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3.2.10 Die zehnte Welle: Positive Psychotherapie

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Die bislang beschrieben VT-Konzepte sind primär auf die Bewältigung von Negativgefühlen ausgerichtet, die es zu ändern oder zu ertragen gilt. Einen bedeutsamen Schritt weiter geht das u. a. von Seligman (Seligman & Csikszentmihalyi, 2000) formulierte Konzept der »positiven Psychologie«. Es ist seit Langem grundlagenpsychologisch bekannt, dass positive und negative Gefühle nicht als eindimensional dichotom zu verstehen sind, sondern in einem additiven Verhältnis zueinander stehen. Man kann nebeneinander positive und negative Gefühle haben, glücklich und unglücklich zugleich sein (Watson, Clark & Tellegen, 1988). Therapeutisch folgt daraus, dass es auch sinnvoll sein kann, nicht nur die negative Befindlichkeit zu verringern, sondern gezielt die positive zu fördern. Von daher war es ein wichtiger Entwicklungsschritt, eigene Therapiestrategien zur Förderung positiver Gefühlszustände zu entwickeln. Dazu gehört die Förderung von Resilienzfaktoren wie Optimismus, Hoffnung und Zukunftsorientierung, von Mut, Realitätssinn, oder die Förderung positiver Erlebnisse und Aktivitätsaufbau.

Die Förderung positiven Erlebens wurde bereits von Lutz (1983) und Koppenhöfer (2004) als »euthyme Therapie« oder »Genusstherapie« beschrieben, mit einer Reihe sehr konkreter Therapietechniken. Ziel ist es, positive Emotionen, Sich-Wohlfühlen, Freude, und Genussfähigkeit zu fördern. Das Metaziel ist, dass Patienten lernen, sich fürsorglich an die Hand zu nehmen. Es werden eine differenzierte sinnliche Wahrnehmung mit Aufmerksamkeitslenkung auf angenehme Ereignisse sowie hedonistische, Genuss bejahende (Lebens-)Regeln vermittelt. Durch »Hausaufgaben« wird der Transfer in den persönlichen Alltag gefördert.

Ein weiterer Therapieansatz, der darauf abzielt, unmittelbar die Kontingenzen positiver Emotionen zu klären und darauf aufbauend positives Erleben zu fördern, ist die »Wohlbefindenstherapie« (Wellbeing-Therapy) nach Fava et al. (1998). Während in der Verhaltenstherapie traditionellerweise die Kontingenzen für schlechte Stimmung analysiert werden, fragt die Wellbeing-Therapy nach den Bedingungen positiver Stimmungen. Die Patienten werden angehalten, durch eine strukturierte Selbstbeobachtung Momente des Wohlbefindens zu identifizieren. Im nächsten Schritt wird dann herausgearbeitet, welche Gedanken und Handlungen dazu beigetragen haben. So wird gelernt, dass Wohlbefinden nicht die Folge externer Faktoren ist, sondern etwas, das man selbst beeinflussen kann.

Ideengeschichte der Psychotherapieverfahren

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