Читать книгу Neumondnacht - Günter Neuwirth - Страница 16
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ОглавлениеAlbrecht startete den Motorroller, schob ihn ein Stück vor, so dass der Ständer hochklappte, und fuhr gemächlich los. Die Straße war dunkel und still, die Arbeit getan, er war müde und freute sich auf eine Dusche. Am meisten freute er sich, still und leise zu Chantal unter die Bettdecke zu kriechen. Wahrscheinlich würde die kleine Sofie ebenfalls im Ehebett anzutreffen sein, Sofie trippelte fast jede Nacht vom Kinderzimmer in das elterliche Schlafzimmer, um sich dort zwischen Mama und Papa zu kuscheln.
Wie froh er war, nicht der Chef eines großen Restaurants zu sein. Der Chef musste als Erster kommen und als Letzter gehen. Kein beneidenswerter Job, wie Albrecht fand. Wenn er den passenden Ort für sein Lokal gefunden haben würde, dann würde er sich nicht in das Pflichtenkorsett eines Sternerestaurants hüllen, würde mit Witz und Pfiff kreative Gerichte für seine Gäste zubereiten, Chantal würde die Theke bedienen, sie würden sich ein paar nette Kellner und Kellnerinnen suchen und viel Spaß haben. Nicht mehr lange, so hoffte Albrecht, und sie würden sich ihren Traum von einem eigenen Gasthof erfüllen können. Und wenn Albrecht erst einmal die Küchenarbeit so gestalten könnte, wie er sich das seit Langem vorstellte, dann würden sich Gäste bestimmt auch ohne großes Werbebudget einstellen. Werbung, das war Albrechts felsenfeste Überzeugung, mussten nur mittelmäßige Lokale machen, gute Lokale fanden von alleine Gäste.
Er lenkte, seinen Gedanken hingegeben, den Roller mit mäßiger Geschwindigkeit über die nächtlichen Straßen und näherte sich Aschach. Eine letzte Kurve noch.
Albrecht stieg mit aller Kraft in die Bremse. Der Roller schlingerte. In letzter Sekunde konnte er dem schnellen Auto ausweichen. Auf dem Bankett kam der Roller zum Stehen. Albrecht schaute mit plötzlich rumorendem Puls über seine Schulter und sah nur noch sich schnell entfernende rote Lichter. Der Wagen hatte nicht gebremst. Hatte der Fahrer überhaupt bemerkt, dass er in der Kurve auf die Gegenfahrbahn gekommen und einen Zweiradfahrer um ein Uhr früh beinahe gegen die Bäume geschleudert hätte?
Albrecht schnappte nach Luft. Er wusste, wessen Auto ihn um ein Haar ins Krankenhaus gebracht hatte. Er stieg vom Roller, hockte sich hin und inspizierte die Reifen. Waren sie vom Rollsplitt beschädigt worden? Er hörte ein weiteres Auto hinter seinem Rücken vorbeifahren. Die Reifen waren in Ordnung, er hatte Glück gehabt.
Albrecht brachte sein Fahrzeug wieder auf die Straße, setzte sich darauf und fluchte, nicht in französischer Sprache, vielmehr in derbem Oberösterreichisch. Er gab Gas.