gemacht. Das Bibelwort: »Verflucht, wer seinem Schwerte das Blut missgönnt« (Jeremia 48,10) habe er besonders gerne zitiert.32 Die wenig früher formulierte Zwei-Schwerter-Lehre, deren eines der Papst, das andere der Kaiser zu führen habe, stand ihm zwar vor Augen; aber er wollte notfalls beide gebrauchen, das geistliche und das weltliche zugleich. Erdmann hielt das alles für überspannt, und dass eine Frau, die Gräfin Mathilde von Tuszien, sich rastlos in Kriegen für die Kirche verzehrte, schien ihm geradezu »unnatürlich« zu sein.33

Doch ungeachtet der weltanschaulichen Distanz, die Erdmann an den Tag legte: Seine symbol- und ideengeschichtlichen Untersuchungen zeigen, worin Gregors Beitrag zur Entstehung des Kreuzzugsgedankens bestand. Denn einerseits setzte er fort, womit seine Vorgänger begonnen hatten, als sie verbündeten Herrschern »Petersfahnen« verliehen. Erdmann nimmt sogar an, dass Gregor schon als Archidiakon Hildebrand daran »hervorragend beteiligt« war.34 Andererseits verstand er das Feldzeichen als Symbol einer »Ritterschaft des hl. Petrus« (militia sancti Petri), die er dem weltlichen Adel empfahl. Für Erdmann war das »der zentralste Begriff«.35 Denn mit ihm kam völlig Neues zum Ausdruck. Hatte bis dahin nur das certamen spirituale des Asketen, der geistliche Kampf im Kloster, als militia Christi gegolten, so propagierte Gregor auch und vor allem den wirklichen Krieg im Namen und Interesse der römischen Kirche als Dienst an Gott. Er dachte dabei vor allem an deren Feinde im Inneren, an Schismatiker und Ketzer. Aber auch ein Feldzug gegen die Muslime im Nahen Osten war geplant.

An Gregors Unbedingtheit schieden sich die Geister. Seine Gegner warfen ihm vor, die Belange von Kirche und Welt zu vermischen. Der Papst habe den Menschen »ein Fenster der Bosheit« geöffnet.36 Seine Anhänger dagegen hielten einen Krieg gegen Ketzer und Schismatiker für legitim. Einer von ihnen verstieg sich sogar dazu, ein Bibelwort (Matthäus 5,10) in sein genaues Gegenteil zu verkehren und dafür die Autorität des Kirchenvaters Augustinus in Anspruch zu nehmen: »Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung ausüben.«37 So tief und so radikal hatte sich der Gedanke der Gewaltausübung durch und für die römische Kirche in die allgemeine Debatte eingegraben. Erdmann sprach – wiederum in Anlehnung an Ranke – von einer »hierarchischen Kreuzzugsidee«.38 Gleichzeitig habe sich das »populäre«, ritterliche Verständnis eines heiligen Kriegs weiter verfestigt. Das zeige sich etwa in der zunehmenden Verehrung von Ritterheiligen (Georgs vor allem) oder in Heldenepen wie dem Rolandslied, das den Heidenkrieg christlich verklärte und dafür geistlichen Lohn versprach. Der Krieg gegen die Heiden stand denn auch im Fokus des sich entfaltenden ritterlichen Ethos. Der innerkirchliche Kreuzzug, den Gregor favorisierte, spielte hier allenfalls marginal eine Rolle. Mit dem Heidenkrieg aber ließ sich zwanglos die Wallfahrt ins Heilige Land verbinden: »Der Gedanke eines abendländischen Kriegszugs auf Jerusalem war im 11. Jahrhundert nichts Unerhörtes.«39

Für Gregor VII. war ein solches Unternehmen nicht wirklich von Belang. Über ein Planspiel ging sein Interesse nicht hinaus. Aber sein Nachfolger Urban II., weniger dogmatisch veranlagt und zu Konzessionen an die Kritiker bereit, fasste militia sancti Petri und Heidenkrieg zu einem allgemeinen Kreuzzug zusammen. Seine Herkunft aus Frankreich, wo die Gottesfriedensbewegung entstanden war und schon die spanischen Heidenkämpfe viel Zuspruch erhalten hatten, habe ihn für den Kreuzzugsgedanken geradezu »prädestiniert«.40 Mit »unvergleichlicher Geschicklichkeit«41 habe er den Zeitgeist erfasst und auf ein besonders attraktives Ziel hingelenkt. Indem er die Jerusalemsehnsucht der Wallfahrer ansprach und sie mit der Gewaltbereitschaft der Kreuzfahrer verband, sei die Heilige Stadt zum »Marschziel« geworden; aber »Kriegsziel« sei der Sieg über die Muslime geblieben.42 Indem er einen von P. F. Kehr bei seiner »Eroberung« der spanischen Archive entdeckten Kreuzzugsaufruf neu datierte und erstmals interpretierte, hob er die Gleichwertigkeit der Kriegsschauplätze Spanien und Palästina hervor.43 Hier wie dort seien jene Kernelemente zu finden, die die Kreuzzüge in ihrer kompletten Form kennzeichnen sollten: geistliche Führung, innerer Friede, Ablass, Kreuznahme und Fahnenweihe. Urban hatte also an Traditionen angeknüpft und gleichzeitig etwas Neues geschaffen. Daraus habe sich ein »Ineinander von historischer Kontinuität und Revolution« ergeben, »wie es den bewegenden Ereignissen der Weltgeschichte eigen ist«.44 Mit diesen lapidaren, fast schon banalen Worten endet das Buch.

Fackel in der Finsternis

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