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4 Ideengeschichte der Humanistischen Psychotherapie Mark Galliker 4.1 Einführung

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Die Humanistische Psychologie bildete sich seit den frühen 1960er Jahren in den USA als »Third Force« zwischen der klassischen Psychoanalyse und dem die Menschen objektivierenden Behaviorismus heraus. Sie stellte sich gegen das orthodoxe Therapieverständnis sowie gegen die Übertragung des naturwissenschaftlichen Paradigmas auf die Psychologie und rekurrierte auf geisteswissenschaftliche Ansätze der Psychologie.

Die Humanistische Psychologie wurde durch Emigranten aus Europa (u. a. Charlotte Bühler) sowie durch amerikanische Pragmatisten beeinflusst (Hutterer, 1998/2006). Letztere beeindruckten u. a. Friedrich (bzw. Fritz) Perls und mit ihm die Gestalttherapie. Paul Goodman, ein Mitautor der grundlegenden Werke der Gestalttherapie im deutschsprachigen Raum (Perls, Hefferline & Goodman, 1979) war Vertreter der Chicagoer Schule des Pragmatismus (u. a. von John Dewey, George Mead).

Die Gestalttherapie und stärker noch die Gestalttheoretische Psychotherapie waren v. a. durch die akademische Psychologie in Europa geprägt, insbesondere durch die vor dem Zweiten Weltkrieg innerhalb der damaligen Psychologie führende Gestaltpsychologie (u. a. von Köhler und Koffka der sog. Berliner Schule). Die an der Gestalt orientierten Psychotherapeuten waren auch von Max Wertheimers Phi-Phänomen, seiner Theorie der Wahrnehmung sowie den Gestaltgesetzen beeindruckt. Kurt Goldsteins ganzheitliche organismische Theorie und Kurt Lewins feldtheoretischen Konzepte und Untersuchungen trugen ebenfalls zur Entwicklung dieser Humanistischen Therapieverfahren bei (vgl. u. a. Amendt-Lyon, 2011, S. 205).

Die Humanistische Psychologie intendierte die Erneuerung der Psychologie in der Tradition des Humanismus, der Lebensphilosophie und ihrer Vorfahren (u. a. Herder, Jakobi, Schelling, Schopenhauer, Schleiermacher, Nietzsche, Bergson), der Völkerpsychologie (v. a. Lazarus und Steinthal) sowie der Geisteswissenschaftlichen Psychologie (u. a. Dilthey, Brentano, Meinong), der Phänomenologie (u. a. Husserl, Scheler) sowie der existenzialistischen Ansätze und der daseinsanalytischen Ansätze (Kierkegaard, Heidegger, Jaspers, Sartre).

Auch die Psychoanalyse übte einen gewissen Einfluss auf die Humanistische Psychologie und Psychotherapie aus, insbesondere in der Modifikation des Freud-Schülers und späteren Freud-Kritikers Otto Rank (vgl. Pfeiffer, 1988, S. 9). Rank entwickelte Positionen, die der Neoanalyse (u. a. Horney, Fromm, Sullivan) nahestanden oder diese teilweise auch beeinflussten (vgl. u. a. Wyss, 1961/1977, S. 264).

1962 gründeten Charlotte Bühler (1893–1974), Abraham Harold Maslow (1908–1970) und Carl Ransom Rogers (1902–1987) sowie andere humanistisch gesinnte Psychologen die »American Association for Humanistic Psychology«. Sitz der neuen Gesellschaft war San Francisco, ihr erster Präsident James Bugental.

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