Читать книгу Ideengeschichte der Psychotherapieverfahren - Группа авторов - Страница 29
3.2.4 Die vierte Welle: Selbststeuerung und Selbstkontrolle
ОглавлениеCoping und Soziale Kompetenz verlangen, dass die Person über eine hinreichende Fähigkeit zur Selbststeuerung und Selbstkontrolle verfügt. Nach Kanfer und Saslow (1965; 1974) gehört dazu die Selbstbeobachtung, -bewertung und -verstärkung. Während die Konzepte der klassischen und operanten Lerntheorie oder der Copingtheorien noch davon ausgingen, dass Verhaltensprobleme wesentlich von aktuellen Kontingenzen abhängen, rückte als nächstes Problem in den Fokus, dass es auch von Bedeutung ist, Verhalten unter einer Nachhaltigkeitsperspektive zu steuern (z. B. in die Schule gehen, obwohl es kalt und der Lehrer bedrohend ist). Selbstkontrolle kann in diesem Sinne definiert werden als Fähigkeit zum Belohnungsaufschub oder eine Verhaltenssteuerung unter Einfluss von Langzeitverstärkern. Selbstkontrolle ist unverzichtbar, um sich von äußeren Gegebenheiten unabhängig zu machen. Dies ist besonders bei komplexen und sozialen Verhaltensabläufen von Bedeutung.
Damit gewannen kognitive Strategien an Bedeutung. So setzten Meichenbaum und Goodman (1971) beispielsweise bei der Behandlung von hyperaktiven Kindern Selbstinstruktionen bzw. Selbstgespräche zur Verhaltenssteuerung ein. Die Selbststeuerung oder Selbstbeherrschung wurde dann auch bei der Bewältigung von Ängsten, chronischen Schmerzen oder bei der Vorbereitung auf belastende Situationen im Sinne einer Stressimpfung (stress inoculation), eingesetzt (Lazarus, 1966). Zu den therapeutischen Techniken gehören beispielsweise interne Dialoge, idealisierte Selbstimagination oder kognitives Rehearsal (Linden & Hautzinger, 2015). Dies sind Techniken, die heute zum Standardrepertoire jedes Verhaltenstherapeuten bei unterschiedlichsten Therapieformen gehören.