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3.2.6 Die sechste Welle: Emotionspsychologie

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Die kognitive Theorie ging von dem Postulat aus, dass die Art wie Menschen die Welt wahrnehmen und interpretieren, über die emotionale Reaktion entscheidet, eine Erkenntnis, die auch schon in der Antike von dem Stoiker Epiktet formuliert wurde. Bei der therapeutischen Arbeit wurde jedoch schnell erkennbar, dass ebenso gilt, dass das Denken von Menschen, die Erinnerungen, die Wahrnehmungen und die Bewertungen wesentlich durch ihre Emotionen bestimmt sind. Grundlagenpsychologisch wurde dies bestätigt durch Experimente zum zustandsabhängigen Denken (state dependent reasoning) oder zustandsabhängigen Erinnerns (state dependent memory) gezeigt (Eich & Metcalfe, 1989) oder Entwicklung der Emotionsregulation (Campos, Campos & Barrett, 1989). Wenn positive oder negative Emotionen induziert werden, dann ändert sich parallel dazu die Aufmerksamkeitslenkung, die Erinnerung und die Weltinterpretation.

Psychotherapeutisch stellte sich also die Frage, wie Emotionen unmittelbar beeinflusst werden können. Hinzu kamen auch Erfahrungen mit psychischen Störungen, die als primäre Emotionsregulationsstörungen anzusehen sind, deren aktueller affektiver Zustand nicht über vorauslaufende Kognitionen erklärt werden kann, wie z. B. die Affektlabilität bei der Borderlinestörung (Linden & Vilain, 2011). Großen Einfluss hatte das Konzept der Dialektischen Verhaltenstherapie von Marsha Linehan (1987). Sie beschrieb eine Reihe von sog. »Skills«, mit denen die eigene Emotionalität beeinflusst oder zumindest partiell kontrolliert werden kann. Dazu gehört die Einsicht, dass die eigenen Emotionen ein primärer Teil des Problems und damit wichtiger als äußere emotionsanstoßende Rahmenbedingungen sind. Es wird eine nüchterne Wahrnehmung der eigenen Emotionen geschult, Umbewertungen ihrer Wertigkeit vorgenommen, Akzeptanz eingeübt, Übungen zur Aufmerksamkeitslenkung gemacht, gezielt angenehme Emotionen gefördert durch Vorstellungen, körperliche Aktivitäten oder einen gezielten Aktivitätsaufbau oder Entspannungsverfahren durchgeführt. Inzwischen finden sich Bezüge zu solchen emotionsregulierenden Techniken transdiagnostisch in nahezu allen VT-Anwendungen.

Ideengeschichte der Psychotherapieverfahren

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