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Schon am offenen Schlagbaum zum Areal stand ein Polizist, der ihr, als er ihr Auto nahen sah, zuwinkte und die Richtung wies. Christina lenkte ihren Dienstwagen an einem flachen Fabrikbau und mehreren abgestellten Lastwägen vorbei auf einen hohen Betonkubus zu. Sie zählte zehn Laderampen. Neben den Laderampen befand sich ein vergleichsweise kleines Tor zur Lagerhalle. Vor diesem Tor standen vier Streifenwagen und ein schwarzer BMW. Die Kollegen des Stadtpolizeikommandos sicherten den Zugang zur Lagerhalle weitläufig mit Absperrband. Sie parkte ihren Wagen neben den Streifenwagen und katapultierte sich heraus. Gespannt wie eine Feder trat sie auf drei Polizisten, einen Mann eines Wachdienstes und einen Mann in Zivilkleidung zu. Ihren Kollegen nickte sie zu, dem Mann des Wachdienstes und dem Privatmann schüttelte sie zur Begrüßung die Hände und stellte sich pauschal der Runde vor.

„Guten Morgen, meine Herren, Kayserling, Kriminalreferat Steyr. Wer sind Sie bitte? Und was machen Sie hier?“

Ihr Ton war forsch, der angesprochene Mann schaute sie eingeschüchtert an.

„Anzengruber, Gernot. Ich bin Lagerleiter hier.“

„Sie haben also die Schlüssel zur Lagerhalle?“

„Ja, die habe ich.“

„Ich habe Herrn Anzengruber angerufen“, warf der Mann des Wachdienstes ein. „Bei Problemen ist das die Vorgangsweise.“

„Und ich bin dann gleich hergefahren. Wohne ja nur paar Minuten von hier.“

„Und Sie haben den Vorfall entdeckt?“, fragte Christina den Mann des Wachdienstes.

„So ist es. Ich habe um fünf Uhr sieben das Areal betreten und die normale Runde gemacht. Da ist mir gleich das Graffiti aufgefallen. Und dann bin ich reingegangen. Um fünf Uhr zwanzig habe ich die Leiche entdeckt. Und gleich Alarm geschlagen.“

„Ein Graffiti? Davon hast du am Telefon nichts gesagt“, sagte Christina an Raimund gerichtet.

„Wir schauen es uns dann gleich an“, meinte er ausweichend. „Haben Sie in der Zeit, bevor der erste Streifenwagen da war, irgendjemanden entdeckt? Ein wegfahrendes Auto? Eine flüchtende Person?

Irgendetwas?“

„Nein, nichts“, antwortete der Mann des Wachdienstes.

Die Mienen der Männer waren regungslos.

„In Ordnung. Bleiben Sie bitte noch hier, bis die Spurensicherung gekommen ist. Vielen Dank, meine Herren.“

Raimund winkte Christina, zu zweit marschierten sie um die Halle herum. „Da ist das Graffiti“, sagte Raimund.

Christina trat ein paar Schritte zurück und las das in riesigen, leuchtend roten Lettern auf die glatte Betonmauer gesprühte Wort. MORD. Sie blickte um sich, sie sprach zu Raimund und doch zu sich selbst.

„Also der oder die Täter könnten über den Zaun geklettert sein. Da drüben ist der Wald, knapp dreißig Meter freies Feld ist in der Nacht kein Hindernis. Der Drahtzaun ist vier Meter hoch, leicht zu bewältigen, die Rückseite der Halle schaut völlig still aus, die Abfallcontainer dort drüben bieten Sichtschutz. Ich sehe keine Videokameras. Der Eingangsbereich wird mit Video überwacht, habe ich gesehen.“

Raimund nickte zustimmend.

„Keine Kameras auf der Hinterseite.“

„Was ist mit der Alarmanlage?“

„Die Halle ist gesichert, der Zaun nicht.“

Christina nahm einen Notizblock aus ihrer Handtasche und fertigte eine Skizze an.

„Entweder waren es zwei Täter oder einer mit einer Leiter. Die Buchstaben sind ja mindestens zweieinhalb Meter hoch.“

„Und in dieser Größe auch von der Straße dort drüben zu sehen“, sagte Raimund und wies auf die Durchzugsstraße, auf der sich die ersten Autos des Morgens bewegten.

„Das könnte der Sinn der Übung gewesen sein. In jedem Fall muss die Spurensicherung hier alles checken.“

Raimund blickte auf seine Armbanduhr.

„Wo bleibt die Bande bloß? Die brauchen immer eine Extraeinladung.“ Christina steckte den Block ein und blickte zur Straße hinüber.

„Meckere nicht immer gleich herum, da kommen sie ja.“

Neumondnacht

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